Die Regionen Vinschgau, Imst, Landeck und die Nationalparkregion in Graubünden verbindet seit 1997 eine bewährte grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Diese Parterscherschaft wird seit 2015 mit dem EU-Förderprogramm „INTERREG-CLLD-Gebiet Terra Raetica“ ein weiteres Mal ausgebaut und vertieft. Bis zum Jahre 2023 stehen dafür 6.760.000,00 Euro an Fördermittel zur Verfügung, die sich aus EFRE-, nationalen- und Eigenmitteln zusammensetzen. Südtirolweit gibt es mit „Dolomiti Live“ (Osttirol, Pustertal und Belluno) und „Wipptal“ (Tiroler und Südtiroler Wipptal) noch zwei weitere CLLD-Gebiete.
Die Strategie des CLLD-Gebietes Terra Raetica
Die eingereichte Programmstrategie umfasste eine Analyse des lokalen Entwicklungsbedarfs und –potenzials, setzte Ziele für eine nachhaltige, soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung und enthielt einen Aktionsplan mit den vorgesehen Maßnahmen. Diese Strategie wurde gemeinsam mit lokalen Aktionsgruppen entworfen, welche sich aus Vertretern lokaler, öffentlicher und privater sozio-ökonomischer Interessensgruppen zusammensetzte. Lead Partner des CLLD-Gebietes Terra Raetica ist das RegioL/Regionalmanagement Landeck, Projektpartner sind das Regionalmanagement Imst und die Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Die PEB/Pro Engiadina Bassa/Wirtschaftsforum Nationalparkregion in Graubünden ist als assozierter Partner mit im Boot. Eine Gesamtübersicht über den inhaltlichen und organisatorischen Strategieplan ist aus folgender Grafik ersichtlich:
Die lokale Einbindung durch Arbeitskreise
Aufbauend auf die positiven Erfahrungen mit EU-INTERREG-Förderprogrammen der vergangenen Jahrzehnte, (In der Förderperiode 2007-2013 wurden beispielsweise 41 Großprojekte und 63 Kleinprojekte umgesetzt) wurden für die Umsetzung des CLLD-Ansatzes sieben thematische grenzüberschreitende Arbeitskreise ins Leben gerufen. Sie werden von einer/n ArbeitskreisleiterIn koordiniert und entwickeln und begleiten mit den lokalen Aktueren die Projekte und arbeiten eng mit den Regionalmanagements der Bezirke zusammen. Wer grenzüberschreitende Projektideen zu den oben angeführten Themen hat, kann sich auf der Homepage www.terraraetica.eu über die Kontaktdaten der Regionalmanagements an die ArbeitskreisleiterInnen wenden.
Umsetzungsstand der CLLD-Strategie Terra Raetica zum 31.12.2018
Das Programm Interreg V-A Italien-Österreich leistet im Bereich CLLD Pionierarbeit, da die Umsetzung des CLLD-Ansatzes im Rahmen der Europäischen territorialen Zusammenarbeit europaweit einzigartig ist.
Für die Koordinierung und Umsetzung der Strategie wurden bis dato 35 Arbeitskreistreffen mit 858 TeilnehmerInnen abgehalten. Darüber hinaus 9 Kernarbeitsgruppentreffen (44 TeilnehmerInnen); 10 INTERREG-Ratstreffen (233 TeilnehmerInnen) und 10 Austauschtreffen (517 TeilnehmerInnen). Das sind insgesamt 64 grenzüberschreitende Arbeitstreffen mit 1.652 TeilnehmerInnen.
Mit 31 Kleinprojekten (Bis 50.000,00 Euro) und 7 Mittelprojekten (Bis 200.000,00 Euro) wurden fast 2.000.000,00 Euro an Fördermittel generiert. 4 weitere INTERREG Großprojekte des Programmes ITA-AUT und ITA-CH (Ab 200.000,00 Euro) wurden eingereicht und genehmigt, werden aber, im Gegensatz zum CLLD-Ansatz lokal in Schlanders, verwaltungsmäßig in Bozen abgewickelt.
