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Montag, 07 Dezember 2020 13:21

Wirbel um Parkschild

Stilfs - Ein Schild mit der Parkplatz-Reservierung für die Lehrpersonen der Grundschule sorgte in Stilfs für Ärger und hitzige Diskussionen. Die Verantwortlichen in der Gemeinde, die das Schild hatten aufstellen lassen, bekommen nun ihr Fett ab. „Stilfser Gemeinderat und Ausschuss haben den Verstand verloren“, diese Botschaft zirkuliert über Whats App und Facebook. Die Parkplatzreservierung sollte den Lehrpersonen entgegenkommen, auch weil diese regelmäßig Lehrmaterialien, Bücher und Hefte ein schönes Stück anschleppen müssen, wenn sie am Dorfeingang parken. Die Lehrpersonen sind nun irritiert. Sie können den Unmut nicht verstehen.
Tatsache ist: Im Dorfkern von Stilfs bei Schule und Kirche sind die Parkplätze knapp und meist besetzt. Nun hat jemand unkonventionell für das Verschwinden der Schrift gesorgt. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde das Schild mit schwarzer Farbe besprüht - eine schnelle Problemlösung auf stilfserisch. (mds)

Dienstag, 08 Dezember 2020 15:00

Wendungen im Pestizidstreit

Bozen/Vinschgau - Arnold Schuler ließ in einer Pressemitteilung verlauten, dass man sich in Sachen Pestizidtreit vor Gericht geeinigt habe: „Die Südtiroler Obstbauern und die Angeklagten - Buchautor Alexander Schiebel und Karl Bär vom Umweltinstitut München e. V. haben sich geeinigt: Sie wollen künftig in einen konstruktiven und respektvollen Dialog treten, statt vor Gericht weiter über die Zukunft der Obstwirtschaft zu streiten. Die Einigung erzielten am heutigen (27. November) Prozesstag die Rechtsanwälte der beiden Parteien, wobei der entsprechende Entwurf der Vereinbarung beim Richter am Bozner Landesgericht deponiert wurde. Da aufgrund der erschwerten Corona-Situation noch einige wenige Unterschriften fehlen, hat der Richter die heutige Verhandlung auf 14. Jänner 2021 vertagt.“
Derweil ruft das Umweltinstitut München per Newsletter zu Spenden auf: „Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, bereiten wir die Auswertung eines riesigen Bergs an Daten zum Einsatz von Pestiziden in der Südtiroler Landwirtschaft vor. Zugang zu diesen Daten hat uns ausgerechnet der Prozess beschert, in dem sich unser Agrarreferent Karl Bär wegen einer Kampagne gegen den massiven Pestizideinsatz in den Südtiroler Apfelplantagen vor Gericht verantworten muss. Denn im Rahmen des Verfahrens konnten wir uns Einblick in die Betriebshefte erkämpfen, in denen die Landwirt:innen ihre Spritzeinsätze dokumentieren müssen. Normalerweise bleiben diese Daten vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen. Noch nie lagen uns – oder irgendwem sonst – Daten in diesem Umfang zum Pestizideinsatz in einer bestimmten Region vor. Nun werden wir mehr als 1300 Betriebshefte auswerten und damit den Gifteinsatz in den Obstplantagen tages-, wirkstoff- und grammgenau analysieren können. Das ermöglicht uns vor Gericht zu belegen, wie berechtigt unsere Kritik am Pestizideinsatz in Südtirol war, und die Öffentlichkeit besser als je zuvor darüber aufzuklären.“ Das Umweltinstitut ruft zurUnterstützung auf, indem man Fördermitglied werden könne.
Derweil lässt Schuler schreiben: Künftig soll die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau im Zentrum der Gespräche der beiden Parteien stehen. Dazu wird das Umweltinstitut München e. V. die Daten aus den Betriebsheften analysieren, die im Zuge der Prozessführung beschlagnahmt worden waren. Die Ergebnisse dieser Analysen sollen dem Ressort für Landwirtschaft, dem Südtiroler Apfelkonsortium und dem Südtiroler Bauernbund zur Begutachtung übermittelt werden. Runder Tisch mit Nachhaltigkeit als Ziel
Alle Erkenntnisse kommen anschließend auf einen runden Tisch. Diesen wird Prof. Alfred Strigl moderieren. Die Ergebnisse dieser Gespräche dürfen gemeinsam veröffentlicht werden. Ziel ist es, auf sachlicher Ebene einen Dialog zu starten. Da es den Südtiroler Bauern immer um eine wissenschaftliche Debatte und einen fairen Umgang gegangen ist, ziehen sie die Anzeigen gegen die Angeklagten zurück.“

