„Schaukler“: 100 Jahre Naturnser Geschichte

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Die Autorin Selma Mahlknecht (rechts) im Gespräch mit Maria Gerstgrasser: „So ist es gewesen.“ Die Autorin Selma Mahlknecht (rechts) im Gespräch mit Maria Gerstgrasser: „So ist es gewesen.“

Naturns - Die bekannte Schriftstellerin Selma Mahlknecht erzählt mit dem neuen Roman „Schaukler“ 100 Jahre Naturnser Geschichte. Der von Mahlknecht erdachte Inhalt: „Hans ist ein uneheliches Kind, im Dorf als Krüppel und Schandbub verschrien. Er muss mitansehen, wie Freunde zum Krieg einrücken, Faschisten und Nazi-Bonzen die Bevölkerung terrorisieren und seine Mutter einen von ihnen heiratet. Doch Hans, der Dekorationsmaler wird, erlebt auch, wie sich das Dorf nach und nach wandelt, wächst und weltoffener wird. Trotzdem kann auch der steigende Wohlstand die Ungleichheit nicht beseitigen.“ Der Historiker und Selmas Ehemann Kurt Gritsch hat im Anhang des Romans Bemerkenswertes, auch Neues aus der Geschichte Südtirols und jener von Naturns angehängt.
Mahlknecht gelingt es, en passant große zeitgeschichtliche Züge und auch selbst recherchierte Passagen aus dem Alltag der Menschen in den Roman einzuflechten. „Feinfühlig und ironisch, bitter und brillant erzählt“, kommentiert den Roman der Historiker Hans Heiss. Der Roman ist ein aus wenigen Pinselstrichen gezeichnetes Auftragswerk. Ausgehend von der Freilegung der mittlerweile berühmten Fresken in der St. Prokuluskirche vor 100 Jahren soll, so der Auftrag vom Naturnser Gemeindeausschuss, von da an die Geschichte von Naturns nachgezeichnet werden. Den Inhalt hat Mahlknecht entlang dieser Baseline selbst erdacht. Bei der Buchvorstellung am 23. November in der Bibliothek Naturns hat Thomas Kager vom Raetia-Verlag die zahlreich erschienen Natunser:innen davor gewarnt, in den im Roman vorkommenden Figuren echte Personen aus Naturns zu suchen. Naturns als Schauplatz eines Romans, für ein Dorf in Südtirol ist das neu, nicht aber für literarische Werke (Kager: Davos in Thomas Manns Zauberberg, Neapel in Elena Ferrantes Romanen...).
Bei der Buchvorstellung ließ Selma Mahlknecht einen Spalt in ihre Schreibwerkstatt blicken. Denn entlang der Fresken habe sie den Roman aufgebaut und einzelne Kapitel nach Freskenmotiven benannt. Die Buchvorstellung gipfelte in einem Gespräch zwischen Mahlknecht und der orts- und geschichtskundigen Maria Gerstgrasser. Bei Maria Gerstgrasser hat sich Selma Mahlknecht für viele Buchpassagen inspirieren lassen. Ein lesenswerter Roman, dessen Inhalt auf fast jedes andere Dorf in Südtirol passen könnte. (eb)

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