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Leben in der Ausgangssperre

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Latsch/Meran - Ursula Tappeiner (Latsch) und Martin Former (Meran) haben sich mit Katharina Koch, Referentin der „IVHS Vinschgau“ online zusammen gesetzt und über ihre Erfahrung in der Ausgangssperre geschrieben. Katharina Koch leitet die „Selbstvertretungsgruppe Vinschgau“, wo Menschen mit Beeinträchtigung zusammen kommen und versuchen gemeinsam Wege zu finden die Anliegen von Menschen mit Beeinträchtigung öffentlich zu machen und ein erweitertes Verständnis für ein soziales Zusammenleben zu schaffen.

Martin Former: „An meiner Morgenroutine hat sich durch die Corona-Krise nicht viel verändert. Ich s24 Martinstehe morgens auf und setze mich mit meinem Frühstück vor den Computer. Um den Tag ruhig zu starten, schaue ich mir Reisevideos von Menschen an, welche mit ihrem Wohnmobil die Welt bereisen.
Vormittags surfe ich im Internet und schaue mir weitere Videos auf YouTube an, um mich vor allem im technischen Bereich weiterzubilden. Nach dem Mittagessen spiele ich mit meinen Eltern Karten. Vor der Corona-Krise bin ich dann an die frische Luft oder in die Buchhandlung gegangen, jetzt verbringe ich den Tag Zuhause. Ehrlich gesagt fehlt mir das Spazierengehen momentan aber nicht so sehr, da ich mich sehr gut selbst beschäftigen kann. Abends gehe ich früh ins Bett, weil ich gerne auf meinem eBook lese.
Ich bin froh über die technischen Medien wie WhatsApp oder Skype, welche mir täglichen Kontakt mit meinen Liebsten ermöglichen. Mit meiner Freundin und meiner Schwester telefoniere ich via Videoanruf, damit wir uns nicht nur hören sondern auch sehen können. Unter normalen Umständen würden wir uns persönlich treffen aber da wir nicht aus derselben Gegend kommen, arrangieren wir uns mit täglichen Anrufen.
Ich habe das Glück, mich in der Quarantäne wohlzufühlen. Ich schätze es sehr, genügend Zeit für mich zu haben. Für mich persönlich ist es gar nicht so schlimm, ich muss mich keinen Verpflichtungen mehr stellen und kann endlich meinen Bedürfnissen nachgehen. Am meisten schätze ich die Möglichkeit viel zu lesen, was für mich eine entspannende Wirkung hat.
Das Vertrauen in Gott gibt mir Kraft auch an schwierigeren Tagen an das Positive zu glauben und durch das Beten des Rosenkranzes gelingt es mir positive Gedanken zurückzuholen und das Vertrauen nicht zu verlieren.
Dennoch freue ich mich, wenn Südtirol die Krise bestanden hat und ich nach der Quarantäne zur Theatergruppe zurückkehren kann. Es macht mir Spaß in andere Rollen zu schlüpfen, vor allem aber freue ich mich auf die Aufführungen, denn dadurch wird meine harte Arbeit mit dem Applaus der Zuschauer belohnt.
Meine Eltern erzählen mir oft von Früher, wie es war mit dem Krieg aufzuwachsen und nun durfte auch ich erfahren, was es heißt die persönliche Freiheit einzuschränken.
Die Quarantäne hat mir gezeigt, dass sich unser Leben von heute auf morgen ändern kann und wir es nicht für selbstverständlich sehen sollen.“

Ursula Tappeiner: „Die letzten Monate waren für mich eine große Umstellung, von den einen auf den anderen Tag hieß es wir müssen alle zu Hause bleiben und dürfen nur noch das Haus verlassen, um einkaufen zu gehen. Ich musste meine sozialen Kontakte stark einschränken und durfte nicht, s24 Ursulawie ich es gewohnt war zur Arbeit in den Kindergarten fahren. Die ersten Wochen waren sehr schwierig für mich, da ich „Sonderurlaub“ bekam.
Ende März hatte ich dann das Glück und konnte anfangen von zu Hause aus zu arbeiten, so hatte ich endlich wieder einen geregelten Tagesablauf. Ich stehe um 8:30 auf, frühstücke und telefoniere mit meiner Schwester. Um 9:00 fange ich an zu arbeiten und um 11:30 koche ich mein Mittagessen. Den restlichen Tag verbringe ich damit meine Wohnung aufzuräumen, surfe im Internet und checke meine Emails, damit ich auf dem aktuellen Stand bin.
Wenn schönes Wetter ist verbringe ich meine Zeit gerne auf dem Balkon und häkle oder lese ein Buch. Am späten Nachmittag schalte ich den Fernseher ein und schaue unter anderem die Nachrichten.
Seit es wieder erlaubt ist in die Natur zu gehen, gehe ich einmal am Tag an der frischen Luft spazieren.
Maximal zweimal in der Woche gehe ich einkaufen, worauf ich mich immer freue, denn es ist die einzige Möglichkeit für mich andere Menschen zu treffen, da ich alleine lebe.
Ich versuche täglich mit meiner Mutter, meiner Schwägerin und meinen Geschwistern zu telefonieren. Ich versuche auch mit meiner guten Freundin und meinen Kolleginnen zu sprechen sowie ab und zu mit den MitarbeiterInnen des People First und der Caritas. WhatsApp und Skype helfen mir teil am Leben meiner Liebsten zu haben und sie auch ohne physischen Kontakt zu sehen. Auch Facebook ist mir eine große Hilfe und erlaubt mir täglichen Kontakt mit meinen Bekannten in Deutschland. Der Kontakt zu anderen Menschen ist für mich sehr wichtig und ich vermisse es sehr meine Familie und Freunde zu besuchen.
Die Quarantäne war eine große Herausforderung für mich und es gab natürlich einige Tage, an denen es mir nicht gut ging und ich mich sehr allein gefühlt habe. Ich kann aber auch etwas Positives mitnehmen, ich habe gelernt mich auf mich selbst einzulassen. Auch habe ich das Gefühl, wieder ein wenig selbständiger geworden zu sein. Die Quarantäne hat mir gezeigt, dass ich nicht ununterbrochen unterwegs sein muss und es wichtig ist mir mehr Zeit für mich selbst zu nehmen und den Alltagsstress herunterzufahren. “

 

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