Dienstag, 08 Dezember 2020 16:05

Latsch tritt aus

Latsch/Schloss Goldrain - Die Gemeinde Latsch tritt freiwillig aus der Genossenschaft Schloss Goldrain aus. Es sind rechtliche Gründe, die die Gemeinde Latsch dazu bewogen haben. Allerdings wird die Genossenschaft damit geschwächt.

von Erwin Bernhart

Per Gemeinderatsbeschluss zum 30. November 2020 ist die Gemeinde Latsch aus der Genossenschaft Schloss Goldrain ausgetreten. Gleichzeitig wurde mit VizeBM Christian Stricker der Vertreter der Gemeinde Latsch für den Vorstand bestimmt. Stricker war Vorstandsmitglied bis 2014 und wurde dann durch den damaligen BM Helmut Fischer ersetzt. Als zweite Vertreterin der Gemeinde Latsch ist Andrea Kofler durch die Vollversammlung, bei der die Gemeinde Latsch 5 Stimmrechte besitzt, in den Vorstand entsandt worden. Mit dem Genossenschafts-Austritt wird eine zweite Vertretung der Gemeinde Latsch im Vorstand in Zukunft nicht mehr möglich sein. Neuwahlen des gesamten Vorstandes mit Obmann Ernst Steinkeller an der Spitze, wird es im Frühjahr 2021 geben. Aber warum ist Latsch aus der Genossenschaft ausgetreten? Christian Stricker begründet diesen Schritt mit rechtlichen Rahmenbedinungen. Im Revisionsbericht der Gemeinde Latsch wird seit Jahren angemahnt, dass sich die Gemeinde aus der Genossenschaft zurückziehen müsse. Weil die Genossenschaft Bildungshaus Schloss Goldrain die Ausgabe von Essen und Getränke und sogar Handel lizensiert hat. Die Gemeindemitgliedschaft in der Genossenschaft ist deshalb nicht statthaft, weil diese Lizenzen in Konkurrenz zu bestehenden Betriebe stehen. Deshalb der Austritt. Sekundär ist die Bestimmung, dass eine Gemeinde Konsequenzen, bis hin zum Austritt oder Rückzug, ziehen muss, wenn eine Gesellschaft, an der die Gemeinde beteiligt ist, über die letzten drei Jahre Defizite erwirtschaftet hat.
Auch die Bezirksgemeinschaft Vinschgau ist - mit 15 Stimmrechten - Genossenschaftsmitglied und der Ex-BM von Mals Ulrich Veith ist in den Vorstand entsandt. Die Bezirksgemeinschaft müsste aufgrund der Latscher Logik ebenfalls aus der Genossenschaft austreten.
Veränderungen gibt es auch in Fragen des Eigentums. 2019 ist das für 25 Jahre für die Genossenschaft gewährte Überbaurecht für das Bettenhaus ausgelaufen und laut Vertrag geht nach dieser Zeit das Bettenhaus unentgeltlich in das Eigentum der Gemeinde Latsch über. Dafür sind nun die rechtlichen Voraussetzungen, sprich die grundbücherliche Eintragung auf die Gemeinde Latsch vorzunehmen. Die Sanierungen an Schloss und Bettenhaus bleiben der Gemeinde Latsch als Eigentümerin. Die Genossenschaft wird sich demnach ausschließlich auf die Weiterbildungen konzentrieren können.

