Montag, 18 Januar 2016 09:26

„Wir brauchen größere Einzugsgebiete für Krankenhausleistungen“

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s18 9096Die Diskussionen rund um die Schließung von Geburtenstationen und die Zusammenlegung von Primariaten lässt die Wogen hochgehen. Die Gesundheits-Landesrätin Martha Stocker steht im Kreuzfeuer der Kritik. Der Vinschgerwind hat mit ihr gesprochen.

Vinschgerwind:  Frau Landesrätin, haben Sie die Bediensteten des Schlanderser Krankenhauses beruhigt?
Martha Stocker: Ich denke, dass ich mit der Beruhigung schon lange angefangen habe.

Dadurch, dass wir von Anfang an immer klar gesagt haben, dass die Reform in der Hauptsache eine Frage der Definition der Leistungen ist, die an den jeweiligen Krankenhausabteilungen angeboten werden. Es ging nie um das, was von den Aktionen, die gemacht worden sind, suggeriert worden ist. Da hat man unglaublich viel Unsicherheit unter der Bevölkerung geschaffen. Man ist mit dem Slogan nach außen gegangen „Das Krankenhaus muss offen bleiben“, so als ob irgendwann irgendjemand die Option in den Raum gestellt hätte, dass man das Krankenhaus schließt. Der größte Nonsens! Ich habe keine Ahnung, wer gemeint hat, solche Aktionen in die Welt setzen zu müssen, denn es ist klar, dass man die Menschen damit verunsichert. Also insofern war und ist klar: Es geht um die Definition von Leistungen der Krankenhäuser und wie diese für die Zukunft am besten organisiert werden können. Und ich glaube, dass wir gut daran tun, wenn wir über diese Dinge nachdenken und nicht einfach sagen, es muss alles so bleiben wie bisher. Wir stehen mit der alternden Gesellschaft vor einer unglaublich großen Herausforderung, die den meisten überhaupt noch nicht klar ist. Wenn wir ganz normal weitergehen wie bisher, werden wir wahrscheinlich Leistungen anbieten, die wir nicht brauchen und dagegen andere, die wir brauchen würden, nicht mehr leisten können.
Vinschgerwind: Wie schaut es mit den Primariaten in Schlanders aus. Bleiben diese bestehen?
Es ist so, dass wir einen ganz klaren Konsens zur zukünftigen Dienstorganisation haben. Es geht auf den Gesundheitspakt zurück, dass wir größere Einzugsgebiete für die Krankenhausleistungen brauchen. Darum ist es auch logisch, dass wir versuchen, Abteilungen zwischen zwei Häusern mit gemeinsamen Primaren zu besetzen. Und das wird in Zukunft stärker der Fall sein. Das heißt nicht, dass ein Primar dann nur in einem Krankenhaus sitzt. Es wird zielführend aufgeteilt. Künftig wird es auch Primare geben, die in Schlanders verortet und auch für Meran verantwortlich sind oder umgekehrt.
Vinschgerwind: Ein Krankenhaus - zwei Standorte?
Ein Krankenhaus - zwei Standorte, das ist das Konzept. Das ist schon aus dem Grund notwendig, weil wir ansonsten irgendwann Schwierigkeiten haben werden, die Standorte der Krankenhäuser zu rechtfertigen. Der Gesundheitspakt sieht Einzugsgebiete für Grundversorgungskrankenhäuser vor, die mindestens 80.000 Personen versorgen. Daher ist dieses Konzept gerade für die kleineren Krankenhäuser so wichtig.
Vinschgerwind: Nochmals die Frage: Welche Primariate bleiben in Schlanders?
Diesbezüglich ist noch keine Entscheidung getroffen worden. Es geht um klare Verantwortlichkeiten vor Ort und vor allem um die Garantie der Leistungen. Diese sind gemeinsam vereinbart worden und liegen als Vorschlag vor.
Vinschgerwind: Zu den Geburtenabteilungen stehen Sie in Verhandlung mit dem Gesundheitsministerium in Rom. Bis wann erwarten Sie Ergebnisse?
Das ist schwer abzusehen. Es ist so, dass wir unsere Stellungnahmen abgegeben haben. Das war noch vor Weihnachten. Das Ministerium, das heißt die jeweiligen Kommissionen, haben daraufhin drei Monate Zeit. Es kann alles noch unterbrochen werden, wenn man sagt, man braucht noch weitere Unterlagen. Insofern ist es schwer abschätzbar, bis wann die Antwort kommt. Es kann auch länger als drei Monate dauern.
Vinschgerwind: Von den Redakteuren von RAI Südtirol sind sie als Kopf des Jahres gekürt worden. Wie fühlen Sie sich?
Gleich wie vorher (lacht). Natürlich war es eine große Ehre, aber deshalb fühlt man sich nicht anders als vorher.

Interview:
Magdalena Dietl Sapelza

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