Ergebnisindikatoren: Intelligentes Wachstum
Investitionsvolumen 842.619,00 Euro - 14 Projekte – 11 neue Arbeitsplätze
Anzahl innovativer, grenzüberschreitender Produkte, Dienstleistungen und Kooperationen 29
Anzahl grenzüberschreitender Austauschprojekte für Schüler und Lehrlinge 14
Anzahl neuer Tourismus-Strukturen 5
Anzahl Teilnehmer an Qualifizierungsmaßnahmen 583
Projektbeispiele:
Fahrplanheft Öffentlicher Nahverkehr Terra Raetica; Qualifizierungsoffensive im Tourismus (Weiterbildungen zum Thema Fachkompetenz und Kommunikation) des Tourismusverbandes Tirol West und Vinschgau Marketing - Kulturhistorische und touristische Aufwertung der Bergbaugebiete in St. Anton a. Arlberg und Laas - Grenzüberschreitendes Radwegenetz - 3 Länder Endurotrail 2.0 - Motoalps
Ergebnisindikatoren Nachhaltiges Wachstum
Investitionsvolumen 832.315,00 Euro – 21 Projekte – 14 neue Arbeitsplätze
Anzahlung neuer Mobilitätslösungen/Optimierung regionaler Ressourcen/Energieverbrauch 15
Anzahl Sensibilisierungsmaßnahmen zur Wahrung des natürlichen und kulturellen Erbes 39
Zunahme Besucherzahlen in Natur- und Kultureinrichtungen 19.500
Projektbeispiele:
Natura Raetica Akademie und Wegweiser mit Nationalpark- und Naturparkeinrichtungen im Dreiländereck, Projekt Trockenrasen (Kaunergrat/Mals), Steinwildmanagement (Kaunergrat/Graun), Wiesenbrüter (Mals-Galtür); Almbegegnungen; Erforschung Schutzwald und Naturgefahren (Forstwirtschaft Tirol/Südtirol); Sternwarte (TVB Tirol West und Ferienregion Reschenpass), Kulturkarte (41 Kultureinrichtungen aus dem Dreiländereck)– Online Kultur-Veranstaltungskalender (www.terraraetica.eu) –Gemeinschaftsgarten mit künstlerischen Anspruch (Glurns/Ried/Val Müstair), Kult und Leben in der Urgeschichte (Latsch/Fließ)– Digitaler Wanderführer Reschenpass (Graun/Nauders); Kulturhistorische und touristische Aufwertung Schloss Lichtenberg und Festung Nauders
Ergebnisindikatoren Integratives Wachstum
Investitionsvolumen 260.856,00 Euro – 3 Projekte- 11 neue Arbeitsplätze
Anzahl Sensibilisierungsmaßnahmen Barrierefreiheit samt Errichtung Koordinierungsstelle 110
Anzahl Akteure im Gesundheits- und Sozialbereich sowie Arbeitsmarkt 18
Projektbeispiele:
Ambulante Betreuung Zuhause „Palliative Care im ländlichen Gebiet“ (BZG Vinschgau/Sozialsprengel Landeck, Zams Fließ und Schönwies); Präventives Leistungstraining (Sportschulen Mals und Zams); Ortskernrevitalisierung (Schluderns/Landeck); Wege der Inklusion von Menschen mit Behinderung (Landeck/Schlanders)
Vinschgerwind: Der Vinschgau hat sich sehr dafür eingesetzt, die neue EU-Förderschiene in Form eines CLLD-Gebietes zu erhalten. Was sind die Vorteile?
Andreas Tappeiner: Durch den CLLD Ansatz in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist es gelungen, mit guten persönlichen Kontakten die erarbeiteten Grundlagen auch in konkreten Projekten umzusetzen. Somit kann auch längerfristig partnerschaftlich Regionalentwicklung betrieben werden.
Vinschgerwind: Beim Kleinprojektefonds wurde bereits zur Halbzeit ein Deckungsgrad von 84 % der vorgesehenen Fördermittel erreicht. Wieso ist diese Förderschiene so erfolgreich?
Andreas Tappeiner: Der Kleinprojektefonds ist eine Anschubfinanzierung um gute Ideen aufzugreifen und unbürokratisch auf Schiene zu bringen. Dieses Modell hat sich schon in der letzten Verwaltungsperiode bewährt und es macht Sinn, wenn wir vermehrt Geldmittel für diese Form der Finanzierung bereistellen.
{jcomments on}