„Positive Entwicklung“ Investoren kommen

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Gustav Tappeiner ist seit mehr als 30 Jahren in der Gemeindeverwaltung aktiv und seit 2010 BM der Gemeinde Kastelbell-Tschars Gustav Tappeiner ist seit mehr als 30 Jahren in der Gemeindeverwaltung aktiv und seit 2010 BM der Gemeinde Kastelbell-Tschars

Kastelbell-Tschars - Gustav Tappeiner ist seit 2010 Bürgermeister der Gemeinde Kastelbell-Tschars. Nach der Tunneleröffnung 2025 wird die Wohnqualität dort zunehmen. Das haben Investoren längst erkannt und Umbauten in die Wege geleitet. Die Bürger:innen werden die Früchte ernten können, die gemeinsam mit den Verwaltern gesät worden ist, sagt Gustav Tappeiner unter anderem im Interview.

Vinschgerwind: Sie regieren als BM in einer Gemeinde voller Alleinstellungsmerkmale. Mit dem Kuppelrain ist das einzige Sternerestaurant im Vinschgau in Kastelbell beheimatet, mit Reinhold Messner wohnt der bekanntesten Südtiroler in Ihrer Gemeinde. Haben wir etwas vergessen?
Gustav Tappeiner: Wir haben sicherlich viel mehr. Sie haben zwei Eckpfeiler unserer Gemeinde genannt. Generell haben wir eine sehr gute Gastronomie in der Gemeinde Kastelbell-Tschars, von Hofschänken bis zum Sternelokal. Das funktioniert bereits über Jahrzehnte. Natürlich ist es eine Ehre, dass Reinhold Messner Bürger der Gemeinde Kastelbell-Tschars ist. Was haben wir vergessen? Beim Wein sind wir in Kastelbell-Tschars jene Gemeinde, die am meisten Rebfläche im Vinschgau hat und mittlerweile haben wir zu den Lieferanten in die Weinkellerei Meran 12 Weingüter bzw. Kellereien, die als eigenständige Winzer mit ihren Weinen in den Verkauf gehen.

Vinschgerwind: Kürzlich war Tunneldurchstich und damit Ende einer Durststrecke mit dem Ausgleich der Baufirma E.MA.PRI.CE SPA.
Gustav Tappeiner: Am 28. März ist der effektive Durchbruch gelungen. Für uns als Bürger:innen und für uns als Gemeindeverwalter war das ein großer Freudentag. Vor allem deshalb, weil seit dem Tunnelanstich 2019 endlich dieser Durchstich gemacht worden ist. Zwei Jahre wurden die Bautätigkeiten ja ausgesetzt. Der Einstieg der PAC SPA in die Bietergemeinschaft mit Passeirer Bau war für uns und dem Bauherrn Autonome Provinz Bozen Abteilung Tiefbau ein großer Glücksfall. Gleichzeitig müssen aber auch Maßnahmen an der SS 38 für die Ortschaft Tschars gesetzt werden.

Vinschgerwind: Die Attraktivität in den Orten Kastelbell und Galsaun steigt. Bemerken Sie bereits einen Zuzug in Ihre Gemeinde Kastelbell-Tschars?
Gustav Tappeiner: Wir schauen natürlich auf die gesamte Gemeinde. Natürlich gibt es positive Entwicklungen, auch im Tourismus. Das Hotel AMARIL wurde von einem Investor neu gebaut. Zum anderen wurden beim Wohnbau von Investoren Objekte angekauft, die zum Teil realisiert sind und zum Teil noch umgebaut werden. Die Lebensqualität durch die Umfahrung wird steigen und Investoren haben diese morgige Situati0n positiv erkannt.

Vinschgerwind: Vor Jahren hat man sich schon auf die Tunnelfertigstellung vorbereitet. Muss sich die Gemeinde, vor allem die Ortschaften Kastelbell und Galsaun nun nochmals neu aufstellen?
Gustav Tappeiner: Nein, nicht unbedingt. Wir haben mit Eurac-Research eine Studie erarbeiten lassen, wie sich die Umfahrung auf die Dörfer, auf das Leben dort und auf die Wirtschaft auswirken wird. Besonders in Kastelbell und Galsaun. Nun kommt das Gemeindeentwicklungsprogram hinzu, das seit vorigen Herbst gestartet ist und von kommunaldialog betreut wird. Das wird eine Herausforderung für die Gemeindeverwalter und auch für die Bevölkerung. Es liegt an uns alle diese Herausforderung anzunehmen.

