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Dienstag, 19 Februar 2013 00:00

Sepp Alber im Kloster Marienberg – Deutung der Werke

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RZ_RIMG0059Nahezu täglich schaue ich von meinem Zuhause in Tschengls nach Tanas, wo Sepp Alber geboren und aufgewachsen ist. Und ich sehe ihn heute noch dort am Mühlhöfl,  obwohl der 1940 geborene Künstler sein Heimathaus früh verlassen hat, weil, am existenziellen Abgrund lebend, keine längere Bleibe zugelassen war. Die materielle Kargheit und die ideele Bestimmtheit zum Leben am Abgrund, (das Höfl gab wenig  und es geht steil in den Tanaser Bach hinab), hat seine Persönlichkeit und sein Leben als Künstler geprägt, und auch seine Kunst. Sie ist ein beharrlicher Versuch und ein stetes Anrennen, sich als Mensch und Künstler zu definieren, Form und Thema zu finden, mit denen er schlüssige Antworten auf die existenziellen Herausforderungen sucht.

Fatal ist, dass sich Sepp Alber in einem mühsamen Prozess an die Kunst herantasten musste, als Autodidakt sich allein auf seine Kreativität, auf seine Zweifel, auf seine Bemühungen und seine Versuche sich verlassen musste, um gültige künstlerische Aussagen richtig ausformulieren zu können. Seine Kunst war ein steter Kampf mit sich selber, mit seinen Erkenntnissen und Ansprüchen. Was er uns aus dieser Konstellation an Fülle und Gehalt übergeben hat, ist allemal bemerkenswert und umfasst in dieser Ausstellung auf Marienberg eine kleine Auswahl aus rund 30 Jahren seines Schaffens.
Albers Arbeiten umkreisen drei Themen
- die Verarbeitung der Mühlhöfl-Existenz, die ihn sein Leben lang beschäftigte, die zum Paradigma, zum Grundmuster für seine künstlerische Beharrlichkeit geworden ist,
- seine Erfahrungen in der Welt, das mühsame Suchen nach seiner künstlerischen Bestimmung und
- sein Leben in der Familie, im geschützten Umfeld der Frau.

Sepp Alber ist kein gelernter oder gelehrter Künstler, er ist ein philosophierender, zweifelnder und nachdenklicher Mensch, der nach dem Woher und dem Wohin fragt. Sein Woher ist ein Ort, an dem es der Mensch und die Natur schwer hatten. Albers Auseinandersetzung mit seiner Herkunft bestimmt ganze Zyklen von Bildern, geschaffen als Aquarelle oder in Tempera und Acryl, mit den kahlen Bäumen des Tanaser Berges und den scharf konturierten Menschenfiguren davor und dahinter, ebenso kahle und darbende Menschenfiguren mit erstarrten Gesten und offenen Mündern. Dazu gehören auch seine Skulpturen, vielleicht die reifsten Werke in seinem Schaffen. Auch sie sind Mühlhöflerische Archetypen des bäuerlichen Daseins, echte Tanaser Schädel, jeder für sich eine Welt, in der Rückzug überleben bedeutet und Kommunikation Zwang ist.
Früh hat Sepp Alber die vertraut arme Umgebung des Mühlhöfls verlassen, er wurde ein unsteter Wanderer, mit der Absicht, die schiefe Ebene am Abgrund und die Enge der kleinbäuerlichen Existenz hinter sich zu lassen. Aber er konnte sich nie entscheidend davon emanzipieren; er konnte sein Kindheitserleben nie abstreifen.
Die weite Welt hat ihm ein anderes Bild vom Leben gezeigt, aber sein Weltbild nicht entscheidend verändern können. Allerdings entdeckte er sich dabei neu mit seinem Verlangen, ein Künstler werden und sein zu wollen. Er begann das Experimentieren mit Farben, Formen und Stilen, aber nicht als lockere Spielerei, sondern als ernsthaftes RZ_RIMG0057Bemühen, in der Kunst Fuß zu fassen. Die Ortsbilder vom Mühlhöfl werden nun zu Weltbildern, in denen er in grellem Acryl die Menschen als Schablonen der Technik sieht, erstarrt in der Masse des anonymen und dynamischen Stadtlebens. Die archaischen Formen der Natur am Tanaser Berg werden nun zu labyrinthischen Verstrickungen und zur ernüchternden Erfahrung von Anonymität in der Masse. Er verarbeitet die Welt als Chaos, wo sich die Existenzen im Kreise drehen und die Deformation zum Merkmal wird.
Diese Arbeitsprozesse sind bei Sepp Alber nicht linear verlaufen, sie wurden zeitversetzt realisiert, weil er zuerst seine eigene Existenz definieren musste, bevor er seine künstlerische Berufung verstanden hat. Dafür hat er sich zeitweise in eine Art magischen Realismus begeben.
Ruhe, Konstanz, Sicherheit findet Sepp Alber in den Familienbildern, bei der Darstellung von Frau und Kind. Dort streift er seine Erfahrungen ab und begibt sich in die Sphären des Weiblichen und in die feine Erotik.
Unfertig ist Sepp Alber geblieben, er hatte zu wenig Zeit, nicht um zu schaffen, sondern um seine künstlerische Entwicklung auf ein Ziel zu bringen und sein Zweifeln am Vordergründigen im Leben, sein Nachdenken über das Hintergründige der menschlichen Bestimmtheit und das Abgründige des Mühlhöfldaseins in Holz zu hauen oder auf die Leinwand zu bannen.
Ein Versuch davon findet sich in seinem Frühwerk. In den späten siebziger Jahren hat er in ritualisierten Zeichenvorgängen Szenen aus dem Leben des leidenden Christus geschaffen und damit seine eigene Determination vorweggenommen: über viele Stationen ein existenzielles Ziel zu finden, das auch bei Sepp Alber Tod hieß und Hoffnung zuließ
Sepp Alber wollte es in seinem Leben darauf ankommen, ein Ziel zu finden, etwas aus dem Leben zu holen, und das ist ihm in seiner Kunst gelungen. Damit hat er sich zufrieden gestellt und uns beschenkt.

Herbert Raffeiner

Das Werk des Künstlers (1940-2010) erfährt im dreistufigen Zugang zur Krypta die rhythmische Gestaltung seines Lebensweges. Im letzten Raum der Leidensweg Jesu mit 16 Stationen, ergreifend dargestellt als fließendes Gebet.
„Mit der Architektur ist die Moderne ins Benediktinerkloster eingezogen“, einleitende Worte des Abtes Markus Spanier, womit er die hervorragende Neugestaltung des Klostermuseums erklärt. Es ist auch ein Hinweis auf die Pläne zur Errichtung eines Forschungsbereiches mit Bibliothek im nordöstlichen Teil des Klostergartens mit Öffnung für das Publikum. Eine alte Kapelle aus der Gründungszeit des Klosters (im 12. Jahrhundert) wird erneuert und zwar in bester „Vinschgauer“ Architektur,  worauf alle gespannt sind. Als Öffnung zur „Moderne“ kann auch die Ausstellung mit den Werken von Sepp Alber gelten.

Hans Wielander

Öffnungszeiten und Dauer der Ausstellung:
bis Freitag, 31.Mai 2013 von Montag – Samstag 13 – 16 Uhr,
Sonntag 11.30 – 16.30, auch am Ostermontag, Pfingstmontag,
25. April und 1. Mai.

Handy 331 31 63 131, oder e-mail manuela.gurschler@libero.it


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