Die Rede ist vom Haus Spechtenhauser, das mitten in der Fußgängerzone von Schlanders residiert. Es war ein schwieriger Umbau, zweifelsohne. Und doch: Das Ergebnis belohnt allemal für die Mühen. In gut einem Jahr Bauzeit ist ein Vorzeigeobjekt entstanden, ein Referenzobjekt für eine gelungene Dachsanierung samt Erweiterung.
Dass sich hinter der Aufstockung des Hauses Spechtenhauser ein Holzbau verbirgt, würde wohl niemand auf Anhieb vermuten. Es ist die Dachraute aus Blech, das Mansardendach, welches das Aussehen bestimmt und die Blicke auf sich zieht. Dahinter verbirgt sich Holz. In Massiv-Holzbauweise wurde der Aufbau ausgeführt, mit Brettschichtholzplatten, die „sich gegenseitig aussteifen.“ Weil das Gebäude kaum statische Reserven hatte und Holz mit einem geringen Eigengewicht punktet, fiel die Wahl auf die genannte Massiv-Holzbauweise. Zum Zweiten musste die Aufstockung – aufgrund der Lage in der Fußgängerzone und der
logistisch begrenzten Möglichkeiten – einen schnellen Bauprozess durchlaufen. Die Zimmerei Fleischmann aus Martell fertigte die Gebäudeteile vor und montierte sie in nur zwei Tagen auf der Baustelle, fügte sie zusammen wie Legoteile. Ein Kinderspiel für den kompetenten und erfahrenen Partner in Sachen Holzbautechnik.
Architekt Stephan Marx hat eine Maisonettewohnung geplant, die den Charakter des alten Gebäudes erhält. Das waren auch die Vorgaben: Die Fassade des Hauses ist eine schützenswerte und so auch beim Denkmalamt eingetragen. Letzteres musste das Projekt genehmigen. Verantwortlich für die Ästhetik des Mansardendaches, für das Rautenmuster ist ein kleines Detail, das zum Hauptmerkmal wurde. Das kleine Erkerdach oberhalb des Eingangs zur Tabaktrafik trug ebenjenes Rautenmuster, das nun tonangebend ist. Erreicht wurde damit ein Hauch von Exklusivität.
Eine optische Täuschung sei die Erweiterung mit dem überproportionalen Mansardendach geworden, sagt Stephan Marx. Die Idee eines zweigeschossigen Aufbaus gelang dem Architekten, indem er das Mansardendach aufklappte. Dahinter verbergen sich zwei neue Geschosse, die an die Stelle des alten Dachgerüstes traten. Hell und luftig präsentiert sich diese über zwei Etagen reichende Wohnung.
„Die zwei Ebenen bilden ein interessantes Raumgefüge“, ist Stephan Marx überzeugt. Die Fensteröffnungen schnitt man einfach aus der Dachfläche des Mansardendaches aus. Diese Öffnungen sind nun Ausschnitte, die die Landschaft rahmen und gleichzeitig rücksichtsvoll mit der einmaligen Dachlandschaft umgehen. Innen sind sie verantwortlich für lichtdurchflutete Räume.
Das 2. Obergeschoss hier teilen sich Küche, Essbereich und Wirtschaftsraum, Bad, zwei Zimmer und ein Schlafzimmer. Im Dachgeschoss befinden sich ein WC und ein Wohnraum. Eine Dachterrasse hier oben erlaubt zudem den Blick über die Dächer von Schlanders.
Selbstbewusst erstrahlt das Haus in neuem Glanz. Den Auftrag setzten Architekt Stephan Marx und die Baufirmen verantwortungsvoll um. Und auch die anfänglichen Bedenken der Baukommission lösten sich zwischenzeitlich auf und haben sich in Begeisterung gewandelt.
Vinschgerwind: Herr Architekt Marx, was war die größte
Herausforderung bei der Sanierung und Erweiterung des Hauses Spechtenhauser?
Stephan Marx: Die größte Herausforderung war die urbanistische Situation. Das Haus befindet sich in der Wohnbauzone A1 in Schlanders, das heißt mitten in der Fußgängerzone. Einmal waren Auflagen einzuhalten, zum anderen erforderte der schwierige Bauplatz eine schnelle Abwicklung des Baus. Logistische Möglichkeiten fehlten völlig.
Deshalb fiel die Wahl auf Holz als Baustoff.
Ja, die Aufstockung wurde in Massiv-Holzbauweise ausgeführt, das sind Brettschichtholzplatten, die sich gegenseitig perfekt aussteifen. Die Wandelemente wurden vorgefertigt, diese Vorfertigung verkürzte die Bauzeit erheblich. Dazu kommt das geringe Eigengewicht des Holzbaus, das uns bei der Statik sehr zugute kam.
Die Aufstockung ist zweifelohne ein Referenzobjekt in Schlanders und im Vinschgau.
Ich glaube, die Aufstockung ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass interessante Architektur und hohe Wohnqualität auch in einem Zentrum, wo beengte Verhältnisse herrschen, möglich sind. Zudem wurde in die Ästhetik ein kleines Detail eingewoben, das zum Hauptmerkmal wurde. Das Rautenmuster des kleinen Erkerdaches wurde auf das überproportionale Mansardendach übertragen, das nun das Erscheinungsbild prägt. Im Inneren entstand durch die Ausschnitte im Dach eine lichtdurchflutete Raumatmosphäre, die zwei Ebenen bilden ein interessantes Raumgefüge.