Der Malser Kirchtag ragt in seiner Bedeutung weit über die Kirchtage anderer Ortschaften. Weil die Malser Bürgerschaft schon immer eine stolze und selbstbewusste war und auch heute noch ist, sei an dieser Stelle ein Zeitungsausschnitt gereicht, den uns Martin Schweiggl aus dem Unterland zukommen hat lassen. Der Zeitungsausschnitt ist im „Tiroler“ am 25. Oktober 1904 erschienen und beinhaltet ein unvergleichliches Selbstbewusstsein der Malser:
„Mals, 23. Oktober. (Bahnversammlung.) In den nächsten Tagen findet bei uns hier eine Bahnversammlung statt, bei der die Enteignung neuer Grundstücke zur Sprache kommt. Um nicht neuerdings bittere Klagen hören zu müssen, möchten die betreffenden Grundbesitzer bei dieser Versammlung sich wehren und ihre gerechten Forderungen aufstellen. Solche wären: 1. Die Grundbesitzer verlangen, daß ein Schätzungsmann aus der eigenen Gemeinde genommen werde, weil nur ein solcher eine durchaus gerechte Schätzung vorzunehmen im stande ist. 2. Die übrigen Schätzleute sollen aus der nächsten Umgebung sein. 3. Verlangen die Grundbesitzer, bei der Ablösung zu Worte zu kommen, um so ihre Anliegen vorzubringen. 4. Verlangen die Grundbesitzer von der Kommission, daß sie die Art der Zerstückelung, die Schwierigkeit der Zufuhr, neben der Steuerklasse auch wohl den Zustand des Grundstückes ins Auge zu fassen. 5. Verlangen die Grundbesitzer, daß es ihnen freigestellt werde, ob die zerstückelten Teile sie selbst behalten wollen oder nicht. Der Grund dafür ist klar. Die Ablösung für den für die Bahn nötigen Teil muß so hoch sein, daß der Eigentümer mit dem Erlös der Teile auf seine Rechnung kommt, was bis jetzt wohl oft nicht der Fall war. 6. Überhaupt verlangen die Grundeigetümer eine in jeder Hinsicht annehmbare Ablösung, da die Bauern nicht in der Lage sind, neben den Steuern dem Staate noch Güter zu schenken, oder Leute noch reichlicher zu füttern, die sich schon ehedem auf Unkosten der armen Bauern Bäuchlein und Täschchen vollgestopft haben. Will die Bahnversammlung diesen gerechten Forderungen Rechnung tragen, gut, wenn nicht, so lasset es darauf ankommen, denn noch seid ihr freie Bauern eines freien Staates, noch ist es nicht soweit gekommen, daß zwei oder drei so kleine Tintenvergifter gerade um einen willkürlichen Preis einem Bauern sein Gut abzwingen können. Davor sei aber jeder gewarnt, daß ja keiner sich übertölpeln lasse und ohne Vorwissen der anderen verkaufe, denn so würde er gewiß nicht bloß anderen, sondern am meisten sich selbst schaden. Laßt euch nicht ins Bockshorn jagen, wehret euch und wisset, daß die Geschichte von der Vinschguer Grundablösung schon noch zur Sprache kommt vor höheren Herren, als wie sie bei der Enteignungskommission sind.“
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