Leserbriefe Ausgabe 7-21

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Thermalgemeinde Naturns
Zur „Thermal-Entwicklung“ in Naturns möchte ich mich jetzt in der Lockdown- Zeit auf diesem Weg äußern. Unter Thermalwasser versteht man im Allgemei-nen sehr warmes bis heißes Wasser. In Abano-Terme und Montegrotto-Terme ist die Quellschüttung bei 77 Grad. In Bad Gastein (Bad Gastein wird nicht als Thermalort bezeichnet) kann man im Winter in einem Therme-Hotel das Freibecken bei ca. 40 Grad genießen. In der angrenzenden Gemeinde Hof Gastein befinden sich qualifizierte Hotels mit Thermalwasser. Auf der Insel Ischia auch „Grüne Insel“ genannt (nicht „Thermal-Insel“) stehen zertifizierte Therme-Hotels mit heißem Thermalwasser in Hülle und Fülle für gesundheitsbewusste Urlauber zur Verfügung.
Meines Erachtens wählen sehr viele gesundheitsbewusste Menschen, Thermalorte mit zertifizierten Therme-Hotels mit den obgenannten Merkmalen aus.
Wenn man in einem Hotel in einer sogenannten „Thermal-Gemeinde“ Naturns-den Gesundheitsurlaub verbringt und erfährt, dass die Quellschüttung nur 17,4 Grad warm ist, wäre ich als Gast sehr enttäuscht.
Für die sehr gut geführten Wellness-Hotels in unserer Gemeinde Naturns und für unser „Erlebnisbad“ kann das sogenannte „Thermalwasser“ treffender gesagt „Heilwasser zur therapeutischen Nutzung“ aus Staben (Quellschüttung ganz in der Nähe von der östlichen Tunnelausfahrt) als ein interessantes und hervorragendes zusätzliches Angebot im Bereich „Wellness“ für gesundheitsbewusste Menschen durchaus genutzt werden.
Ich hoffe, dass auch alle Naturnserinnen und Naturnser in Sachen „Thermalwas-ser“, berücksichtigt und mitgenommen werden.
Aber ist die Benennung „Thermal-Gemeinde Naturns“ bei einer Quellschüttung von 5,7 Liter pro Sekunde und 17,4 Grad Celsius nicht ein zu hoch gestecktes Ziel?
Zum Abschluss noch eine Bemerkung: „ Naturns quo vadis“?

Karl Bachmann, Naturns

 

