„Iaz muasch holt Gas gebm“

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Jonas mit seinen Förderern beim SSV Naturns: Günther Pföstl (links) und Walter Müller (rechts) Jonas mit seinen Förderern beim SSV Naturns: Günther Pföstl (links) und Walter Müller (rechts)

Naturns - Am Mittwoch, 15.09.2021 wurde der 18-jährige Naturnser Jonas Heinz im Serie C-Pokalspiel des FC Südtirol gegen Giana Erminio (Endstand 4:1) in der 83. Minute eingewechselt. Dies war der erste Profieinsatz für den Fußballer, der schon mit fünf beim SSV Naturns Fußball spielte und als zehnjähriger zum FCS wechselte. Dort durchlief er alle Jugendteams von der C-Jugend bis zur Primavera und steht nun im Profikader des Aufstiegsanwärters der Serie C.

Günther Pföstl: Was ist dir im Pokalspiel gegen Giana Erminio durch den Kopf gegangen, als der Trainer dir sagte, dass du eingewechselt wirst? Und wie ist es dir in den zehn Minuten verbleibender Spielzeit ergangen?
Jonas Heinz: Ich war nach einer kurzen Krankheit erst wieder drei Tage im Mannschaftstraining und hätte mir keinen Einsatz erwartet. Als mich der Trainer dann beim Stand von 3:1 zum Einwärmen schickte, war ich schon ziemlich nervös. Als ich dann zur Bank gerufen wurde und das Trikot überstreifte, wandelte sich die Aufregung in volle Motivation. Ich dachte mir: „Iaz muasch holt Gas geben“. Mir ist es recht gut gegangen, ich bin zufrieden. Das wichtigste ist für mich immer in die Zweikämpfe zu kommen und diese zu gewinnen und das ist mir auch gut gelungen.

Wie ist zurzeit dein Tages- bzw. Wochenablauf? Wie bist du imstande den Profifußball mit der Schule in Einklang zu bringen?
Findet das tägliche Training am Vormittag statt, starte ich von Naturns kurz vor 9 Uhr ins FCS-Center nach Eppan/Rungg zum Training. Dort mache ich vor dem Training allgemeines Krafttraining und Übungen für meine Kniegelenke. Um 11 Uhr haben wir dann das 90minütige Mannschaftstraining, danach mache ich immer ein Eisbad zur Regeneration. Dann wird gemeinsam mit den Teamkollegen im FCS-Center zu Mittag gegessen. Danach fahre ich nach Hause, oder ich setzte mich gleich im Trainingszentrum an den Laptop. Wenn ich nicht in der Schule sein kann, senden mir die Lehrer den Unterrichtsstoff zum Nachholen zu. Bei Nachmittagstrainings gehe ich am Vormittag zur Schule. Normalerweise sollte ich zwei bis drei Tage pro Woche in die Schule gehen. Ich möchte unbedingt dieses Jahr die Matura an der WFO in Bozen schaffen. Ich glaube, dass es für mich und generell für jeden Fußballer wichtig ist, auch einen Schulabschluss zu absolvieren.

Welche Erinnerungen hast du an deine Wurzeln beim SSV Naturns?
Mit fünf Jahren in der U8 habe ich mich eher zurückgehalten. Als ich dann mit meinen Jahrgangskollegen im Team spielte, war dies ein Riesenspaß und ich habe mich auf die zwei wöchentlichen Trainings und die Spiele immer sehr gefreut. Das U10-Jahr habe ich in bester Erinnerung, denn ich hatte zu meinen Kollegen und den Trainern ein sehr gutes Verhältnis. Wir wurden Meister und dritter der Landesmeisterschaft. Über das VSS-Förderzentrum in Latsch und Spielbeobachtungen beim SSV Naturns bin ich dann zum FC Südtirol gekommen.

Wer waren bis dato die wichtigsten Personen in deiner Karriere? Und wer hat dich sportlich am meisten weitergebracht?
Der Rückhalt war und ist für mich immer die Familie, meine Eltern und meine Schwester. Dann sind für mich meine fünf, sechs Naturnser Kollegen enorm wichtig, mit denen kann ich mich über alles unterhalten, sie sehen mich nicht als Fußballer, sondern als Kollegen. Und jetzt natürlich auch meine Freundin, die mich total unterstützt. Sportlich haben mich in Naturns Walter Müller und Pierino Mattei sehr weiterentwickelt. Beim FC Südtirol waren dies in den ersten Jahren Michele Santori und in der U17 Paolo Goisis. Diese beiden Trainer haben mir mit ihrer Erfahrung auch vermittelt, dass der Kopf passen muss, um gut Fußball zu spielen. Dann natürlich Stefano Vecchi in den Trainings der Vorsaison und die aktuellen Trainer Ivan Javorcic und sein Co Leonardo Greco, von denen ich sehr begeistert bin.

Du hast in dieser Saison den Sprung von der Primavera in das Profiteam geschafft. Was sind die größten Unterschiede vom Jugend- zum Profifußball?
Der technische Unterschied erklärt sich dadurch, dass die Profispieler halt schon viel länger auf einem bestimmten Niveau aktiv sind. Noch größer ist der körperliche Unterschied, da es sich ja um ausgewachsene, gut trainierte und muskulöse Spieler im Profibereich handelt. In jedem Training wird Vollgas gegeben, ohne Rücksicht darauf, dass am kommenden Wochenende ein Spiel ansteht. Die Intensität in jedem Training ist dadurch viel höher, es wird auch viel mehr gelaufen. Und gewaltig ist auch der Unterschied in der Schnelligkeit im Spiel: du musst schneller spielen, du wirst schnell gepresst und du musst vor allen Dingen im Kopf viel schneller Lösungen finden.

Der erste Profieinsatz ist ein neuer Startpunkt in deiner Karriere. Was sind deine nächsten Ziele als Profifußballer?
Kurzfristig ist es mir wichtig, dass in dieser Saison die Mannschaft ihr Saisonziel erreicht. Wir wissen, dass wir stark sind und wir wollen jedes Spiel gewinnen. Wir haben auch Lust auf den Meistertitel, da wir wissen, was dies für uns und auch für den Verein bedeuten würde. Langfristig habe ich immer noch dieselben Ziele, welche ich schon als kleiner Junge hatte: ich möchte es als einer der wenigen Südtiroler in die Serie A schaffen. Als Naturnser Junge in der höchsten Liga zu spielen und verschiedene Titel zu gewinnen war immer schon mein Traum.

Wir wünschen Jonas, dass er all seine Ziele erreichen kann und vor allen Dingen, dass er von gröberen Verletzungen verschont bleibt. Einen Vinschger in der Serie A zu sehen, wäre wirklich großartig. Alles Gute!

Interview: Günther Pföstl


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