Gerade auch, weil der Skizirkus im Oberen Vinschgau durch die Eröffnung des Verbinungsliftes St. Valentin-Schöneben neu gemischt wird. Und gerade auch, weil die Gesellschaft Touristik und Freizeit AG in der letzten Bilanz Schulden von rund 5 Millionen Euro ausgewiesen hat. Der Vinschgerwind hat nachgefragt. Weil die Verwaltungsräte sich intern die Aufgaben aufgeteilt haben, hat der für die Presse Zuständige Joachim Theiner dem Vinschgerwind Rede und Antwort gestanden.
Ob die Verwaltungsräte der Touristik und Freizeit der Meinung sind, dass der Watles autonom überleben kann? „Darauf arbeiten wir hin“, sagt Theiner. Es gebe keine andere Möglichkeit. Allerdings sei der Kartenverbund, also die 2-Länder-Skiarena, sehr wichtig.
Voriges Jahr hat die Ferienregion Obervinschgau die Anteile der Gemeinde Mals an der Touristik und Freizeit AG übernommen bzw. gekauft. Mehr als 80 Prozent der Anteile haben für rund 2,3 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Diese 2,3 Millionen Euro machen rund die Hälfte der Schulden aus. „Dieser Teil wird durch Einnahmen über die Kurtaxe bzw. die Gemeindeaufenthaltssteuer abbezahlt“, sagt Theiner. Diese Geldmittel hat man vor drei Jahren bereits zweckgebunden. Und die andere Hälfte der Schulden, also rund 2,5 Millionen Euro, sei nicht wesentlich höher, als die Schulden, die man vor knapp 9 Jahren von den Vorgängern übernommen habe. Allerdings habe man in diesen Jahren viel in den Watles investiert - Speicherbecken, Beschneiungsanlage, die 20-Jahre Revision des Zubringerliftes, zwei kleine E-Werke, Rodelbahnbeleuchtung, den Sommerpark. Theiner betont, dass für diese Investitionen kein Aktionär etwas bezahlt habe. Das sei einzigartig für eine Liftgesellschaft. Theiner lässt allerdings den Einwand gelten, dass durch die Investitionen die Gesellschaft in einen Liquiditätsengpass geraten ist. Für Investitionen ist kein Geld mehr da. Man werde alle Aktionäre in die Verpflichtung nehmen müssen. Schließlich stehe demnächst die große Revision am oberen Lift an.
Ob die getätigten Investitionen auch entsprechend gepflegt werden? Bleiben allfällige Reparaturen für Gerätschaften auf der Strecke? Das stimme nicht, sagt Theiner. Man habe die Liftkollaudierungen in Ordnung, die Schneekatzen seien pronto. Was fällig wäre, sagt Theiner, sei der Umbau der Plantapatschhütte. „Wir selbst können das nicht stemmen. Aber es gibt andere Ideen.“
Und zum Liquiditätsengpass: Weil die Gesellschaft über keine flüssigen Mittel verfügt, wird die Ferienregion, also der Hauptaktionär, ein weiteres Darlehen in der Höhe von 800.000 Euro aufnehmen. Damit soll das Kapital in der Gesellschaft aufgestockt und dringend notwendige Liquidität geschaffen werden. Die Zusage, sagt Theiner, sei kürzlich von den Raiffeisenkassen Obervinschgau und Prad-Taufers eingelangt. Die Rückzahlung dieses Darlehens hat man über eine weitere Erhöhung der Kurtaxe ab dem Jahr 2020 abgesichert.
Die Stimmung innerhalb des Personals ist nicht euphorisch. Auf die Frage, ob das Personal gepflegt werde, antwortet Theiner, dass die Qualität stimme. Dass hie und da reklamiert werde, habe es immer schon gegeben.
Im vergangenen Herbst ist der Verwaltungsrat der Touristik und Freizeit neu bestückt worden. Geblieben sind der bisherige und neue Präsident Günther Bernhart und Hans Telser. Neu dazugekommen sind der Gemeindereferent Joachim Theiner, der Präsident der Ferienregion Lukas Gerstl und der Prämajurer Hotelier Georg Ziernheld. Man habe sich die Kompetenzen aufgeteilt, was bisher nicht der Fall gewesen sei, sagt Theiner. Er und Bernhart sind für die Lifte, die Pisten und die Sicherheit zuständig sind, Georg Ziernheld ist für die Gastronomie in der Plantapatschhütte (Iglu, Imbiss und Höferalm sind anderweitig verpachtet) zuständig, Lukas Gerstl kümmert sich um das Langlaufzentrum Schlinig und Hans Telser um das SportWell und um den Skiverbund. Dies wurde auch so nach innen kommuniziert.