Unbedingt lesen!
Sehr geehrtes Redaktionsteam,
den Vinschgerwind lese ich online seit geraumer Zeit mit großem Interesse.
In der Ausgabe vom 04. März 2021 fand ich eine Rezension des Romans „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano, den ich vor einiger Zeit gelesen und der mich in mehrfacher Hinsicht sehr berührt hat. Ich möchte dieser Buchkritik von M. Raffeiner meinen – zugegeben enthusiastischen - Eindruck hinzufügen, weil ich finde, dass dieses Buch möglichst viele Leser verdient.
Aber jetzt der Reihe nach…
Während der Anreise zur Wanderwoche in den Vinschgau im Herbst 2019 sah ich zum ersten Mal diesen wasserumspülten Kirchturm im Reschensee. Er weckte meine Neugier – vor allem erregte er mein Interesse für seine Geschichte und die Geschichte des Dorfs, das vor rd 70 Jahren in diesem Stausee versank. Ich erfuhr, dass knapp 700 ha Grund und Boden, die Heimat von über 150 Familien, in den Fluten des Sees verschwanden. Nur dieser Kirchturm ragt noch wie ein Mahnmal aus dem See. Soweit waren es für mich jedoch eher trockene Fakten. Bis mir durch Zufall dieser historisch geprägte Roman von M. Balzano „Ich bleibe hier“ in die Hände fiel. In diesem Buch lässt rückblickend die Romanfigur Trina als Ich-Erzählerin den Leser an ihrem wechselvollen Leben teilhaben, das durch ein wahrlich hartes Schicksal geprägt ist. Vier einschneidende zeitgeschichtliche Ereignisse bestimmen ihr Leben: Die faschistische Machtübernahme in Italien im Jahr 1922, die verhindert als Lehrerin zu arbeiten und die eine brutale Italianisierung ihrer Heimat Südtirol zur Folge hat (Verbot der dt. Sprache, Katakombenschulen usw.). Der Hitler_Mussolini Pakt 1939, mit der Optionspflicht sich zu entscheiden nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in der Heimat zu bleiben. Die Nazizeit mit dem 2. Weltkrieg und der dt. Besatzung ab 1943, bzw der Zwangsrekrutierung der Südtiroler Männer in Hitlers Armee.
Die Flutung ihres Dorfs Graun im Zuge des Staudammbaus 1950. Trina nimmt die Herausforderungen an und kämpft. „Sie bleibt hier“ – in jeder Beziehung. Sie optiert mit ihrem Mann für ihre Heimat. Sie bleibt bei ihm als er desertiert und in die Berge flieht. Trina steht Angst, Trauer um das verlorene (entführte) Kind, Ohnmacht, Enttäuschung, Todesgefahr und Hunger mutig durch und stemmt sich am Ende mit aller Kraft – jedoch vergeblich – gegen die Profitgier des Energieriesen Montecatini und dessen Staudammprojekt.
Marco Balzanos Roman hat mich – auch als nicht Einheimische – tief beeindruckt.
Er erweckt in einfühlsamer Sprache anhand des individuellen Schicksals seiner Romanfigur Trina Zeitgeschichte und historisch verbürgte Abläufe zum Leben und macht sie dadurch erst einprägsam nachvollziehbar.
Mein Fazit: Unbedingt lesen!
Marianne Vollmer, Essen (Dt)

 

 

Was ist ein Wehwehchen?
Was ist ein Wehwehchen? Der Duden sieht das als eine „kleine Wunde“, also jedenfalls nichts, was lebensbedrohlich, bzw. lebenswichtig wäre. Umgangssprachlich sehen wir ein Wehwehchen – auch durch die Verwendung der Verkleinerungsform „chen“ meist als einen nicht besonders bedeutsamen, einen zu vernachlässigenden und bald vorübergehenden Schmerz.
Der Vertreter der Südtiroler Bevölkerung im italienischen Parlament, Albrecht Plangger, beliebt die Anliegen des Landes Südtirol im Parlament als „autonome Weh-Wehchen“ zu bezeichnen (VW Nr.6.,18.03.21, S8), also als eine nicht besonders beachtenswerte Kleinigkeit. Es mag sein, dass in der Fülle der Probleme, mit denen die Regierung vor allem gegenwärtig tagtäglich zu kämpfen hat, die Anliegen der Südtiroler Bevölkerung nicht immer Priorität haben, doch sind die gewählten Vertreter dazu da, diese, wo und wann möglich, ins rechte Licht zu rücken und sie nicht schon sprachlich abzuwerten.
Mir jedenfalls wird diese Formulierung bei den nächsten Wahlen wie mit Leuchtstift umrahmt gegenwärtig sein.

Verena Noggler

 

 

