Natur & Landschaft - Mobilität als Kohlenstofftreiber - Der Klimaplan erfordert Einschränkungen

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Straße über die Malser Haide am 30. Juni 2024; Foto: Franz Platter Straße über die Malser Haide am 30. Juni 2024; Foto: Franz Platter

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Ulrich, 4. Juli 2024

Derzeit beträgt der ökologische Fußabdruck jeder Südtirolerin und jeden Südtirolers 7,37 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr (Stand 2019). Laut unserer Landesregierung wollen wir diesen Fußabdruck bis 2030 auf 3 t pro Person und Jahr bringen, also in den verbleibenden 6 Jahren halbieren. Bis 2040 wollen wir als Land Südtirol klimaneutral werden, also eine ausgeglichene Kohlenstoffbilanz aufweisen. Derweil aber fahren, fahren, fahren wir….. bevorzugt mit unserem privaten PKW und meistens allein im Auto, das fünf Plätze aufweist.
Auf Salto schreibt Thomas Benedikter am 9. März 2024: -7% CO2e (Kohlendioxid-Äquivalente) Emissionen seit 2010, also rund -0,5% CO2e im Jahr. Hochgerechnet bis 2030, würde das bedeuten, dass nur -4% CO2e geschaffen würden. Auch wenn die Energiewende Fahrt aufnimmt, ist malser haide 2das von -55%, wie vom Klimaplan bis 2030 vorgesehen, etwas weit entfernt.“
Im Internet hat Bruno Urmersbach am 2. Jänner 2024 die Entwicklung der Kohlendioxid-Emissionen in Italien im Zeitraum 1960-2022 veröffentlicht. Diese italienischen Emissionen haben sich im Jahr 2022 auf rund 338,1 Millionen Tonnen belaufen. Das entspricht im selben Jahr einem Anteil von 0,91% an den weltweiten CO2-Emissionen. Weltweit wurden im Jahr 2022 rund 37,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen.
Im Klimareport Südtirol 2018 schreibt Roberto Vaccaro (S. 30), dass die Gesamtemissionen in Südtirol im Jahr 2013 2.733.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente betragen haben. 44% davon gleich 1.203.000 t verursachte der Verkehrssektor, 36% (985.000 t) stammten aus der Erzeugung von Wärmeenergie, 18% (489.000 t CO2-Äquivalent) aus der Landwirtschaft und 2% (57.000 t) entfielen auf die Kategorie Sonstige.
1960 lag die Konzentration von Kohlendioxid bei 320 Teilchen auf eine Million Luft-Teilchen (pars per million ppm), 2022 lag sie bereits bei 419 ppm. Sie ist in den letzten Jahren um 2 ppm pro Jahr angestiegen. Die Wissenschaft sagt uns, dass es ab 450 ppm richtig unangenehm bis katastrophal wird auf unserer Erde. Also viel Zeit, uns zu mäßigen, haben wir nicht mehr. Und einen Reserveplaneten B haben wir auch nicht.
Kohlendioxid ist ein langlebiges Treibhausgas, das -wie Methan, Lachgas und andere Treibhausgase - für den menschengemachten Treibhauseffekt verantwortlich ist und unsere Erde aufheizt.

