Einem Gedichte gleich. Der Boden - Schiefergestein und Schotterlagen der Gletscher – liefert den unverwechselbaren Charakter. Eine alte, uralte, Sorte ist der Fraueler, eine echte Rarität, reinsortig am Befehlhof in Vetzan vinifiziert. Natürlich werden auch andere Rebsorten dort angebaut, doch dem Fraueler gehört eine besondere Liebe. War der Fraueler früher eine gern angebaute Weinsorte im Vinschgau, darbte er später lange in Vergessenheit, bis Oswald Schuster vor einigen Jahren begann sich um den Fraueler zu bemühen. Mit Erfolg. Verkauft wird der reinsortige Wein unter dem Namen Jera. „Jera“, sagt Magdalena Schuster, die Tochter des Hauses „ist eine solare Rune, welche den Zyklus des Jahres widerspiegelt: entstehen, werden, sein, vergehen.“ Ein Synonym für das Weinjahr, die gute Ernte. Die Ernte des Frauelers fahren am Befehlhof traditionell die Frauen ein, will heißen: Nur Frauen wimmen den Fraueler. Das ist Tradition am Befehlhof. Deshalb trommelte Magdalena Schuster vergangenen 18. Oktober - als die Trauben am Höhepunkt ihrer Reife angelangt waren - eine bunte Frauenschar am Befehlhof zusammen. Mit der Rebschere in der Hand, viel gutem Willen und flankiert von Magdalena Schuster, die den Laien genaue Anweisungen gab, füllte die Frauenschar die Kistchen nach und nach. Sorgfältig wurden die Trauben abgeschnitten und selektiert. Das Ergebnis darf dann in einigen Monaten verkostet werden, wenn der Wein auf die Flasche gebracht wird. Und wie heißt es in der „Südtiroler Weinlese“: „An heißen Sommertagen, wenn man von einem Weißwein eher frische Mineralsalze als betörende Duftnoten fordert -, im Winter, wenn man vor einer kräftigen Südtiroler Vorspeise steht – das sind die Momente für den Fraueler vom Befehlhof in Vetzan.“
{jcomments on}