Der Weinbau steht am Befehlhof an zweiter Stelle, angeführt wird die gemischte Landwirtschaft vom Apfelanbau. „Mit 1,1 Hektar Weingut“, lacht Oswald Schuster „könnte man bei weitem nicht leben.“ Wenn auch nicht vordergründige Einkommensquelle, so hat die Weinkultur vor allem Tradition am Befehlhof. Bereits bei seiner zweiten urkundlichen Erwähnung 1370, die erste geht übrigens auf das Jahr 1313 zurück, ist von Weinanbau am Hofe die Rede. Das Zehent, die damals übliche zehnprozentige Abgabe, ist an das Frauenkloster in Santa Maria in Form von Wein verrichtet worden. Gebrochen hat man mit der Tradition des Weinbaus am Befehlhof nur einmal. Das war damals anfangs der 60er Jahre, als der lukrative Obstbau Einzug im Vinschgau hielt. Doch schon zehn Jahre später ersetzte Oswald Schuster einen Teil der Birnen- und Apfelbäume wieder durch Rebstöcke und zwar durch solche, die man im Vinschgau nicht oder nur wenig kannte: Sylvaner, Gewürztraminer, Kerner, Müller-Thurgau, Blauburgunder. Der Riesling, der Weißburgunder und der Zweigelt kamen etwas später hinzu. Pionierarbeit hat Oswald Schuster damals geleistet, den Riesling hat er als Erster im Vinschgau angebaut. Heute ist er Aushängeschild des Vinschgaus.
Guter Wein entsteht am Stock. Davon sind Magdalena und Oswald Schuster überzeugt. In diesen Wochen werden die Reben geschnitten, später werden sie festgebunden. Bis zur Ernte, die Mitte bis Ende September anfängt, stehen Oswald und Magdalena Schuster noch oft im Weinberg. Die ersten Trauben, die geerntet werden, sind der frische Weißburgunder und der würzige Müller-Thurgau. Der beerige Blauburgunder und der fruchtbetonte Zweigelt folgen als nächste und Schlusslicht sind der Riesling und der Fraueler. „Der Fraueler ist bei uns immer der letzte“, sagt Magdalena Schuster „und wird traditionell von Frauen gelesen.“
Der Wein vom vergangenen Jahr schlummert noch in den Fässern und wird in den nächsten Tagen auf die Flasche gefüllt. Man setzt auf verschiedene Gärführungen hier am Befehlhof, was ganz unterschiedliche Weine hervorbringt. So scheut man sich nicht, einige Weine spontan zu vergären und auf die natürlich im Wein vorhandenen Weinhefen zu setzen. Der Wein werde vielschichtiger, sagt Oswald Schuster, komplexer und interessanter beschreibt Magdalena Schuster den Unterschied. Bei anderen Weinen setzt man hingegen auf Reinzuchthefen und die temperaturgeregelte Gärung in Stahltanks. Die Krönung in der Weinproduktion am Befehlhof nennt sich Sällent, ein Sekt aus fruchtigem Weißburgunder und feinem Riesling. Der Name, erklärt Magdalena Schuster stammt von der Sällentspitze im Martelltal und soll Synonym für jenen Höhepunkt sein, den der Sekt im Keller des Winzers darstellt. Frisch und fruchtig sei er im Trunk, den Riesling selbst erkennt man an seinen fruchtig, würzigen Aprikosenaromen.
Oswald Schuster ist einer der neun offiziellen Abfüller im Vinschgau. Der Sonnenberg bietet ideale Voraussetzungen für deren Qualitätsweine. In Vetzan selbst sind es die Schieferböden, die Weine von großer Qualität erlauben. Nicht umsonst sind die 8.000 Flaschen Wein, die man im Jahr am Befehlhof keltert, jedes Jahr ausverkauft.
Oswald Schusters Hobby sind neben Weinen, auch Destillate. Fünf an der Zahl stehen in seinem Keller: der Grappa aus roten Trestern, der Apfel-, Birnen-, Marille- und der Apfel-Wacholderbrand. Das Wichtigste beim Brennen, sagt Befehlhof-Bauer, ist beim Feinbrand den Vor- vom Nachlauf zu trennen, das Herzstück des Destillats herauszufiltern. Da kommt es auf eine gute Nase an. Und genau die scheint der Befehlhof-Bauer zu haben, denn einige der Destillate haben sich bereits Auszeichnungen geholt.
INFO
Auf Voranmeldung darf der Befehlhof besichtigt und die Produkte verkostet werden. Tel. 0473 742197