Wieviel CO2 stößt der Verkehr aus?
MotorräderAuch im Autobauerland Deutschland ist des Deutschen liebstes Kind das Auto. Im Jahr 2023 war in Deutschland der Verkehrssektor für rund 146 Millionen Tonnen Treibhausgase (berechnet als CO2-Äquivalente) verantwortlich und trug damit rund 22% zu den Treibhausgas-Emissionen Deutschlands bei.
Roberto Salvini, der Minister für nachhaltige Infrastruktur und Mobilität und stellvertretende Ministerpräsident im Kabinett Meloni, strebt mit der italienischen Regierung eine Klage von Italien gegen Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof an, um die Beschränkungen des Bundeslandes Tirol gegen den LKW-Verkehr zu Fall zu bringen.
Der freie Warenverkehr war ursprünglich einer der Grundpfeiler des europäischen Binnenmarktes. Heute hat er ein Ausmaß angenommen, das für viele Regionen nicht mehr tragbar ist. Die Brennerachse ist so ein Beispiel. Wenn 2025 die Lueg-Brücke in der Gemeinde Gries am Brenner auf der Brenner-Autobahn wegen des dringendst notwendigen Sanierungsbedarfes für längere Zeit nur einspurig befahrbar sein wird, werden wir im Vinschgau als Ausweichroute eine noch viel stärkere Verkehrsbelastung ertragen müssen, als es schon derzeit der Fall ist. In seinem Buch „Do geaht nou a bissl. Klimaschutz auf Südtirolerisch“ (2024) schreibt Thomas Benedikter auf Seite 113 im Abschnitt 33 unter dem Titel „Salvini: Mehr Einsatz für schlechte Luft. Freie Fahrt für den Klima-Rückschritt“: „2022 haben 2,48 Millionen LKW den Brenner gequert, Tendenz steigend, 29,5% davon war laut Mobilitätsplan 2035 Umwegverkehr. Der gesamte innere Alpenbogen (Frejus bis Brenner) wurde 2021 von 5 Millionen schweren Straßengüterfahrzeugen gequert. Der größere Teil davon benutzte die österreichischen Alpenübergänge. Allein 39,7 Mio. von insgesamt 72,5 Mio. Tonnen (54,7%) des Straßengüterverkehrs zwischen Frejus und Brenner hat die Brennerroute geschluckt. Bis 2040 soll das Verkehrsvolumen trotz der Inbetriebnahme des BBT (Brenner-Basis-Tunnels) gemäß Südtiroler Mobilitätsplan um bloß -10,7% sinken, Damit wird die Brennerautobahn auf Jahrzehnte hinaus Mensch und Umwelt zwischen Kufstein und Verona belasten, wird der Haupttransitkanal der Alpen bleiben. Auf der Brennerautobahn fährt ein gutes Drittel der 2,48 Millionen LKW (Fahrten im Jahr) nicht den Bestweg, sondern einen Umweg bzw. Mehrweg.“

Verursacherprinzip
Im Katholischen Sonntagsblatt Nr. 23 vom 9. Juni 2024 hat Franz Tutzer den Leitartikel „Fahren, fahren, fahren…“ veröffentlicht. Franz Tutzer hat an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert und war Lehrer und dann bis 2019 langjähriger Direktor der Fachoberschule für Landwirtschaft und der Wirtschaftsfachoberschule in Auer. Zum Verursacherprinzip schreibt Tutzer unter anderem Folgendes: „Alle Versuche, das Problem des maßlos gewordenen Güterverkehrs zu lösen, greifen – emissionenso unverzichtbar und notwendig sie auch sind – wohl zu kurz: Umweltfreundliche Fahrzeugtechnik, Verlagerung auf die Schiene, Anlastung der externen Kosten (Umweltschäden, Kosten für die öffentliche Infrastruktur, Kosten für gesundheitliche Folgen, soziale Kosten) bringen punktuelle Verbesserungen. Die Anrechnung der externen Kosten nach dem Verursacherprinzip ist nach dem Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizäcker gleichsam eine Art unverzichtbarer „Zwillingsbruder“ der Liberalisierung des Güterverkehrs.“
Und für die vielen Transportkilometer liefert Franz Tutzer ein beeindruckendes Beispiel, indem er die 1992 erschienene Studie der damals jungen Wissenschaftlerin Stefanie Böge von der Universität Dortmund zitiert: Unter Einbeziehung der Transportwege für Becher, Deckel, Milch, Erdbeeren und aller weiterer Zutaten: In einem Erdbeerjoghurt steckten 3.400 Transportkilometer.

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