von Albrecht Plangger - Italien steht Kopf. Südtirol steht still. Das Verfassungsreferendum ist verschoben, die Gemeinderatswahlen in Südtirol ebenso. Wir befinden uns in einer nie dagewesenen Ausnahmesituation. Sichtbare Naturkatastrophen ist man in Südtirol gewohnt und man weiß, wie sie – vor allem durch Zusammenhalt, Solidarität, Nachbarschaftshilfe und einem gut ausgerüsteten Zivilschutz – auch zu meistern sind. Beim Corona-Virus ist alles anders. Zuerst waren die Einschränkungen klein nun aber steigern sie sich und niemand weiß, wann diese den Höhepunkt erreicht haben. Letzthin war ich in der „Frecciarossa“ von Rom nach Bozen, ab Verona allein im Abteil. Gestern war ich im Nachtzug Richtung Rom ganz allein im Schlafwagen mit 15 Kabinen. In Rom durfte ich beim Frühstück in einer Bar neben dem Parlament jeweils zu viert in das Lokal. Im Parlament gab es Hände-Desinfektionsmittel und es wurde das Fieber gemessen. Später kam die Nachricht, dass ein Kollege von unserer „Gemischten Gruppe“ positiv getestet wurde. Ich saß letzten Mittwoch etwas mehr als 2 Meter von ihm entfernt. Die Kollegen in der Bankreihe vor mir wurden getestet und nach Hause geschickt. Ich durfte bleiben, hab mich dann aber noch mehr um den Sicherheitsabstand bemüht.
Am späten Nachmittag haben 333 Kollegen einem Gesetzesdekret zugestimmt, welches die Regierung ermächtigt, Schulden zu machen und 25 Milliarden zur Bewältigung der Krise für die verschiedensten sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Wir waren gerademal 7-8 Minuten im Plenarsaal. Danach musste innerhalb 20 Minuten das Gebäude geräumt sein. Unter meinen Kollegen wurde sogar befürchtet, dass man mit einem neuerlichen Dekret die Lombardei und den Veneto ganz „abriegeln“ wolle und daher weder der Nachtzug über Padova noch andere Züge dieses Gebiet mehr verkehren würden. Der Parlamentsbetrieb soll am 25. März wieder aufgenommen werden. Ich habe einen großen Rucksack voll Akten nach Graun geschleppt, um mich auf den Neustart gut vorbereiten zu können. Zusammenhalten ! Es werden schon wieder bessere Zeiten kommen.