„Zwoamol in Johr sein di Ratn kemman.“

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Herta Rechenmacher, geb. 1946, Morter: „Ma muaß viel mitgmocht hobm unt oghärtet sein, dass ma olz in Lebm drpockt.“ Herta Rechenmacher, geb. 1946, Morter: „Ma muaß viel mitgmocht hobm unt oghärtet sein, dass ma olz in Lebm drpockt.“

Frau Herta Rechenmacher arbeitete in der Schweiz, um das „Höfl“ ihrer Eltern in Morter erhalten zu können. Dann baute sie den neuen „Großhaushof“ auf und nahm dabei viele Entbehrungen in Kauf.

von Magdalena Dietl Sapelza

Frau Herta teilt sich derzeit ihren Wohnbereich im „Großhaushof“ mit einer Gruppe Äpfelklaubern, die ihrem Sohn bei der Ernte helfen. Während diese tagsüber in den Obstwiesen tätig sind, ordnet sie ihre Habseligkeiten im einstigen Frühstücksraum. Dort hatte sie ihren Feriengästen jahrzehntelang Frühstück serviert. In den Zimmern des Hofes fanden einst 20 bis 25 Gäste Platz.
Herta wuchs zusammen mit ihrer jüngeren Schwester im alten Hof auf, der unmittelbar neben ihrem heutigen Haus stand. Dort lebten drei Parteien in beengtem Raum. Hertas Familie lebte sparsam vom Milchgeld zweier Kühe. „Unt a Fackl fürn Speck hobmer a gfiatert“, betont sie. Die Marillenernte brachte zusätzlich etwas Geld ein. Herta musste von klein auf nach Kräften mithelfen. Oft führte sie das Kuhgespann an, das den Leiterwagen zog. Dabei ereilte sie einmal ein kleiner Unfall. Die Kühe scheuten und das Gefährt landete samt Kühen und ihren Eltern, die auf der Ladefläche saßen, in einem Wasserwaal. „Zun Glück isch niamat eppas passiert“, meint sie. „Mair hobm lei a Gschear kopp, dass miar obr asn Wool ausikemman sein.“
Im Alter von 15 Jahren trat Herta ihre erste Arbeitsstelle als Zimmermädchen in Algund an. Mit ihrem ersten Monatslohn von 5.000 Lire kaufte sie sich während einer Zimmerstunde in Meran ein paar lederne Mokassins. „Norr sein di 5.000 Lire aweck gwesn“, lacht sie. Das restliche Geld musste sie Ende der Saison daheim abgeben. „Dass di Eltern hobm kennt di Grundsteuer zohln“, sagt sie. Auch das Geld, das sie später als Serviererin im Gastgewerbe in der Schweiz verdiente, gab sie daheim ab. Das sicherte den Lebensunterhalt ihrer alten Eltern. Im Alter von 20 Jahren wurde Herta schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. „Mit an ledign Kind bisch selm pa di Leit a gonz schlechter Mensch gwesn“, erinnert sie sich. Sie war gezwungen, den Kleinen zu Pflegeltern zu geben, um weiter Geld verdienen und ihre Eltern unterstützen zu können. Eine Saison in der Schweiz folgte der nächsten. Schließlich übernahm Herta den Hof ihrer Eltern und fand eine Arbeit im „Gasthof Krone“ in der Nachbarschaft. 1974 heiratete sie den gleichaltrigen Bauarbeiter Hans Plörer aus Morter, den sie seit ihrer Schulzeit kannte. Nachdem ihr die Eltern das Grundstück neben dem alten Hof überlassen hatten, entschied Herta, eine eigene Hofstelle mit Gästezimmern zu bauen. Sie setzte ihr Erspartes ein und nahm zusätzlich einen Kredit auf, um den Bau zu verwirklichen. Für zwei Saisonen kehrte sie sogar wieder als Serviererin in die Schweiz zurück. Es entstand ein stattliches Gebäude. „Es isch dr scheanste Plotz fa gonz Morter“, schwärmt sie. Der Hof diente fortan der Obstwirtschaft und war gleichzeitig eine Frühstückspension. Der Hof wurde als „Geschlossener Hof“ eingetragen.
Herta war glücklich, als sie die ersten Gäste begrüßen konnte. „Mitn Verdianst fa di Gäscht hon i nor johrelong in Kredit ogstottert“, sagt sie. „Zwomol in Johr sein di Ratn kemman.“ Schon bald umsorgte sie nicht nur ihre Gäste, sondern kümmerte sich auch um die zwei Söhne, denen sie nach fünf Jahren Ehe kurz hintereinander das Leben geschenkt hatte. Um mehr Zeit für die Kleinen zu haben, verpflichtete sie eine Zugehfrau für die Gästezimmer. In den Anfangsjahren beherbergte sie Gäste aus ganz Europa, den Sommer und den Winter über. Die Gäste hatten Familienanschluss. Viele kamen damals zum Skifahren auf der Tarscher Alm. Als Herta mit der Tilgung des Kredites aus dem Gröbsten war, vermietete sie ihre Zimmer nur noch in den Sommermonaten. „Miar0 isch nor wichtiger gwesn, dass i hon kennt in Ruah mit der Familie Weihnachten feiern“, erklärt sie. Zu ihrem erstgeborenen Sohn, der bei seinen Pflegeeltern geblieben war, pflegte sie stets einen guten Kontakt.
Mittlerweile hat Herta den Hof an ihren jüngsten Sohn übergeben. Sie hat nur noch das Wohnrecht für sich und ihren Mann eintragen lassen. Die ehemaligen Gäste buchen ihren Urlaub inzwischen bei anderen Gastgebern. Mit vielen von ihnen pflegt sie nach wie vor gute Kontakte. Die „alten“ Gäste besuchen sie regelmäßig, genauso wie ihre einstigen Äpfelklauber aus Polen, die über Jahre hinweg aus einer einzigen Familie stammten. Viele waren Akademiker und besserten ihre Gehälter als Erntehelfer auf. Bei einer Polenreise mit stattete Herta ihren einstigen Klaubern einen Gegenbesuch ab. Eine weitere Reise führte sie vor einigen Jahren auch nach London.
Heute trifft sich Herta gerne mit ihren Freundinnen zu einem Kaffeeplausch. Diese Treffen bedeuten ihr viel und bauen sie auf. Wenn sie derzeit den „Äpfelklaubern“ ihres Sohnes begegnet, werden in ihr die Zeiten lebendig, in denen sie auf dem Hof noch alles selbst organisiert hat. „Deis isch iatz olz vorbei, iatz muaß i lei mehr af miar schaugn“, meint sie. „Unt i muaß schaugn, dass i hobwegs über die Rundn kimm.“

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