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Buchbesprechung

Sabine Gruber:
Die Dauer der Liebe.
Roman. C.H.Beck: 2023. 251 S.

Sieben Jahre sind seit der letzten Romanerscheinung von Sabine Gruber vergangen. Schreiben verlangt viel Kraft und Zeit, besonders, wenn Recherchen, anspruchsvolle Konstruktion und höchste Präzision des Ausdrucks wesentliche Komponenten des Kunstwerks sind. Im druckfrischen Roman „Die Dauer der Liebe“, den die aus Lana stammende und in Wien wohnhafte Autorin vor Kurzem in Lana vorgestellt hat, bildet die tiefe Trauer den Urstoff des Erzählens. Nach dem Schock über den plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Konrad verspürt Renata aushöhlenden Schmerz. Der Verlust, das Nicht-mehr-da-Sein des Partners, wird als tönende Leerstelle erzählt, was zu einem intensiven Leseerfühlen führt.
Auf die Benommenheit drischt bald weniger Emotives ein: Konrads Mutter und seine Geschwister, in Innsbruck zuhause, krallen sich alles, was Konrad gehört hat und nach seinem Willen für Renata bestimmt wäre. Doch sein computergeschriebenes Testament wird für nicht rechtsgültig befunden. Die beiden waren nicht verheiratet. „Das will ich haben“, ruft die Impertinenz von allen Seiten. Renata muss nach 25 Jahren Beziehung über sich ergehen lassen, wie ein Ferienhaus, vor allem aber persönliche Gegenstände und Konrads Photozeichnungen, die er als Architekt und Künstler angefertigt hat, verschwinden. In den Roman mischt sich die Wut. Und das Begehren, denn Konrad fehlt auch körperlich. Passagen über tollpatschige Dating-Apps-Auftritte bescheren den Leser:innen eine Spur Heiterkeit. Tut wohl, ebenso wie die „Kümmerkette“ der Freunde. Die Spannung erhöht sich, wenn Renata eine Widmung und weitere Botschaften an eine gewisse C. findet. Was hat Konrad ihr verheimlicht? Ein Fragenrad setzt sich in Gang, die Suche nach Antworten führt sie in das Latium. Die zahlreichen Einstreuungen zu italienischer Literatur, Architektur und Geschichte, vor allem über die Pontinische Ebene, steifen das Handlungsgerüst wohldosiert aus. Gruber lässt den Roman, ähnlich wie bei „Stillbach oder Die Sehnsucht“, im österreichisch-italienischen Kulturraum wippen. Sie greift Figuren aus ihren Romanen auf: Bruno Daldossi, Marianne, Paul. Sofort sind sie wieder da, die Geschichten, Vorlieben und Wesenszüge. Wenn das nicht Literatur ist, die trifft, die trägt?

Maria Raffeiner

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