Über die Naia, Wehrpflicht und Männlichkeit

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Am 9. Jänner wurde das Theaterstück „Über die Naia“, eine Produktion der Dekadenz Brixen, im Kasino von Basis Vinschgau von den drei Schauspielerinnen Sabine Ladurner, Viktoria Obermarzoner und Patrizia Pfeifer aufgeführt. Am 9. Jänner wurde das Theaterstück „Über die Naia“, eine Produktion der Dekadenz Brixen, im Kasino von Basis Vinschgau von den drei Schauspielerinnen Sabine Ladurner, Viktoria Obermarzoner und Patrizia Pfeifer aufgeführt.

Schlanders/Basis/Theater - In Italien wurde 2005 die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt. Vorher mussten alle tauglichen Jungmänner 12 Monate zum Militärdienst. Viele verließen erstmals ihr Heimatdorf, kamen nach Mittelitalien oder sogar bis nach Sizilien. Der Regisseur Joachim Gottfried Goller und die Dramaturgin Armela Madreiter führten mit mehreren Personen Interviews und recherchierten ausführlich über die verschiedenen Aspekte des Wehrdienstes. Die Ergebnisse verpackten sie in ein humorvolles und auch todernstes Theaterstück. „Über die Naia“ ist eine Produktion der Dekadenz Brixen, gespielt von drei Frauen: Sabine Ladurner, Viktoria Obermarzoner und Patrizia Pfeifer. Die drei Schauspielerinnen erzählen im Dialekt, auf Deutsch und Italienisch, manchmal in Sprechchören, oft einzeln, mal spielerisch, mal singend, was die jungen Männer in den Kasernen erlebt haben, wie es bei der Musterung zuging und welche Rolle Männlichkeitsideale und Gewalt spielen. Es geht um Einstellungen, Werte, Haltungen, Hierarchien, Zwänge und Schikane. Es geht auch um den Umgang mit Waffen, die nur dazu da sind, um jemanden zu töten. Männer müssen sich einordnen und unterordnen. Sie werden geschoren, in Uniformen gesteckt und müssen Befehle ausführen. Im Stück tritt auch Andreas Hofer auf. Er erinnert an das Landlibell, eine Urkunde von Kaiser Maximilian I. aus dem Jahre 1511. Darin ist festgeschrieben, dass die Tiroler nur zur Verteidigung des Landes Kriegsdienste zu leisten haben. Das Theaterstück hat auch einen aktuellen Bezug. Durch den Krieg in der Ukraine sind die Militärausgaben enorm gestiegen und nicht nur in Italien gibt es eine Diskussion über die Wiedereinführung der Militärpflicht. So enthält das insgesamt unterhaltsame Stück auch sehr ernste und nachdenkliche Passagen. Wir leben in schwierigen Zeiten und einer brüchigen Gegenwart, so heißt es am Ende des Stückes. Dann ertönt laute Musik, so wie zu Beginn des Theaterstückes. Es wird ausgelassen getanzt. Es entsteht ein Raum, jenseits von Zwängen, ein Raum der Freiheit und des individuellen Glücks, als Gegenwelt zur hierarchischen Kasernenwelt. (hzg)

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