Der Bildhauer Tomas Eller und der Literat Toni Bernhard besorgten diese Auswahl in mühevoller Kleinarbeit und so entfaltet sich das Leben des Extrembergsteigers vor unseren Augen wie in einem Film, als Schauspiel.
Leben im „Siebten Himmel“ bedeutet Leben im Liebesrausch, wie im Himmel also. Patscheider führt uns hinauf zu den höchsten Spitzen, die als weißgekleidete Bräute auf den Geliebten warten.
Am 15. Juli 1998 endet das Leben des Bergführers unter einer Eislawine am Grand Combin in den Walliser Alpen in der Schweiz. Das Bild im Buch auf Seite 176 zeigt seine Familie mit den drei Kindern, mit der Ehefrau Sybille und der jetzt 93jährigen Mutter Barbl Patscheider. Auf Seite 64 zeigen zwei Bilder die Erfrierungen an den Zehen und auf Seite 15 nimmt uns der Reinhard mit ins sturmsichere Zelt. Dort schreibt er in sein Tagebuch: „Das ist meine Art bergzusteigen oder die Natur zu erleben und wenn ich alleine, wie ich das meistens mache, durch sie wandre oder klettre, dann spüre ich ihre Jahrtausende alte Ruhe auf mich übergreifen. Auf Seite 31 folgt noch der Satz: „Nur wer am Berg wirklich ist, der kann sich am Berg verwirklichen. R.P. Matterhorn Nordwand“.
Dann verlassen wir das schützende Zelt und gehen hinaus in die dünne Luft. Wir sind im Reich der Ideen. Im Siebten Himmel. Die Gedanken vermischen sich mit dem Weiß der Schneemassen. Formen und Gestalten überall. Blau und weiß und schwarz.
Das Atmen hat sich verändert. Leise legt sich Musik ins schauende Denken. Harmonien aus den Sphären. „Die Sonne tönt nach alter Weise“ - das wusste bereits Goethe. Das ist es also, was den Reinhard in die Berge lockt: Der Gesang der himmlischen Heerscharen.“Es wechselt Paradieseshelle mit tiefer, schauervoller Nacht“ lesen wir weiter in Goethes Faust. Und jetzt weiß ich, was der Siebte Himmel ist: Der Ort des reinen Glücks. Die Symphonie der Berge. Der Anblick gibt den Menschen Stärke. Er beginnt zu beten: „Und alle deine hohen Werke sind herrlich wie am ersten Tag“. Der Siebte Himmel, eine uralte Jenseitsvorstellung über das Sprengen der irdischen Grenzen. Wir steigen immer höher, überwinden die Schwere des Körpers, bekommen zusätzliche Kraft durch unser Denken. Alles wird Musik, bis wir das Unhörbare hören: Das Tönen der Sonne.
Hans Wielander
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