Edwin Lingg: Einige Aufgaben habe ich bereits im Kopf, andere werden mir noch spontan einfallen. Derzeit sind wir dabei, die Mannschaften zusammen zu bringen. Es schaut gut aus.
Vinschgerwind: Neuen Attraktionen in diesem Jahr?
Lingg: Es werden mit 1.600 Schausteller und 90 Marktstände mehr dabei sein als bisher. Gut ein Drittel ist neu. Wir versuchen immer wieder, frisches Blut hinein zu bekommen. Wir haben neue Musikgruppen, neue Gaukler, neue Marktstände….. Auf dem Programm steht wieder die beliebte Reitershow am Abend, die 2015 wegen der Verletzung eines Pferdes ausgefallen ist.
Vinschgerwind: Noch ist das Ritterspielgelände samt Parkplätze frei von Obstbäumen. Die Bauern stellen es zur Verfügung. Wie geht es weiter?
Lingg: Wir haben 2015 mit den Bauern einen neuen Vertrag gemacht, für fünf Jahre. Als ich die Ritterspiele übernommen habe, stand vieles auf wackeligen Beinen. Mehrere Bauern hatten damals bereits gekündigt. Ich habe mit jedem einzeln persönlich gesprochen und habe seither keine Probleme mehr. In drei Jahren verfällt der Vertrag zwischen den Bauern und der Laimburg. Der Wunsch wäre, dass man bis dahin eine Einigung mit dem Land trifft, was künftig generell mit dem Gelände passieren soll. Ich und viele andere erheben die legitime Forderung, dass das Gelände an die Gemeinde Schluderns übergehen soll. Auch muss bewusst werden, dass es sich um das einzige Gelände handelt, das noch alle Voraussetzungen für Großveranstaltungen hat und deshalb einen großen wirtschaftlichen Wert darstellt. Meiner Meinung nach muss es auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Tourismus geben. Heuer hat sich dieser erstmals finanziell beteiligt und das ist mehr als positiv. Meine Vision ist, dass der Event-Manager, den es mittlerweile gibt, auch bei den Ritterspielen eingebunden wird. Der Umfang der Spiele mit jährlich 10 Prozent Zuwachs ist so groß, dass auch die Struktur mitwachsen muss. Doch vieles hängt auch davon ab, welche Leute künftig an der Spitze stehen und wie es mit den Ritterspielen weitergeht. Demnächst sind Neuwahlen im Verein. Und wir müssen schauen, ob alle gleich weitermachen. Was mich betrifft sage ich: Nach Leuten gibt es immer wieder Leute. Durch eine Veränderung kann Neues entstehen
Vinschgerwind: Was bedeuten die Ritterspiele wirtschaftlich?
Lingg: Laut einer Berechnungstabelle des Landes bringen die Ritterspiele kurzfristig einen Mehrwert von 3 Millionen Euro, langfristig soll es einen Wert in Richtung 10. Mio haben. Direkt profitieren die Marktstände, Organisationen und Vereine. Mittlerweile ist die Botschaft auch in den Nachbardörfern angekommen. Der Neid und die Scheu ist weniger geworden. Für die Schludernser Vereine ist die Einnahmequelle nicht mehr weg zu denken. Jene die überlegen, wissen das zu schätzen. Schreier gibt es immer. Die Veranstaltung hängt mit Leuten zusammen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dass sich kaum noch jemand ehrenamtlich einbringt und immer weniger Leute Verantwortung übernehmen, dann wird es problematisch.
Vinschgerwind: Knackpunkte?
Lingg: Das ist sicherlich die finanzielle Sicherheit. Wenn wir Pech haben und es zwei Tage regnet, dann tut sich ein riesiges Loch auf, das wir dann jahrelang zuschütten müssen. Ein weiteres Problem ist die ausufernde Bürokratie. Irgendwie ist man immer illegal unterwegs. Das ist generell so in Italien. Es gibt kein System, wo du hundertprozentig in Ordnung bist. Und wenn ein Präsident nicht ein Optimist ist, wie ich, dann wird er sich schwer tun, das Risiko zu schultern. Denn man muss bedenken, es geht um eine Menge Leute und auch um Tiere, die im Spiel sind. Und viele Attraktionen, wie Schwertkampf sind gefährlich. Oft wird mir schon mulmig. Wir haben zwar eine Versicherung, aber meist ist eine Versicherung nur gut, solange nichts passiert. Bisher haben wir Glück gehabt und das hoffen wir auch für die diesjährigen Spiele.
Interview:
Magdalena Dietl Sapelza
Info: Südtiroler Ritterspiele – Schluderns
von Freitag 19. bis Sonntag 21. August 2016
Reduzierte Dreitageskarten im Vorverkauf sind bis 17.08.2016 in den Tourismus-Büros der Ferienregion Obervinschgau oder durch Banküberweisung mit Kennwort „VORVERKAUF“ an den „Verein Südtiroler Ritterspiele“ zu haben.
Infos: www.ritterspiele.it
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