Wie hat man am Watles die Eröffnung der neuen Schönebenverbindung wahrgenommen? „Wir haben rund 2,5 % weniger Ersteintritte als voriges Jahr. Wir hatten viel mehr befürchtet. Der Rückgang ist allerdings auf die 7 Schließungstage wegen zuviel Wind zurückzuführen“, sagt Theiner. Sonst hätte man sogar ein Plus bis Ende Jänner gemacht. „Wir glauben, dass sich der neue Verbindungslift positiv auf die gesamte Region auswirkt und so auch auf den Watles und zwar durch den Kartenverbund“, ist Theiner überzeugt. Ob man sich da die Situation nicht schönredet? „Nein, nein“, wehrt Theiner ab.
Ob es denn für den Watles eine Überlegung sein könne, aus dem Kartenverbund der 2-Länder-Skiarena auszutreten, um den eigenen Mitgliedern in der Ferienregion und damit den Gästen bessere Priese bieten zu können? Theiner schüttelt schon während der Fragenformulierung den Kopf. „Das ist kompletter Käse“, sagt Theiner. „Wären wir allein, ist der Watles in drei Jahren zu. Das getraue ich mir zu sagen“, sagt Theiner. Es sei schon so, dass der Watles bisher gegenüber den Großen wie Schöneben und Sulden einen tieferen Koeffizienten habe und man Geld wegzahlen müsse. „Wir machen aber mit den Karten über den Skiverbund rund 80.000 Euro plus“, sagt Theiner. Bei den demnächst startenden Neuverhandlungen über die 2-Länder-Skiarena wolle man diesen Koeffizienten wegbringen, so dass es möglich sein wird, rund 150.000 Euro über die Gästekarten generieren zu können. „Es ist so, dass die drei Großen (Nauders, Schöneben und Sulden) auf die zwei Kleinen (Watles und Trafoi) schauen werden“, sagt Theiner. Mit Schöneben habe man diesbezüglich einen verlässlichen Partner, der der Überzeugung sei, dass die Kleinen wertvoll seien. Für den Gast und für die Skigebiete sei die 2-Länder-Skiarena top.
Ob man die Gästeströme beobachten könne? Ob man beziffern könne, wie viele Gäste ausgewiesene Skifahrer seien? Ja, die Gästeströme könne man über den Datenverarbeiter Skidata beobachten. Und in den Hotels, in den großen Hotels, könne man eine höchst unterschiedliche Zusammensetzung beobachten. Sind es in Prämajur bis zu 80 % Skifahrer, so sind es im Hotel Gerstl und in Burgeis 40-50%. Winterwanderer, Rodler, Tourengeher sind die anderen. Das habe sich im Laufe der letzten 10 Jahre enorm geändert.
Trotzdem: Den Watles brauche es. Vor allem im Sommer. „Im Winter sind die Meinungen geteilt“, gibt Theiner zu. Allerdings geben die einstimmigen Beschlüsse in der Ferienregion, in deren Vorstand Vertreter sämtlicher Gemeinden sind, ein eindeutiges Stimmungsbild für den Watles wider.
Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner war kürzlich gemeinsam mit Elmar Pichler Rolle auf dem Watles. Ob Athesia den Watles kaufen wolle? Nein, sagt Theiner, die beiden waren nur zum Skifahren auf dem Watles. Mehr wisse er nicht.
Im Hintergrund läuft noch etwas anderes: Die Tourismus-Beraterfirma Kohl und Partner, die bereits den Betrieb durchleuchtet hat, arbeitet seit Dezember 2018 an einem Sanierungskonzept für den Watles. Am 11. Februar wird die dritte Klausursitzung stattfinden.
Eines ist sicher: Ein Zusammenschluss mit der Haideralm über das Zerzertal sei, so Theiner, kein Thema. Aus mehreren Gründen. Zum einen sei dies aufgrund der finanziellen Lage auf Seiten des Watles als auch auf Seiten von Schöneben nicht möglich. Und zum Zweiten: in der Ära Ulrich Veith politisch nicht denkbar und schon gar nicht umsetzbar.
Theiner sagt, dass der große Bleifuß für den Watles die Führung des SportWell ist. Mit dem Kauf des Watles hat die Touristik und Freizeit AG für 4 Jahre die Führung des SportWell übernommen. Diese Struktur wird niemals wirtschaftlich führbar sein, sagt Theiner.
„Ist der Watles vom SportWell befreit, wird es möglich sein, den Watles wirtschaftlich zu führen.“
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