Montag, 07 Dezember 2020 13:18

Landeskindergeld 2021 bis 30. April möglich

Nicht bis zum 31. Dezember, sondern bis zum 30. April 2021 kann noch um das Landeskindergeld 2021 angesucht werden. Um Massenansammlungen in den Patronaten zu vermeiden und um jenen Familien, die bisher noch nicht um die Erneuerung angesucht haben, eine ununterbrochene Auszahlung des Beitrages gewährleisten zu können, wird nun einmalig der Abgabetermin auf den 30. April 2021 verlängert. Die Auszahlung der Leistung erfolgt nach Gewährung der Verlängerung rückwirkend ab Jänner 2021.

Montag, 07 Dezember 2020 13:16

Fliegender Wechsel

Watles/Mals - Bei der Touristik und Freizeit GmbH, die das Skigebiet Watles und das Langlaufzentrum in Schlinig verwaltet, gibt es einen großen Wechsel im Verwaltungsrat. Bei den Neuwahlen am vergangenen Freitag wurden mit Ronald Patscheider (Bild), Kurt Moriggl, Veith Angerer und Helmut Eberhöfer vier Neue und mit Georg Ziernheld ein bisheriger Verwaltungsrat gewählt. Der langjährige Präsident der Touristik und Freizeit GmbH Günther Bernhart übernimmt als Pächter die neue Tankstelle an der Nordeinfahrt von Mals. Nicht mehr zur Wahl angetreten sind die beiden Burgeiser Joachim Theiner und Hans Telser. Ebenfalls nicht der Wahl gestellt hat sich der Präsident der Ferienregion Obervinschgau Lukas Gerstl. Mehrheitseigentümerin der Tourisitk und Freizeit GmbH ist die Ferienregion Obervinschgau. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder haben schon seit September an den Verwaltungsratssitzungen teilgenommen und sie sind auch durch diverse Gespräche in die Abläufe am Watles und in Schlinig eingeweiht, so dass ein fliegender Wechsel stattfinden wird können. Am vergangenen Montag wurde bei der konstituirenden Verwaltungsratssitzung Ronald Patscheider zum Präsident und Georg Ziernheld zum Vize-Präsident gewählt. Mit Angerer und Eberhöfer sind nun im Verwaltungsrat zwei Schliniger vertreten, so dass das Langlaufzentrum in Schlinig einen neuen Schwerpunkt erfahren dürfte. Sämtliche Strukturen, darunter die Höfer Alm, werden in Zukunft von der Touristik geführt werden. Einige Strukturen werden bereits am 19. Dezember geöffnet. (eb)

Montag, 07 Dezember 2020 13:14

Wir wollen raus

s2 erwin 2854Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Auch wenn, so der aktuelle Stand, die Skigebiete erst am 7. Jänner 2021 öffnen dürfen, auch wenn Weihnachten heuer aller Voraussicht nach anders sein wird und die Einladungen für die Verwandtschaft am Heilitag und am Stephanstag und auch zu Neujahr voraussichtlich ausbleiben müssen:
Wir wollen raus. Wir wollen raus in die Natur. In den Schnee. In den Wald. Der Schnee ist in Mengen gefallen, der Winter hat sich anständig und zur rechten Zeit angemeldet. Sicher - die eine oder andere Schwierigkeit hat es gegeben und wird es wohl noch geben - Stromausfälle, Straßensperren. Aber die Landschaften sind wunderbar - winterlich, Adventstimmung. Nun denn - erlaubt ist in diesen Corona-Zeiten auf alle Fälle „Individualsport“. Also Wandern, Wandern mit Grödel, Schneeschuhwander, Tourengehen. Langlaufen und Schlittschuhlaufen und Rodeln wohl auch. Immer vorausgesetzt, die Sicherheit bei der Schneelage lassen es zu. Wir brauchen das jetzt, für unsere Gesundheit. Vor allem für unsere psychische Gesundheit. Ansonsten schleicht sich Miesepetrigkeit ein. Computer und Fernseher - irgendwann reicht’s auch. Etwas Abstand von den permanenten Corona-Nachrichten - schadet nicht. Beim Wandern wird der Kopf frei. Das ist wichtig und tut gut. Schließlich haben wir die Abstandsregeln, den Mund-Nasenschutz, die Hygieneregeln verstanden - vor allem, wenn es zum Einkaufen in den Dörfern, zum Kaffeetrinken in den Gasthäusern und Bars geht. Also immer dort, wo Menschen sich auf engeren Räumen begegnen.
In die Naturgehen bietet uns da eine gute und wichtige Verschnaufpause.
Wir wollen raus.

