Schlanders/Initiative Drususkaserne - Storytelling – Zauberwort des Marketings in der heutigen Zeit. Mit Geschichten kann man Interesse wecken, Emotionen hervorrufen, im Gedächtnis bleiben. Je gesättigter der Markt, desto größer ist die Herausforderung, sich von der Masse abzuheben und die Menschen zu begeistern.
Im Bereich Tourismus ist dies nicht anders. Reisende möchten eintauchen in andere Welten, fernab des Alltags die Seele baumeln lassen und mit allen Sinnen neue Erfahrungen sammeln.
Alte Gemäuer sind vorzügliche “Erzähler” und nehmen die Besucher mit auf Zeitreise. Manchmal sind es Liebesgeschichten oder lustige Überlieferungen, Geschichten von Rittern oder auch traurige Schicksale innerhalb von Gebäuden und Arealen, die Touristenströme anziehen. So verzeichnet z.B. das Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz vor San Francisco über 1 Mio. Besucher pro Jahr und Weimar listet das KZ Buchenwald unter den Top 5 der Sehenswürdigkeiten. Ethisch gesehen mag Vieles fragwürdig erscheinen, aber wie es Restaurator Markus Pescoller formuliert: Alle wollen nach Venedig fahren, jedoch niemand in den Vorort Mestre. Für ihn zahlen sich Restaurierungen immer aus, da sich Historie gut vermarkten lässt.
Auch in Südtirol gibt es genügend Beispiele, wie man eine negative Vergangenheit touristisch gut aufarbeiten kann. So hat sich der Alte Schlachthof von Brixen von einem blutigen Ort in ein hippes Lokal mit kreativer Küche und vielfältigem Kultur- und Musikprogramm verwandelt.
Der Vinschgau ist insgesamt gesehen eine schwache Tourismusregion und auch Schlanders glänzt nicht gerade mit hohen Nächtigungszahlen. Schlanders muss seine Geschichte noch finden.
Könnten die Kasernen Teil einer solchen Geschichte sein? Von einem faschistischen Militärgebäude zu einer Hülle mit innovativem Inhalt, von einem Symbol der Besatzung und Unterdrückung zu einem Ort der Freigeister und damit zu einer interessanten Destination für eine neue Zielgruppe von Reisenden?
Ein Marmormuseum hinter dem geschichtsträchtigen Portal aus Laaser Marmor, eine Ausstellung zur Alpinizeit oder ein Museum als Aufklärung zur faschistischen Besatzung? Auch ein Kongresszentrum mit dazugehörigen Unterkunftsmöglichkeiten wäre denkbar. Das Potential ist riesengroß und würde viele Gäste von auswärts, aber auch innerhalb von Südtirol nach Schlanders und in die Fußgängerzone bringen.
Wie sehr der Tourismus dem Dorfzentrum gut tut, hat sich zu Ostern wieder gezeigt. Die Transformation von einem Schlafdorf zu einem blühenden Kleinod war nicht zu übersehen.
Die Initiative Drususkaserne möchte gern eure Meinung dazu erfahren: idrukas@gmail.com