Kultur: ÜBERGÄNGE

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„Ewigkeit“ Acryl auf Holz, 70 cm x 100 cm, Matthias Oberhofer, 2011 „Ewigkeit“ Acryl auf Holz, 70 cm x 100 cm, Matthias Oberhofer, 2011

Matthias Oberhofer stammt aus dem ­Ultental, acht Kinder lebten auf beengtem Raum im Ausserkaserbachhof auf 1450 m. Im Jahr 1951 hat es so viel geschneit, dass die Schneemassen die Holzdächer einzudrücken drohten.
Das erzählte Josef Oberhofer, der Vater vom Matthias. Nach Familienplanung befragt, erzählte die Stufen eines heiligtumsMutter: „Wir haben nur geküsst“. Sie weiß also von einer Kuss-Schwangerschaft, wobei Ähnliches bereits in der Bibel erwähnt wird. Psalmen lesend und betend habe auch Maria den Gottessohn über das Ohr empfangen. Der ältere Bruder führte den sechsjährigen Matthias auf das Joch „beim Schwarzen“ zwischen Ulten und Vinschgau, wo sich die Bergrücken und Talfurchen öffnen. Durch langjährige ­Bewässerung entstehen aus dem ­losen ­Material Murkegel, Formen der Geometrie. Als sie die Höhe erreicht hatten, ­atmete der Matthias auf. Endlich Freiheit, Weite und Licht im Vinschgau!
Ebenso in der Kunstschule von Gröden, wo in deutsch und italienisch unterrichtet wurde. Auch das ist ein Übergang. Nach all den religiösen Versuchungen und ­Hemmungen öffneten ihm nun Markus Vallazza und vor allem Josef Kostner neues Sehen. Sie waren Grafiker und Erzähler, die Wiener Kunstwelt wurde vor den Studenten ausgebreitet und änderte den ästhetischen „Glauben“ weitgehend.
Symbole des Vinschgaus werden nun immer häufiger. Damit sind wir beim Wasser, dem unendlichen ­Thema des Vinschgaus und bei den Trockenmauern, die ebenfalls landschaftsprägend sind und immer wieder thematisiert werden. Über den Sonnenberg ­steigen sie als Stufen eines Heiligtums hoch bis zur Burg Schlandersberg.
Der Matthias erzählt in seinen Arbeiten von den Bauernhöfen im Ultental, die alle über einen Wald mit Ulmen und Fichten verfügen. Das Laub der Ulmen wurde abgestreift und den Schweinen verfüttert – Kinderarbeit.
Ausserer HofDie Pappel ist ein typischer Baum des Vinschgaus. Hier wurden durch das „Stockrecht“ die Äste der Bäume immer wieder abgehackt, wodurch sich ihr Erscheinungsbild im Jahreslauf änderte. Daraus entstanden „Baumstudien“, vom Matthias gemalte Schwere und Leichtigkeit im Widerstreit. Wie die Schauspieler in einem Theaterstück.
Aktkurse in Meran, Ausdrucksmalen für Kinder zusammen mit seiner Frau Margherita ... Frauen sind sehr wichtig, ihr Körper ist die schönste Landschaft. Negativformen, Bleistift, Kohle, Deckfarben und Acryl. Man soll ein Bild nicht quälen durch Über­lastung, jeder Strich ist Seele und Teil des Malers.Die Hand des Künstlers im Dienst des Vinschgaus: Berg, Tal, Wasser, Trockenhang, Sonne, Schatten, winddurchwehtes Wachstum im Bild „Ewigkeit“.
Hans Wielander

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