Dienstag, 29 August 2017 00:00

„Hab’ Schneggen verkauft“

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s17 140755Es war einmal... So beginnen viele Märchen und so auch die Geschichte eines kleinen Bergbua, welcher 1947 in Sulden geboren wurde. Armand Reinstadler der in seinem Heimatort von allen nur “Schuale“ (sein Urgroßvater war Lehrer in Sulden ) genannt wird, erzählt vom steinigen Beginn seines noch so jungen Lebens.

von Cornelia Knoll

Bereits mit 3 Jahren wurde er mit dem frühen Tod seines Vaters konfrontiert. Dieser kam nach dem Krieg krank nach Hause; und starb bald darauf. Nur ein Jahr später verstarb auch Armands Schwester, ein Jahr später wurde seine Mutter zu Grabe getragen.


Der “Schuale-Bua“ wurde nun gemeinsam mit seinem Bruder von seiner Nandl liebevoll im kleinen “Schuale-Hüttl“ aufgezogen. Wenn auch unter ärmlichsten Verhältnissen lebend, entwickelte sich Armand zu einem sehr selbstbewussten Kind, der voll Freude und Intelligenz den Kampf ums tägliche Dasein meisterte.
Hochwürden Leiter, damaliger Pfarrer von Sulden beförderte den spitzbübischen kleinen Armand zum Kantor und Lektor in der Kirche. Nebenbei verdiente er sich als Ministrantenchef und durfte bereits mit 8 Jahren die Glocken der Kirche händisch läuten.
Eines Tages wollte Armand die schwerste, die 4. Glocke alleine läuten. Stunden vor der Messe zog und zog er an den Seilen der tonnenschweren Glocke, um sie zum Schwingen zu bringen, doch dann verselbständigte sich diese und läutete wild durch das stille Suldental. Aufgeschreckt eilte Pfarrer Leiter herbei, stürmte den Glockenturm hinauf um den Verursacher dieses ganz und gar nicht heiligen Lärms zu stellen. Doch da war niemand….Klein Armand war längst am Seil hinauf in die Glocke geklettert, zog seine Beine an und verhielt sich mucksmäuschenstill bis Hochwürden wieder abgezogen war.
Leider sperrte dieser den Turm ab und so gab es nur mehr ein kleines Fenster in 20 m Höhe um wieder in die Freiheit zu gelangen. Kurzerhand nahm Armand das Seil der 2. Glocke, warf es über den Sims und seilte sich mutig mit aufgeschürften Händen in die Tiefe ab.
Um sich ein Taschengeld verdienen zu können erdachte sich der besitzlose Volksschüler ganz spezielle Erwerbsquellen. An wohlhabendere Schulkameraden verkaufte er für 10 Lire kleine Schnecken, welche in einem Karton mit Gras zur vollen Größe heranwachsen sollten. Dass diese Schnecken nur mit Erde gefüllte leere Schneckenhäuser waren, bemerkten seine gutgläubigen Kunden jedoch nie.
Eigentlich hoffte man insgeheim, dass der intelligente Suldner irgendwann einmal Pfarrer werden könnte und sandte ihn so ins Vinzentinum. „3 Johr Latein und nocher a nu Griechisch? Na, des isch nix für mir gwesn“, lacht der heutige Großvater einer Enkeltochter. „Do bin i liaber wieder hoam gongen.“
Im Winter vergnügte sich die Suldner Jugend auf den Skipisten. Während andere auf neuestem Skiwerk perfekte Schwünge auf den Pisten zogen, war Armand mit seinen alten kantenlosen Holzbrettern gezwungen, einfach kerzengerade hinunter durch den Wald zu fahren.
„Zuerst haben die mich ausgelacht, weil ich nur rasend schnell durch die Bäume gewedelt bin“, erzählt er. „Doch so wurde ich zum besten Tiefschneefahrer unseres Tales.“
Diese Kenntnisse halfen Armand später beim Militär im Aosta Tal. Kurzerhand stellte er sich dort frech als geprüfter “Maestro di Ski“ vor und behauptete Spezialist in der Ausbildung von Militär-Hilfsskilehrern zu sein. Diese kleine aber effektive Notlüge bewahrte ihn vor dem mühseligen „Naioni-Dasein“, bescherte ihm stattdessen Lob und Bewunderung von seinen Hauptmännern, die so vom „piccolo altoatesino“ das Skifahren lernten.
Auch als Bademeister erlebte der Suldner seine Erfolge. Er konnte zwar nicht schwimmen doch dies hielt Armand nicht davon ab sich mutig für die Stelle in einem Freischwimmbad zu melden. Mit sportlicher Begabung brachte sich der junge Mann in kürzester Zeit das Tauchen und das Unterwasserschwimmen dort selbst bei und niemand merkte, dass er eigentlich kein geprüfter Bademeister war.
Jahre später verschlug es ihn nach Deutschland wo er für die Instandhaltung von Tennisplätzen zuständig war. In seiner freien Zeit trainierte er nebenbei heimlich selbst das Tennisspielen und konnte alsbald in Hannover die Tennislehrer-Prüfung ablegen.
Damals lernte er auch seine Frau Carmen kennen, zog 1975 mit seiner 4-köpfigen Familie wieder nach Hause zurück, absolvierte die Skilehrerprüfung, um auf Suldens Pisten sein Brot verdienen zu können. In Latsch, Prad und Schlanders arbeitete er weiterhin auch als Tennislehrer.
Diego Maradonna sowie Roberto Blanco waren seine gelehrigen Tennisschüler. Gäste aus aller Welt lehrte er den perfekten Schwung im Tiefschnee.

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