Der Staudamm von Vernagt wurde zwischen 1953 und 1956 gebaut, dabei waren 600 Arbeiter beschäftigt. Acht Gebäude des Dorfes mussten dem Bau weichen, noch heute ragt die Spitze des Turms der alten Kirche bei niedrigem Wasserstand aus dem See. Das Wasserkraftwerk Naturns konnte dann 1963 nach fünf Jahren Bauzeit in Betrieb genommen werden. Heute wird das Werk von der Alperia betrieben und erzeugt eine durchschnittliche Jahresproduktion von 304.000.000 kWh an sauberem Strom. „Im Jahr 2023 läuft die Konzession für das Werk aus. Dann findet eine Ausschreibung statt, bei der der beste Bieter den Zuschlag erhalten wird“, berichtete Energielandesrat Richard Theiner kürzlich bei einem Treffen mit Naturnser Gemeindevertretern. Ein Bewertungskriterium bei der Neuvergabe werden auch die so genannten Umweltgelder sein. Das bedeutet, dass der neue Konzessionär für die Wassernutzung an die Gemeinden im Einzugsgebiet eine Abgabe zahlen muss. „Diese Umweltgelder können die Gemeinden dann für sinnvolle Ausgleichsmaßnahmen verwenden, wie zum Beispiel für Verbesserungen und Schutzmaßnahmen am Kraftwerk selbst, für die Verlegung der großen Stromexportleitungen oder für andere Renaturalisierungen oder Sensibilisierungsprojekte“, erklärt Bürgermeister Andreas Heidegger. Für Naturns könnte sich dann ein großer Wunsch erfüllen. „Seit Jahren planen wir, die Hochspannungsleitungen aus den Wohnzonen zu verlegen. Eine unterirdische Neuverlegung war aber für die Gemeinde bisher schlichtweg nicht finanzierbar – mit den Millionen aus den Umweltgeldern wird das aber realistischer“, unterstreicht Gemeinderat Zeno Christanell, der 15 Jahre lang als Referent für die Energie zuständig war. Auch die Mitglieder des Naturnser Gemeindeausschusses schließen sich dieser Meinung an und sehen in der Neuvergabe eine große Chance, die Lebensqualität in den betroffenen Zonen zu steigern. „Diese Möglichkeit müssen wir am Schopf packen. Bisher haben wir kaum vom Kraftwerk profitiert, nun aber ist eine faire Beteiligung an der Wertschöpfung greifbar“, meint etwa Vize-Bürgermeister Helmut Müller.
Einen Haken hat die Sache aber noch. „Es gibt in Südtirol derzeit kein gültiges Vergabegesetz für die Großwasserkonzessionen. Dieses muss der neue Landtag erst 2019 beschließen“, merkt Richard Theiner an. „Deshalb ist es wichtig, dass Naturns, Schnals und Kastelbell/Tschars im nächsten Landtag bestmöglich vertreten sind“, meint der Landesrat.
Es wird vereinbart demnächst ein Treffen mit den Bürgermeistern aller drei Gemeinden zu planen, um sich rechtzeitig auf eine gemeinsame Vorgangsweise bei der Großwasserkonzession des Kraftwerkes vorzubereiten und auf dem Laufenden zu bleiben.
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