„Als ABBA Fan ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen.“

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Lisa Biedermann, geb. 1994, Eyrs. Nach ihren Erfahrungen als Kostümgestalterin bei Shows- und  Musical-Produktionen eröffnet sie demnächst eine kleine Schneiderwerkstatt im Ortskern von Eyrs. Lisa Biedermann, geb. 1994, Eyrs. Nach ihren Erfahrungen als Kostümgestalterin bei Shows- und Musical-Produktionen eröffnet sie demnächst eine kleine Schneiderwerkstatt im Ortskern von Eyrs.

Die Suche nach neuen Herausforderungen führte die frischgebackene „Damen- und Bekleidungsgestalterin“ - sprich Schneiderin - Lisa Biedermann in die Kostüm-und Requisitenabteilung des „Robinson Clubs“ nach Marokko und zum ABBA-Musical „Mamma Mia“, das sie ein Jahr lang durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führte.

 

von Magdalena Dietl Sapelza

Ihre Überraschung war groß, als sie im April 2018 zu Vorstellungsgesprächen für die große Musical Produktion „Mamma Mia“ nach Hamburg eingeladen wurde. Lisa hatte sich für die Kostümabteilung beworben und erhielt den Vertrag. „Als Abba Fan ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt sie. Nach Proben in Duisburg startete die Tournee Ende Juni und führte durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Lisas Aufgabenbereich war die Kostümabteilung des Frauenensembles. Speziell zugeteilt war sie der Figur „Tante Rosi“. „Die schnellste Umkleideaktion dauerte acht Sekunden“, beschreibt sie. Die Näharbeiten gingen nie aus, denn bei jeder Aufführung ging etwas kaputt.
Nach Abschluss der Mittelschule in Laas besuchte Lisa den Grundlehrgang in der Berufsschule Meran, weil ihr klare Berufsvorstellungen fehlten. Die Krankheit und der Tod ihres Vaters Adolf Biedermann hatte sie aus der Bahn geworfen, als sie 11 Jahre alt war. Sie suchte nach neuem Halt, genauso wie ihre Mutter Anita und die Brüder Thomas und Stefan. Erst langsam kehrte die Normalität wieder zurück. In der Schule in Meran entwickelte Lisa ihre Vorliebe für das Schneidern. Eine entsprechende Ausbildungsmöglichkeit fand sie in der Ferrarischule in Innsbruck, im Bereich Mode und Design. Ihre Mutter setzte alles daran, ihr diese Ausbildung zu finanzieren. Nach zwei Jahren auf der Schulbank entschied sich Lisa für die klassische Schneiderlehre. Eine Lehrerin, die neben der Unterrichtstätigkeit auch eine Schneiderei in Innsbruck führte, hatte Lisas Potential erkannt und bot ihr eine Lehrstelle an. Da ihre Chefin den Operettensommer in Kufstein als Kostümbildnerin begleitete, öffneten sich auch für Lisa die Tore zur Festung und zu den ersten Theatererfahrungen. Lisa entwarf Kostüme, nähte sie, und nahm Änderungen vor, so für „My fair Lady“, für „Das Weiße Rössl“, für „Sound of Music“. Sie begleitete die Aufführungen von der Anprobe bis Stunden nach dem Schluss-Applaus. Denn die Kostüme mussten jedes Mal in Ordnung gebracht und Beschädigungen ausgebessert werden. Nach Abschluss der Lehre und mit der Berufsbezeichnung „Damen-Bekleidungsgestalterin“ benannt, suchte sie 2017 nach neuen Herausforderungen im Kostümbereich. „Mir war klar, ich muss mich verändern und etwas anderes machen“, erklärt sie. Sie bewarb sich beim Touristikunternehmen Robinson Club, bestand die Aufnahmeprüfung und wählte die Ferienanlage bei Agadir in Marokko, wo große Shows angeboten wurden. Als Mitglied der „Robinson-Crew“ bereitete sie die Kostüme für die Auftritte vor und trat sogar selbst auf die Bühne. Sie wirkte im Klassiker „Dinner for one“ mit, unterhielt die Gäste als Clown und sang als Playback-Sängerin Lieder aus dem Musical „Mamma Mia“, was ihr besonders gefiel. Hie und da verließ sie mit einer Freundin den Club und erkundete das Land. Sie lernte die einfachen Lebensformen in den Dörfern kennen und den Trubel in der Stadt Marrakesch, wo sich Esel und Kutschen durch das Gewirr der vielen Autos zwängten. „Wir haben immer aufgepasst, dass uns nichts passiert. Doch die Leute waren sehr nett“, sagt sie. Ihr Vertrag lief nach 13 Monaten aus und sie überlegte, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten, auf der AIDA oder bei TUI. Schließlich entschied sie sich für die Musical-Produktion „Mamma Mia“. An die 400 Mal stand Lisa hinter der Bühne. An einem Tag waren oft zwei Vorstellungen anberaumt. Nach dem Ende der Tournee mit ständigem Leben in Hotels freute sich Lisa auf daheim, auf die Berge, auf Ruhe.
Doch dann kam im Oktober 2019 die Anfrage für das Musical „The Band“. Sie sagte zu, weil Aufführungen nur für ein Monat anberaumt waren. Nach ihrer Rückkehr in den Vinschgau entschied sie sich für die Selbständigkeit als Schneiderin. Derzeit richtet sie eine kleine Werkstatt in Eyrs ein. „Ich fange erstmals mit Reparaturen an“, meint sie. „Später würde mich auch das Trachtenschneidern interessieren.“ Doch schon bald könnte sich Lisa eine erste Auszeit nehmen. Denn ihr wurde angeboten, das Udo Jürgens Musical „Ich war noch niemals in New York“, zu begleiten, was sie wahrscheinlich auch tun wird. Sie hat jedoch fest vor, immer wieder in ihre kleine Schneiderei zurückzukehren.

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