Vinschgerwind: Sie sind mandatsbeschränkt und können nächstes Jahr nicht mehr als BM-Kandidat antreten. Ist es ein bitterer Gedanke, die Früchte der eigenen Arbeit, zum Beispiel die Fertigstellung der Umfahrung oder auch die Steinschlagschutzgalerien in der Latschander, nicht mehr ernten zu können?
Gustav Tappeiner: Nein, absolut nicht. Als Bürgermeister hat man die Verantwortung für die Zeit, für die man gewählt worden ist. Und in dieser Zeit so gut und verantwortungsvoll gemeinsam mit dem Gemeinderat und dem Gemeindeausschuss für die Bevölkerung zu arbeiten. Für die Umfahrung etwa haben auch die vorhergehenden Gemeindeverwaltungen ihren Beitrag geleistet und die entsprechenden Weichen gestellt. Man kann nur dankbar sein, dass man einen Beitrag dazu geleistet hat und die Früchte kann die Gemeinde insgesamt ernten, dann, wenn die Umfahrung eröffnet wird und die Lebensqualität steigen wird.

Vinschgerwind: Wir möchten noch ein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Kastelbell-Tschars ansprechen. Mit den Frigelequellen gibt es eine der größten Quellschüttungen des Landes. Das Trinkwasser geht nach Meran, Algund und Marling. Bei Bedarf kann auch die Gemeinde Kastelbell-Tschars, so ist es vertraglich festgelegt, einen kleinen Anteil der Schüttung nutzen. Ist das bereits ein Thema?
Gustav Tappeiner: Die Gemeindeverwaltung hat sich auch aufgrund der klimatischen Veränderungen Gedanken gemacht, wie die Trinkwasserversorgnung auch für die kommenden Jahrzehnte gesichert werden kann. Nun soll eine Machbarkeitsstudie folgen, in der auch jene 5 Sekundenliter enthalten sind, die vertraglich mit dem Konsortium bestehend aus den Gemeinden Meran, Algund und Marling festgelegt worden sind. Die Überlegungen gehen auch dahin, dass man für Spitzenzeiten zusätzliche Speicherbecken vorsehen wird müssen. Zum anderen haben wir die Absicht, das Wasser, welches im Tunnel zum Vorschein gekommen ist und das eine gute Schüttung aufweist, aufzufangen und in unser Trinkwassersystem einzuspeisen. Die Untersuchungen sind gemacht worden und das Wasser ist einwandfrei.

Vinschgerwind: Thermalwasser, wie es im Tunnel von Staben austritt?
Gustav Tappeiner: (lacht) Nein Thermalwasser ist es leider keines. Das bleibt wohl exklusiv in Staben.

Vinschgerwind: Auf Schloss Kastelbell sind jedes Jahr bemerkenswerte Ausstellungen namhafter Künstler zu sehen, organisiert vom Kuratorium Schloss Kastelbell. Einheimischen Vereinen ist aber der Zugang für Ausstellungen verwehrt. Wie geht das zusammen?
Gustav Tappeiner: Die Gemeindeverwaltung hat mit dem Land einen Konzessionsvertrag. Die Gemeinderverwalter haben es bereits vor 25 Jahren für sinnvoll erachtet, die Schlossverwaltung einem Kuratorium zu übertragen. Meinerseits wurde 1999 das Kuratorium Schloss Kastelbell gegründet, mit der Absicht, das Schloss mit verschiedenen kulturellen Säulen zu beleben. Eine davon ist die Kunstausstellung, andere sind Konzerte und die Räumlichkeiten werden für Führungen zugänglich gemacht und auch vermietet. Dieses Konzept wurde perfektioniert und ausgebaut. Es hat letzthin Diskussion über die Zulassung für eine Ausstellung eines Vereines gegeben...

Vinschgerwind: Dem Krampusverein „Pfoffegonder Tuifl“...
Gustav Tappeiner: Die Zustimmung des Kuratoriums wurde verweigert. Es hat zwei Ausstellungen gegeben und dann hat das Kuratorium eine Absage erteilt. Die Gemeindeverwaltung ihrerseits ist bemüht, das Schloss für ehrenamtliche Vereine aus dem Gemeindegebiet in Absprache mit dem Kuratorium und dessen Zielsetzungen und im Einklang mit dem Kulturobjekt Schloss Kastelbell zugänglich zu machen.

