„Zu derzählen hat i viel, ober olls woas i a nimmer“

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„Do in Bürgerheim isches fein“, sagt Rudolf Staffler aus Göflan „Do in Bürgerheim isches fein“, sagt Rudolf Staffler aus Göflan

Der Staffler Rudl aus Göflan erzählt, dass er ein „Lausbua“, lange Zeit Obmann des
Kaninchenzuchtvereins Vinschgau und Portier am Schlanderser Krankenhaus war.

von Christine Weithaler

Heuer im Jänner feierte der Senior seinen 95igsten Geburtstag. Er ist in Schlanders geboren und in Kortsch als ältester von vier Kindern aufgewachsen. Er besuchte dort acht Jahre lang die italienische Schule. Seine Mutter verstarb als er sechs Jahre alt war und ein großer Schicksalsschlag für Rudolf war, als sein 29jähriger Bruder tödlich verunglückte. Heute noch erzählt er davon mit Tränen in den Augen, welche sein Mitgefühl für dessen Frau zeigen.
Nach der Pflichtschule war er mit seinem Vater im ganzen Land und auf den Jahresmärkten unterwegs. Sie handelten mit Schweinen. Dadurch sah er viel von Südtirol, lernte alle Höfe des Schlanderser Nördersbergs und deren Familienverhältnisse kennen. „Af dia Höf, worn überoll viele Kinder, ober dia sein olle groaß gworden“ meint Rudolf. Als junger Bub war er Schafhirte für Malanz und Pardell.
Beim späteren Militärdienst war er in Sterzing stationiert, kam von dort aus im gesamten Pustertal herum. Er war eine Zeit lang bei den Sanitätern und gemeinsam mit einem Kameraden bewachte er zwei Wochen lang den Zugverkehr in Neapel. Die in der Grundschule erlernten Italienischkenntnisse kamen ihm in seinem Leben immer wieder zugute. Daheim redete er nicht gerne Italienisch und doch zitiert er in unserem Gespräch immer wieder etwas auf Italienisch, wie: „L’amore fa amore“ In der Militärzeit verliebte er sich in seine spätere Frau. Sie besuchte den jungen Mann in Sterzing, zeigte ihm dadurch, ihre ernsten Absichten. Sie heirateten 1953, zogen zu den Schwiegereltern nach Göflan und bekamen vier Kinder.
Rudolf arbeitete eine Zeitlang in der Schweiz als Abspüler. Viele Köche brachten ihm Arbeit, da vergingen ihm die Flausen im Kopf. „I hon viel orbatn gmiaßt, ober i hon olm essen und trinken terft, wos i gwellt hon“ sagt er. Rudolf erzählt von seiner Jugend als „Lausbua“, von seiner Vespa und dass er überall dabei war, wo der Rauch aufging. Auch im späteren Leben war er gerne mit seinen Freunden unterwegs, trank in geselliger Runde öfter ein Glas zu viel. „Oftramol woas i nimmer wia i huam kemmen bin“ schmunzelt er. Rudolf war einer der ersten, die in Göflan ein Auto hatten. Als Portier im Schlanderser Spital machte er damit viele Transporte für das Krankenhaus. Schwangere wurden im Gemeindegebiet abgeholt und ein Kind kam sogar im Wagen zur Welt. Mit diesem Auto chauffierte er den Professor Elzenbaum und dessen Frau. Der Primar war für Rudolf ein Vorbild, persönlich eine große Stütze und er verdankte ihm viel.
Vor der Zeit als Portier arbeitete er bei der Staumauer in Martell. Nach über dreißig Jahren im Krankenhaus ging er 1983 in Rente. Gern las er die Tagesblätter, die „Dolomiten“ und den „Alto Adige“. Viel Zeit verbrachte Rudolf in der Natur, ging oft in „die Schwammlen“ meistens ohne jemanden zu sagen wohin. Auch hat er einen guten Bezug zu den Tieren, besonders zu Hasen. So war er lange Obmann des Kaninchenzuchtvereins, der voriges Jahr sein dreißigjähriges Bestehen feierte. Der leidenschaftliche Züchter stellte seine Tiere auf mehreren Ausstellungen im ganzen Land aus und wurde für seine Hasen öfter prämiert.
„Jo so vergeat die Zeit“ meint der Senior, es gab viel schöne aber auch schlechte Zeiten, „ober mir isch olm guat gongen“ sagt er weiter.
2011 verstarb seine Frau. Von da an versorgte sich der nicht immer einfache Rentner bis auf wenige Zeit selber. Lange war er eigenständig, fuhr noch mit dem Auto und bis voriges Jahr mit dem Rad. Heute begleitet ihn der Rollstuhl, da die Kräfte, besonders in den Beinen nachlassen. Seit ca. drei Monaten wohnt er im Bürgerheim „St. Nikolaus von der Flüe“ in Schlanders. „Do konn i essen wos i will, ban Fenster ausi schaugen, do geat mir nicht oh“ erzählt der ruhig wirkende Heimbewohner. Er freut sich über Besuch bei dem er sich aussprechen kann. So wie sich die Zeit verändert hat, hat sich auch Rudolf etwas verändert, vielleicht erzählt er uns davon beim nächsten Mal.

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