Dienstag, 08 Dezember 2020 16:03

„Die WM ist ein großes Ziel“

Sie gehört seit Jahren zu den besten Naturbahnrodlerinnen im Weltcup und auch in der neuen Saison will die Vinschger Spitzenathletin wieder voll angreifen und vorne mitmischen. Die Rede ist von Greta Pinggera. In diesem Winter schaut der Weltcup zwar ganz anders aus als wie gewohnt, dennoch ist die 25-jährige Laaserin voll motiviert und freut sich schon auf die neue Saison.

Von Sarah Mitterer

So früh wie noch nie begann Greta Pinggera mit den Vorbereitungen auf die neue Weltcupsaison. Neben Ausdauer- und Krafttraining absolvierte sie viele Trainingseinheiten mit der Mannschaft. „Mittlerweile ist man erfahren genug und lange genug dabei, dass man weiß was man braucht, um für den Winter fit zu sein“, erzählt die Konditorin. Was die neue Weltcupsaison betrifft, so läuft diese im heurigen Winter coronabedingt ganz anders ab als üblich. So gibt es sehr strenge Sicherheitsmaßnahmen und die Rennen finden ohne Zuschauer statt. Weiters werden alle s42 greta2Weltcuprennen der Saison 2020/2021 nur in Südtirol und Österreich ausgetragen.
Die Rennen finden in einer sogenannten Blase statt. Pro Monat gibt es eine Blase, in jener werden jeweils zwei Weltcuprennen ausgetragen. In dieser Blase darf man nur Kontakt zu seinen Teamkollegen haben und sich lediglich zwischen Hotel und Bahn bewegen. Neben sechs Weltcuprennen findet in diesem Jahr auch wieder die WM statt, welche in Umhausen ausgetragen wird. Angesprochen auf ihre sportlichen Ziele im heurigen Winter zeigt sich Greta motiviert: „Ich möchte vorne mitfahren. Die WM ist ein großes Ziel, denn sie findet auf einer meiner Lieblingsbahnen statt. Ich bin voll motiviert für dieses Rennen, denn ich weiß, dass ich hier gute Chancen habe und dort bereits gute Ergebnisse einfahren konnte!“
Ein weiteres Highlight für die ehemalige Weltmeisterin und Gesamtweltcupsiegerin wird der Heimweltcup in Laas sein, welcher zugleich auch das Weltcupfinale des diesjährigen Winters sein wird. „Der Heimweltcup ist etwas Besonderes, auch wenn es ohne Zuschauer ein bisschen anders ist“, erklärt Greta, die sich gleich zwei Mal auf ihr Heimrennen freuen darf. Auf der Rodelbahn „Gafair“ in Laas werden nämlich an einem Wochenende gleich zwei Weltcuprennen ausgetragen. Somit hat die Vinschger Spitzenathletin zwei Chancen auf ihrer Heimbahn zu brillieren.

Montag, 07 Dezember 2020 09:40

Viele Talente vom ASC Laas

Naturbahnrodeln - Für den ASC Laas wird neben Greta Pinggera auch Nadine Staffler im Weltcup an den Start gehen. Daniel Gruber, Alex Oberhofer und Elisabeth Tinzl werden bei den Junioren antreten. (sam)

Montag, 07 Dezember 2020 09:39

Weltcupauftakt abgesagt

Naturbahnrodeln - Der für 10. Dezember geplante Weltcupauftakt in Kühtai wurde aufgrund von Schneemangel abgesagt. Wann und wo die Rennen nachgeholt werden, wurde noch nicht bekannt gegeben. (sam)

Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Barbara, 4. Dezember 2020

 