Vinschgerwind: Politische Lösung hat es für die „Pfoffegonder“ keine gegeben?
Gustav Tappeiner: Nein. Aber ich unterstreiche, dass die Gemeinde mit dem Kuratorium eine auch vom Gemeinderat abgesegnete Vereinbarung getroffen hat. Mit dieser Vereinbarung ist die Führung des Schlosses auf das Kuratorium übertragen worden.

Vinschgerwind: Sie waren langen Jahre selbst Präsident des Kuratoriums und heute ist dies wie zufällig ihr Bruder.
Gustav Tappeiner: Die Verwandschaft hat da nichts zu tun. Denn der Präsident wird vom Verwaltungsrat gewählt, der seinerseits von der Vollversammlung bestellt wird. Der Bürgermeister wird auf der anderen Seite direkt vom Volk gewählt.

Vinschgerwind: Trotzdem ist die Causa zum Politikum geworden...
Gustav Tappeiner: Es ist schade, dass dies zum Politikum geworden ist, das möchte ich schon präzisieren. Das bringt weder dem Kuratorium noch der Gemeinde noch dem antragstellenden Verein etwas.

Vinschgerwind: Sie haben eine starke Opposition von jungen Leuten im Gemeinderat. Wie wichtig ist - grundsätzlich - Opposition?
Gustav Tappeiner: In jeder Gemeinde ist Opposition eine Partei oder eine Bewegung, die Mitglieder im Gemeinderat sein können, die ihre Aufgabe wahrnehmen, um der Mehrheitspartei oder der regierenden Partei andere Sichtweisen darzulegen, die ihre Kontrollfunktion, die ihr im Sinne des Regionalgesetzes der öffentlichen Körperschaften zustehen, ausführt. Ich sehe das im positiven Sinne einer funktionierenden Demokratie in einer Gemeinde. Im Bezug auf „jung“ stelle ich fest, dass es nicht nur in der Opposition junge Leute gibt, sondern auch in der Regierungspartei. Ich wünsche mir, dass vermehrt junge, engagierte Leute in die Politik einsteigen sollen.

Vinschgerwind: Sie haben sich in ihrer politischen Laufbahn immer wieder für die SVP als „Parteisoldat“ geäußert und eingebracht. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Partei?
Gustav Tappeiner: Es braucht Personen, die sich für die Gesellschaft in der Mitte einsetzen. In der Gesellschaft hat ein Wandel stattgefunden und dem müssen politische Parteien Rechnung tragen. Mein Einsatz war, das Wohlergehen der Gesamtbevölkerung im Auge zu behalten. Extreme linke und extreme rechte Positionen lehne ich ab.

Vinschgerwind: Sie sind Vertreter der Vinschger Gemeinden im Rat der Gemeinden. Welche Vinschger Anliegen vertreten Sie da?
Gustav Tappeiner: Seit zwei Legislaturen haben ich das Vertrauen von den Bürgermeistern, im Rat der Gemeinden vertreten zu sein. Die Hauptaufgabe des Rates der Gemeinden besteht in der Begutachtung der Entwürfe von Gesetzen und Verordnungen, welche für die Gemeinden von Interesse sind, bevor sie vom Landtag bzw. von der Landesregierung verabschiedet werden. Die Interessen der Gemeinden sollen von den 17 Vertretern gewahrt werden. Wir geben da ein nicht bindendes Gutachten ab. Der Rat der Gemeinden, das muss ich feststellen, wird gehört. z.B. gerade beim Landesraumordnungsgesetz etwa, da es ja direkt die Gemeinden betrifft.

Vinschgerwind: Auf was werden Sie nach 15 Jahren BM in der Gemeinde zurückblicken?
Gustav Tappeiner: Ich blicke auf diese Jahre so zurück, dass wir, also der Gemeideausschuss und der Gemeinderat Programme und Projekte nach besten Wissen und Gewissen umgesetzt haben. Gemessen wird man vor allem an sichtbaren Bauten. Als große Projekte sind der Kindergarten, die Kita und die Schützenstube von Tschars zu nennen. In Tschars ist der Schutzdamm von Bedeutung, der für künftige Bauten positive Auswirkungen haben wird, weil die rote Zone dort nicht mehr ist. Die Begleitung für die Umfahrung Kastelbell Galsaun war wichtig und gelungen ist, dass die gesamte Talsohle mit dem Glasfasernetz erschlossen ist. Dieses Jahr wird noch die Sanierung der Grundschule in Tschars kommen und der Mehrzwecksaal in Galsaun. Vorbereiten werden wir noch das Parkdeck in Tschars und den Bau der FF-Halle in Kastelbell.

Interview: Erwin Bernhart

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