Politischer Lockdown in Glurns
Die derzeitigen politischen Turbulenzen vor den Wahlen in der Stadt Glurns sehe ich mit großer Sorge. Als langjähriges Mitglied im Gemeinderat finde ich es zudem verwerflich, dass alles nicht gewürdigt wird, was der bisherige Bürgermeister Luis Frank geleistet hat. Frank, der nicht mehr als BM kandidiert, weil ihm zuviele Prügel in den Weg gelegt wurden, hat in den fünf Jahren der vergangenen Periode mehr geleistet als seine Vorgänger in 15 Jahren. Ich denke dabei an die Sanierung der alten Bausubstanz (drei Laubenhäuser) mit Schaffung von Wohnraum, den Bau der Tiefgaragen, an die Sanierung und Vergrößerung des Parkplatzes am Malser Tor, an das E-Werk Rambach, an den Festplatz neben der Mittelschule, an die Aufwertung der Kulturszene um nur einiges zu nennen. Ich habe nun Sorge, dass Glurns wieder in den Tiefschlaf versinkt, der die Entwicklung bremst. Angesichts fehlender Visionen und Streitigkeiten im Vorfeld der Wahl, wäre es vielleicht ratsam, einen Antrag an eine der Nachbargemeinden zu stellen, mit der Bitte, die Stadt Glurns als Fraktion aufzunehmen.
Karl Sagmeister, Glurns – 10 Jahren Mitglied im Gemeinderat

 

 

HAIKU des Monats Jänner 2021
ausgewählt von der Haiku-Gruppe Südtirol

Acht Beine dehnen
Spinne schüttelt den Staub ab
Draußenzeit beginnt
Stefanie Porath-Walsh,
Hamburg

Kontakt für
die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau:
helga.gorfer58@gmail.com

 

 

An di Scheibaschlogr


Die Infektionsschutzmaßnahmen sind dazu da, um menschliches Leben zu schützen. Zu den Infektionsschutzmaßnahmen gehört auch das Vermeiden von Gruppenansammlungen. Die Gruppenansammlungen sind aus diesem Grunde wohlüberlegt verboten. Zum Einhalten dieser Vorgaben sind die Politiker auch auf Gemeindeebene verantwortlich. Das Virus macht weder vor gutgemeinten Gruppentreffen noch vor Brauchtumsumsetzung halt. Freiheitseinschränkende Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sind zum Schutze des Lebens und der Gesundheit Anderer notwendig. Aus diesem Grunde braucht es nicht nur Kontrollen, sondern die Solidarität eines jeden Einzelnen. Dass „jeder für sich verantwortlich ist“, dem kann ich zustimmen. Berücksichtigend aber, dass meine Freiheit dort aufhört, wo die des anderen beginnt. Und in Pandemiezeiten heißt das, dass die Solidarität den Risikogruppen, den Betroffenen gehört. Und immer noch glaube ich, ein Ausfallenlassen des diesjährigen Scheibenschlagens wäre der Situation angemessen und nobler gewesen.
Auch wenn man nach 27 Jahren im Dorf lebend noch nicht als zugehörig gezählt wird, hat man das Recht seine Meinung - auch als Einzelner und ohne Gruppencode - zu äußern, zumal die „gesellschaftlichen Dinge“ auch im Dorf Stilfs von der Pandemie viel mehr geprägt sind als von den vorgegebenen regulären Abläufen des Brauchtums. Mittlerweile ist ja auch die südafrikanische Variante angekommen _ auch wenn im Dorf die Meinung die Runde macht, nicht STILFS, sondern STILFES sei gemeint _ da habe man sich in der Sanität nur verschrieben.
Vorausgesetzt die Infektionslage erlaubt es, nehme ich die Einladung fürs nächste Jahr gerne an. Zum einen aus Interesse ob und wie sich das Ritual im Laufe der Zeit verändert hat, zum anderen auch, um das gesellige Zusammensein mit den Jüngeren wieder einmal zu erleben. Es ist lange her, dass ich daran teilgenommen habe & ich versichere, dass ich den Reim wieder mitsingen werde, den ich in seiner Länge recht gut beherrscht habe. Meine Kenntnisse darüber kommen also nicht nur vom „Hören-Sagen anderer“, sondern von meiner Teilnahme in jüngeren Jahren. Zum Teilnehmen am Gemeinschaftsleben gab es ja auch viele andere Gelegenheiten, die ich gerne wahrgenommen habe.
Günther Pitscheider, Stilfs

Gelesen 1929 mal
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