Engagement, Wissen, Können, Begeisterungsfähigkeit und Organisationstalent des Ornithologen Dr. Enrico Bassi ist es zu verdanken, dass auch in Covid-19-Zeiten im Herbst 2020 eine Gleichzeitigkeitszählung von Bartgeiern und Steinadlern stattgefunden hat. Am 3. und 10. Oktober haben 141 passionierte Vogelfreunde und -kenner, Freiwillige, Förster und Aufseher im Nationalpark 113B2Stilfserjoch und in den angrenzenden Gebieten alle Beobachtungen und Sichtungen der beiden Vogelarten in mehreren Stunden erhoben und penibel aufgezeichnet. Am 3. Oktober war das Wetter schlecht und die Sicht eingeschränkt. Am 10. Oktober herrschte gutes Wetter und die Bedingungen für Sichtbeobachtungen waren gut.
Die herbstlichen Gleichzeitigkeitszählungen reihen sich ein in eine nunmehr schon jahrelange Datenreihe, welche mit der Zählung von Bartgeiern und Steinadler von Enrico Bassi im Nationalpark Stilfserjoch im Jahr 2004 begonnen hat. Seit dem Jahr 2008 beteiligt sich auch das Internationale Netzwerk zum Monitoring des Bartgeiers IBM an den Gleichzeitigkeitszählungen. Diese Zählungen werden nunmehr termingleich in den Alpenländern Österreich, Italien und Schweiz durchgeführt. Neuerdings beteiligen sich auch Ornithologen in Deutschland und in Spanien. Inzwischen hat das Zählprojekt 19 Partner unter den Schutzgebieten und Artenschutzorganisationen und die erhobenen Beobachtungen erlauben eine Einschätzung des Bestandes von Bartgeiern und Steinadlern im Alpenbogen und darüber hinaus. Sinn und Zweck einer Gleichzeitigkeitszählung mit möglichst vielen qualifizierten und verlässlichen Beobachtern an ein und demselben Tag bei genau zugewiesenen Beobachtungspunkten und Protokollierung aller Sichtungen ist eine Momentaufnahme aller Individuen in diesem Fall von Bartgeiern und Steinadlern in einem sehr großen Gebiet. Durch ein möglichst dichtes Netz von Beobachtern kann eine quantifizierende Einschätzung von Vorkommen, Altersstruktur und Dichte der beiden Vogelarten auf lokal begrenzter Ebene und durch den Abgleich aller Daten der anderen Projektpartner im internationalen Netzwerk IBM auch auf alpenweiter Ebene vorgenommen werden. Bestehende und bekannte Brutpaare können in ihrem Territorium bestätigt, aber auch neue, sich bildende Paare, nicht territoriale Einzelindividuen von Jungvögeln, noch nicht geschlechtsreife subadulte oder auch solitäre erwachsene Einzelvögel können neu erfasst werden. Diese im Englischen als „floaters“ bezeichneten nicht territorialen Einzelvögel bringen Dynamik, Unruhe, Störung und Aggression in die Reviere und das Brutgeschehen territorialer und revierverteidigender Brutpaare sowohl bei den Steinadlern als auch bei den Bartgeiern.

Der Zähltag 3. Oktober in der Lombardei
Der 3. Oktober war der mit dem internationalen Netzwerk abgestimmte Zähltag für die Herbstzählung 2020. Bei schlechtem Wetter waren die Sichtverhältnisse ab 10.30 bis 13.00 Uhr sehr eingeschränkt und damit der Erhebungszeitraum bis 15.30 Uhr nur kurz. Die insgesamt 106 Beobachter waren auf 52 Beobachtungspunkte verteilt und konnten eine Fläche von 911 km² (bei 1.300 km² Gesamtfläche des Nationalparks Stilfserjoch) abdecken. Es gelangen insgesamt 181 Beobachtungen, davon 98 von Steinadlern und 83 von Bartgeiern. Beim Steinadler konnten von den erwarteten, weil bereits bekannten 37 Vögeln 24 tatsächlich beobachtet werden. Die Dichte der Steinadler als Summe der Brutpaare, unverpaarten Einzelvögeln und Jungen betrug 5 Individuen je 100 km². Für den Bartgeier ergab sich folgende Situation: Erwartete Individuen 16, gesichtete 10, Dichte je 100 km²: 2,8.

