Ein aus Früchten hergestelltes Reinigungsmittel vor allem für die Dritten Zähne, aber auch für andere Gebrauchsgegenstände, sollte den Markt revolutionieren. Nicht einmal dem Patentanwalt verriet er die Zusammensetzung: „Wenn jemand kommt und sich dafür interessiert, dann ist es gut, sonst nehme ich das Geheimnis mit ins Grab“, sagte er damals. Heute, nachdem sich der erhoffte Durchbruch nicht eingestellt hatte, spricht er ohne Wehmut offener darüber und verrät auch, wie sein „Wundermittel“ angewendet werden soll.
Mit offenen Augen und ausgeprägter Beobachtungsgabe durchlebte Alois Folie auch schon seine entbehrungsreiche Kindheit mit vier Geschwistern. Der Vater war Taglöhner, der nicht immer eine Beschäftigung hatte. Die Mutter versuchte durch Brotaustragen zum Erhalt der Familie beizusteuern. Alois half ihr dabei und versorgte acht Familien und den Widum mit frischen Brötchen, noch bevor er zur täglichen Schulmesse ging. Der Besuch der italienischen Schule wurde für ihn manchmal zum Albtraum. „A scuola non si parla tedesco“, musste er hundertmal schreiben, weil er mit einem Mitschüler einige Worte in deutscher Sprache wechselte. Das Anliegen der Mutter wäre es gewesen, ihren Kindern eine gediegene Schulbildung zu ermöglichen, und so hatte sie daheim eine Katakombenschule eingerichtet. Doch als Alois zwölf Jahre alt war, starb die Mutter, und es begann für den Vater mit den fünf Kindern wohl eine harte Zeit, von der Alois nichts erzählen möchte, beteuert aber: “I honn die beschte Muatr va dr gonzn Welt kopp.“
Erkennend, dass es für ihn keine freie Berufswahl gab, verdingte er sich mit vierzehn Jahren als Jungknecht bei einem Bauern in Allsack, bei dem er neun Jahre verblieb. Ein weiteres Dienstbotenjahr verbrachte er in Laatsch. Trotz Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, suchte er eine Stelle im unteren Vinschgau, weil er sich für den Obstbau zu interessieren begann. In Schlanders fand der junge Mann nicht die erhoffte Berücksichtigung seiner Interessen. So trat er nach zwei Jahren in Naturns seinen Dienst an. Dort wurde er gleich in den Stand des Großknechtes erhoben. Der Kleinste wurde da der Größte, wie er, verschmitzt lächelnd, berichtet. Der Großknecht war der höchste in der Gesindehierarchie, eine Respektperson am Hof, der den Bauern auch zu vertreten hatte. Auch stand er dem Bauern beratend zur Seite, wenn es um Lohnangelegenheiten, Kündigung oder Sittsamkeit ging. In dieser Stellung verbrachte er fünf Jahre beim Niedermair in Tschirland und dreizehn Jahre am Hof Oberhilb bei Dornsberg, wo neben Mägden durchwegs sieben bis acht Knechte bedienstet waren. In penibler Genauigkeit trug er selbst Sorge, dass Traktoren und Maschinen immer sauber waren und geordnet abgestellt wurden. Er behandelte fremdes Eigentum wie sein eigenes.
Dieses und andere Vorzüge erkannte auch die Haushälterin am Hof Oberhilb, und auch Alois Folie verliebte sich in das tüchtige Mädchen aus Pfunders. 1961 wurde in Brixen geheiratet, und im Erdgeschoss des Bauernhauses konnten die Neuvermählten wohnen. Beide arbeiteten fleißig weiter, und so gelang es ihnen, in Tschirland mit viel Eigenarbeit ein Heim zu errichten. Der Oberhilbbauer bedauerte dies sehr, da er nun Fina als tüchtige Haushälterin und Alois als langjährigen Großknecht verlor. Im neuen Zuhause vermietete die Frau Fremdenzimmer, und Alois übernahm die Stelle als Tankwart in Naturns. Manchmal überschritt der Tankwart auch die vorgesehene Öffnungszeit, denn an eine permanente Dienstbereitschaft war er ja gewöhnt. Dreizehn Jahre lang versah er mit Erfolg diese Tankstelle. Inzwischen hat sich die einzige Tochter verheiratet. Als fürsorglicher Vater hatte er ihr eine Wohnung gekauft. Nun aber erbte der Schwiegersohn ein Grundstück in Dorf Tirol. Dort errichtete Alois ein Haus, nachdem er kurzerhand sein Anwesen in Naturns verkauft hatte. Alois zog nun mit seiner Frau ins neue Heim. Das Wegkreuz, das in seiner Nähe an der Hauptstraße steht, fand er im erbärmlichen Zustand vor, und „der Herrgott tat ihm leid“, sagte er. So ließ er von fachkundiger Hand ein neues Kreuz erstellen und scheute dafür keine Auslagen. Nun wohnt er dort mit seiner Frau, neben seiner Tochter und deren Familie. Die zwei Enkelkinder sind ihm sehr ans Herz gewachsen, aber zur Ruhe gesetzt hat er sich noch lange nicht. Das verwahrloste Grundstück gestaltete er um und pflanzte Marillen, Erdbeeren und Himbeeren an. Unter seiner fachkundigen Hand gedeihen acht verschiedene Apfelsorten und nach wie vor schwört er auf die Heilkraft dieser Frucht.
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