Vinschger Literaturtage/ Rimpfhof - Der „Schellen-Ursli“ von Selina Chönz ist als zeitloser Bilderbuch-Klassiker aus vielen Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte handelt vom kleinen Jungen namens Ursli, der sich auf die abenteuerliche Suche nach der größten Kuhglocke macht, damit er am Umzug des Frühjahrfestes „Chalandamarz“ ganz vorne den Winter ausschellen kann. Das Kinderbuch ist bereits 1945 in rätoromanischer Sprache erschienen und in über ein Dutzend Sprachen übersetzt worden. Dazu gesellt sich eine ganz besondere Übersetzung von Ernst Thoma im Vinschger Dialekt. Ernst Thoma aus Stilfs unterrichtete viele Jahre als Musiklehrer an den Mittelschulen Prad und Mals, ist Chorleiter des Malser Kirchenchors und vertonte die bekannten „Korrnrliadr” des Dichters Luis Stefan Stecher.
Im Rahmen der Vinschger Literaturtage stellte Thoma seine Version des „Schellen-Ursli“ in der gemütlichen Stube und in den urigen Gemäuern des Rimpfhofs oberhalb von Allitz vor. Die Bibliothekarin Ruth Schönthaler aus Laas trug die Textpassagen der deutschen Fassung vor und Thoma präsentierte die dazugehörige Übersetzung im Vinschger Dialekt. Seine originellen und inspirierenden Ausführungen ließen die kleinen als auch die großen Zuhörer schmunzelnd zurück. Eine kleine Kostprobe: aus „Verlassen sitzt er da zuletzt vor seiner Schelle ganz entsetzt.“ wird „Ormsäali huckt er iaz alloan vor ihm deis Schellele, deis kloan.“ Passend dazu führte Thoma die einprägsamen Illustrationen aus dem bekannten Bilderbuch vor und veranschaulichte anhand der Bilder die Kernbotschaft des Kinderbuches: „Liebe Kinder, fürchtet euch nicht, seid mutig und ihr werdet dafür belohnt!“ Der „Schellen-Ursli“ auf Vinschgerisch kommt bei den Kindern sehr gut an und wird demnächst für ein breites Publikum zugänglich sein, da im nächsten Jahr das Buch dazu im Weger Verlag erscheint.
Anna Alber