Seit fünf Jahren ist der Spengler Joachim Telser Hauptmann der Schützenkompanie Burgeis.
Mit seinen 33 Jahren ist er der Älteste der viert-jüngsten Kompanie des Landes, bestehend auch 33 Männern, fünf Marketenderinnen und zwei Jungschützen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Bei seiner ersten Andreas-Hofer-Feier als frisch gekürter Hauptmann sei er sehr nervös gewesen. Vorne zu stehen und zu kommandieren, daran habe er sich erst gewöhnen müssen, meint Joachim. Mittlerweile ist es für ihn Routine. Mitglied der Burgeiser Schützen ist er seit der Wiederbelebung der Kompanie im Jahre 2006. Damals suchte eine Gruppe junger Leute um Klaus Thöni und Melanie Noggler im Dorf nach motivierten Schützen und stellten eine neue Truppe zusammen. Sie holten die verstaubten Trachten aus Burgeiser Kästen und kleideten sich ein. Thöni wurde zum Hauptmann gewählt. „Vorher isch pa di Burgeiser Schützn drei Johr long Stillstond gwesen“, erklärt Joachim. Er engagierte sich von Anfang an in der Führungsriege, getreu den Werten Kameradschaft, Heimatliebe, Traditionspflege und Glaube. „Ma wochst asou longsom inni. Ma weart gach Patriot, wenn ma die Londesgeschichte besser kennt“, meint Joachim. In diesem Zusammenhang gebe es bei Konventen mit Experten oft viele Diskussionen. Auf Thöni folgte Ulrich Sprenger als Hauptmann und Joachim wurde Verantwortlicher für die Kompaniefahne. „Dia Fohn isch s höchste Gut einer Kompanie“, lacht er. Als 27-Jähriger wurde er dann zum Hauptmann gewählt. Seither hält er die Zügel der Kompanie fest in den Händen. Er kümmert sich um die Termine, übt das Marschieren und Exerzieren vor großen Auftritten, wie vor Andreas-Hofer -Feiern, vor der Fronleichnam- und Herz-Jesu-Prozession, oder vor den Auftritten bei den Partnerkompanien in Zams und Weingarten. In Absprache mit den Vorstandsmitgliedern kümmerte sich Joachim um den Ankauf von Gewehren und um die Anschaffung neuer Trachten. Bei Ausbildungsveranstaltungen lernte er, die richtigen Befehle zu geben, beispielsweise wenn Salven gefeuert werden. „I als Hauptmonn hon koa Gwehr. I hon in Sabl“, erklärt er. Stolz auf ihn ist heute sein Großvater der einstige Schütze Josef Telser vom Plavinahof. Dort verbrachte Joachim seine Kinder- und Jugendjahre zusammen mit einem älteren Bruder und seiner Mutter. Als 14-Jähriger lernte er das Almleben kennen. Einen Sommer lang arbeitete er als Untersenn auf der Höfer Alm, und als 15-Jähriger half er als Kleinhirte auf der Oberdörferalm aus. Im Pflichtschuljahr besuchte er den Grundlehrgang an der Landesberufsschule Schlanders, entwickelte die Freude an den Arbeiten mit Blech und begann die Lehre in der Spenglerei Ziernheld in Burgeis. Seinem Lehrmeister ist er mittlerweile seit 18 Jahren treu und ist nach wie vor glücklich in seinem Beruf. Es macht ihm nichts aus in großer Höhe zu hantieren. „Di Kält im Winter unt di Hitz in Summer tian mir nix“, lacht er. Ausgleich bot ihm das Fußballspielen. Er begann als Bub in Burgeis, wechselte dann zu den Junioren nach Mals, wo er mit dem späteren Langlaufolympiasieger Dario Cologna kickte. Er war „Flügelflitzer“ in der II. und später III. Amateurliga für Burgeis und später für Mals in der Landesliga. Er erlitt einen Kreuzbandriss und kämpfte sich wieder zurück. In der Spielergemeinschaft FC Burgeis und FC Oberland schaffte er den Aufstieg in die II. Amateurliga. Ein nächster Kreuzbandriss bei einem Grümpel-Turnier bedeutete das Fußball-Aus.
Im Oberland lernte Joachim auch seine Freundin Tamara Stecher kennen, mit der er heute in St. Valentin wohnt. Zur Arbeit pendelt er täglich nach Burgeis. Dort trifft er sich auch regelmäßig mit seinen Schützenkameraden um Auftritte vorzubereiten oder Feste zu organisieren, damit Geld in die Vereinskasse kommt. Dieses wird beispielsweise benötigt, um neue Investitionen zu tätigen und auch das Hl. Grab wieder zu errichten, das dann 2020 erstmals in altem Glanz zu sehen sein wird. Joachim hat seine Kompanie fest im Griff. Bei den Kommandos als Schützenhauptmann wirkt er mittlerweile sehr souverän. Nur einmal passierte ihm jüngst ein kleines Missgeschick: Als er beim Bezirksschützenfest in Zams das Kommando „Verschuss“ vor dem Abfeuern der Salven gab, haute er sich mit seinem Säbel den Hut vom Kopf. „A pissl gschmuzelt hobm meine Mander, ober sucht hobmsi sich nit muxn traut“, betont er. Ob er weiterhin Hauptmann bleibt, wird sich bei den Neuwahlen zu „Sebastiani“ 2020 zeigen.