Der Kindergarten war mein Leben

geschrieben von Ausgabe 1-19

s17 5249Veronika Willhalm Gruber, von allen „Tante Veronika“ genannt, ging nach 42 Jahren Kindergarten im Herbst 2018 in Pension und beginnt nun einen neuen Lebensabschnitt.

von Christine Weithaler

Sie kam als älteste von neun Kindern am 25. Februar 1958 auf dem Klopairhof im oberen Vinschgau zur Welt.

Als Erstgeborene von Cäcilia und Ludwig Wilhalm lernte Veronika sehr früh schon Verantwortung zu tragen. Ihre Kindheit war geprägt von schönen Erlebnissen mit der Familie, aber auch von Entbehrungen und harter Arbeit um Haus und Hof. So übernahm Veronika schon im zarten Kindesalter viele Aufgaben, kümmerte sich um die jüngeren Geschwister, wechselte Windeln, gab ihnen das Fläschchen, spielte, sang und bastelte mit ihnen, legte auch eine bestimmte Strenge an den Tag. So hatte sie schon frühe Übung für ihren späteren Beruf, der für Veronika Berufung war.
Der Wunsch ihrer Patin, bei der sie viel Zeit verbrachte, Lehrerin an der Haushaltungsschule zu werden, platzte bei der nicht bestandenen Aufnahmeprüfung in Innsbruck.
Veronika erfüllte sich ihren Traum und machte in Bozen die Ausbildung zur Kindergärtnerin. Die Kosten für die Ausbildung übernahm die „ Stille Hilfe für Südtirol“. Die Eltern hätten diese niemals finanzieren können. In Bozen angekommen, hatte sie als schüchterne Obervinschgerin Heimweh. Da war ihr eine Graunerin, mit der sie bis heute gute Freundschaft pflegt, eine große Unterstützung. Die Ausbildung empfand sie als streng, schwierig war die Theorie, leicht fiel Veronika immer schon der Umgang mit den Kindern. Nach der Ausbildung kam sie bald nach Kortsch in den Kindergarten. Nach 15 Jahren, nahm sie für ihre Familie zwei Jahre Wartestand in Anspruch, merkte aber bald, dass ihr der Kindergarten fehlte. Sie wollte zurück und kam durch das Bemühen des damaligen Amtsdirektors wieder nach Kortsch. Veronika besuchte die Schule zur Kindergartenleiterin. In der Ausbildung wuchs sie von der introvertierten Frau zur selbstsicheren, ihrer Stärken bewussten Kindergärtnerin. Bei Eltern setzte sie sich für Werte und Wertschätzung ein. Zusammen mit der Direktorin Marianne Bauer, großes Vorbild, treue Weggefährtin und Freundin, ging Veronika immer wieder mit den Neuerungen in der Kindergartenpädagogik mit. Sie erhielt Bestätigung in ihrem Tun, wusste auf dem richtigen Weg zu sein. Das Vermitteln von Wertschätzung in der Erziehung, Glaube und Dankbarkeit waren Veronika immer wichtig. Dies zusammen mit Vertrauen und der wichtigsten Komponente, der Liebe, bilden die Grundvoraussetzung einer guten Beziehung zwischen Kindern, Eltern und Kindergartenteam. Veronika war es stets ein Anliegen, die Kinder für’s Leben zu stärken indem sie ihnen immer wieder sagte: „Schön dass es dich gibt“. Wichtig sind Rituale, besonders in der schnelllebigen Welt von heute. Kinder brauchen Bezugspersonen, die ihnen Halt geben.
Tante Veronika wollte spüren, was das Kind braucht und das tat sie mit ganzem Herzen. Viele Stunden verbrachte sie nach der regulären Zeit im Kindergarten, ließ den Tag Revue passieren und bereitete den nächsten vor. Es war ihr Leben, ihre Familie, wobei sie, ihre eigene Familie öfter vernachlässigte. Jetzt möchte Veronika bewusst ihre Zeit mehr ihrem Mann, ihren zwei Töchtern, den zwei Enkeln und ihrem Patenkind widmen. Sie möchte ihren vielen Hobbys, wie Töpfern, Singen, Tanzen nachgehen und den neuen Lebensabschnitt genießen und für sich sinnvoll gestalten. Veronika geht viel und gerne in die von ihr geschätzte Natur, arbeitet kreativ mit verschieden Naturmaterialien. Wichtig ist ihr auch das Gebet. Dorthin legt sie ihre Gedanken, ihre Familie, ihre große Dankbarkeit für alles: für ihre vorbildhaften Eltern, die sie sehr schätzt. Für die vergangenen Jahre, in denen sie Kinder auf- und heranwachsen sah, für all die tollen Kindergartenteams und Eltern, die sie ehrwürdig im vergangenen Juni mit einem schönen Fest verabschiedeten. Die Neuerungen in der Kindergartenpädagogik im letzten Jahr, erleichterten ihr den Abschied. Das war nicht mehr Ihres. Es war Veronika ein Anliegen, die neuen Kinder im Herbst noch in den Kindergarten einzuführen.
Nun wünscht sie sich für die Kinder, dass die Nachfolgerinnen von ihr mit ihnen viel in den Garten gehen. Ein tolles Team ist die beste Ressource eines Kindergartens, denn der Kindergarten soll für alle ein Stück Heimat sein.

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