Besenderung von Nestlingen
Besonders interessant waren dabei auch die Sichtungen von jungen Bartgeiern und Steinadlern, welche 2020 als Nestlinge aus Naturbruten mit einem GPS-Satellitensender ausgestattet worden waren. Der junge Bartgeier „Penti 2020“, in Erinnerung an den verstorbenen Förster Christian Pentori, ist der erste Bartgeier aus einer Naturbrut, der im italienischen Teil des Alpenbogens 2020 mit einem GPS-Sender ausgestattet worden ist. Daneben wurden 2020 auch vier Jungadler im Nest besendert. Alle fünf besenderten Jungvögel konnten bei der Herbstzählung 2020 noch innerhalb der Grenzen ihres Geburtsterritoriums beobachtet werden. Ihre Sichtungen am Tag der Gleichzeitigkeitszählung reihen sich gut in die mittels GPS erhobenen Satellitendaten der Vormonate ein und ermöglichten eine individuelle Zuordnung der Bewegungsradien der einzelnen Jungtiere.
Die Besenderung von jungen Bartgeiern und Steinadlern als noch nicht flügge Nestlinge aus Naturbruten wurde durch Abseilen von Kletterern in den Geburtshorst der Jungvögel bewerkstelligt. Sie ist Teil einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der schweizerischen Vogelschutzwarte Sempach und dem Max-Planck-Institut für Tierverhalten. Die mittels GPS erhobenen Daten ergeben ein genaues Bild zur Raumnutzung, zu Ortswechseln, zur Größe des Territoriums und anderer Parameter. Die Daten verbessern unsere Kenntnis über die jeweils monitorierte Art und rechtfertigen den kurzzeitigen Stress für die Vögel während der Besenderungsaktion.

Der Zähltag 10. Oktober in Südtirol und im Trentino
Am 10. Oktober d.J. wurde bei strahlendem Herbstwetter und somit guten Sichtverhältnissen im Zeitfenster von 09.00 bis 14.30 Uhr die Gleichzeitigkeitszählung von Bartgeiern und Steinadlern im Sütiroler, Trentiner und Brescianer Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch und in angrenzenden Gebieten durchgeführt. Dabei konnten durch die Mitarbeit von 83 Beobachtern aus Freiwilligen, Jägern und Berufsförstern 21 Beobachtungspunkte besetzt und eine Beobachtungsfläche von 782 km² abgedeckt werden.
In Südtirol haben sich bei der Herbstzählung 2020 neben Förstern erstmals auch Jäger als Mitglieder des Südtiroler Jagdverbandes beteiligt, so dass über das Gebiet des Nationalparks hinaus im Vinschgau, Passeier, Pustertal, Ahrntal und Wipptal ca. 40 Beobachter im Feld waren. Koordinatoren waren dabei Klaus Bliem und Martin Stadler. Neben den bekannten und erwarteten Individuen konnte im Trentiner Parkgebiet erstmals ein adulter Bartgeier während der Herbstzählung erfasst werden. Von Interesse in Südtirol war die Beobachtung von 3 adulten Bartgeiern, davon zwei im Vinschgau und einer im Passeiertal. Für Passeier wird in den letzten Jahren der fallweise Besuch eines adulten Bartgeiers gemeldet. Außerdem wurden bei der Herbstzählung 202o zwei immature und ein Junggeier gesichtet. Der Jungvogel dürfte das Junge des Bartgeierpaares Schnals gewesen sein.
Insgesamt ergibt sich für die Zählung am 10. Oktober aus den besetzten Beobachtungspunkten BZ, TN und BS folgendes Bild: Steinadler: erwartete adulte Individuen 20, davon gesichtet 17. Bartgeier: erwartete adulte Individuen 4, tatsächlich gesichtet 5, zusätzlich 2 „floaters“. Dichte: 1,14 je 100 km².


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