Dienstag, 16 Oktober 2018 00:00

Hermann Theiner zum 75. Geburtstag

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s17 IMG 8121Stundenlang über alten Schriften, Büchern und Akten gebeugt in Archiven sitzen, nahezu unleserliche Schriftzüge lesen und verstehen, vergilbte und verstaubte Seiten in unsere Schrift übertragen, Zusammenhänge erkennen, Erkenntnisse für unsere Zeit gewinnen und darüber Aufsätze und Bücher schreiben, das alles kann Hermann Theiner. Die Archive zwischen Chur, Innsbruck, München, Wien, Brixen, Bozen, Trient sind seine Arbeitswelt geworden, und das seit nun schon nahezu 40 Jahren.

von Herbert Raffeiner

Beharrlichkeit, Forschergeist, akribische Arbeitsweise, sein vergleichender und interdisziplinärer Ansatz beim Interpretieren und Deuten von erschlossenen Erkenntnissen, seine Geläufigkeit beim Lesen alter und uralter Schriftzüge, seine guten Lateinkenntnisse und sein umfassendes Wissen zeichnen den Latscher Forscher Hermann Theiner aus.

So ist er zu einem der wichtigen Quellenkundlern geworden, auf den sich Historiker, Professoren und Publizisten gerne berufen und auf dessen Forschungsergebnisse sie sich verlässlich stützen können. Wenn Hermann Theiner selber schreibt und publiziert, dann eher kurz und knapp, aber es ist dabei immer zu rechnen, dass er bisher nicht bekannte und nicht publizierte Quellen aufgearbeitet hat und Neues zu berichten weiß.
Theiners Neugier auf altes, verschütt gegangenes Wissen und seine Neigung für Geschichte mögen schon in den 1950er Jahren in der Klosterschule von Marienberg grundgelegt worden sein, aber sein aktiver Eintritt in die Forschungs- und Bewahrungsarbeit hat mit einem Schockerlebnis begonnen. Als in den beginnenden 1980er Jahren das alte Widum von Latsch abgerissen worden ist, musste Theiner, der damals Direktor der Grundschule Latsch war, gewahr werden, wie Teilbestände des dortigen Pfarrarchivs im Bauschutt zugrunde gingen und der Wind lose Blätter über den Platz fegte. Hermann Theiner reagierte auf seine Art: Er gründete 1986 mit anderen den Heimatpflegeverein Latsch und arbeitete sich auf autodidaktischem Wege in die Archivwissenschaften ein und lernte das Lesen und Transkribieren alter Schriften. Bald schon dehnte er seine Forscherinteressen über sein Heimatdorf Latsch hinaus auf den Vinschgau und das historische Land Tirol, das Münstertal und das Engadin aus. Dabei begnügt er sich nicht damit, historisches Wissen aus den Archiven zu schöpfen, er will dieses mit den realen Beständen an den Kirchen, Kapellen, Klöstern, Burgen und Schlössern, Dörfern und Höfen messen und vergleichen. Er begann Hofinventare zu ordnen und zu transkribieren sowie Privatarchive zu inventarisieren. Er ordnete die gesamten Pfarrarchive in den Dekanaten Naturns und Schlanders und das umfangreiche Archiv der Churburg, das Material aus acht Jahrhunderten enthält. Er hat sich dann darauf eingelassen, ein interessiertes Publikum an seinen Forschungen teilhaben zu lassen und publizierte zur Ortsgeschichte von Tschars, verfasste zum größeren Teil das Dorfbuch von Galsaun und beteiligte sich mit bedeutenden Beiträgen an den Dorfbüchern von Latsch, Langtaufers und Schluderns. Er erfasste die Orgeln in den Vinschgauer Kirchen (nicht publiziert), er ergründete die Steinmetzzeichen und ordnete sie ihren Meistern oder Gesellen zu. Eine Broschüre verfasste er zu den Vinschgauer Tauf- und Weihwassersteinen. Außerdem schrieb er einen Führer zu Schloss Goldrain, veröffentlichte Betrachtungen zur Kirche St. Luzius in Tiss und transkribierte und kommentierte das Pelzbüchlein von Hans Haring, das aus der Zeit um 1500 stammt. Theiner ist so vielseitig, wie die Archive unter seiner Arbeit ergiebig sind, zurzeit ist er mit der Adelsfamilie von Federspiel, mit den Laaser Gedingstattprotokollen (um 1744) und mit der Johanniterkirche St. Medardus ob Tarsch beschäftigt. Besonders ergiebig und aufschlussreich sind seine fortlaufenden Forschungen über den Barockbildhauer Gregor Schwenzengast (1646 – 1723), über den er bereits 1996 ein Büchlein geschrieben hat.
Hermann Theiner hat noch vieles auf Lager, denn er besucht weiterhin und regelmäßig die Archive, und in seiner Studierstube türmen sich Forschungsergebnisse, Transkriptionen, Entwürfe, Notizen, Regesten, Exzerpte und Fotos. Seine Schaffenskraft ist ungebrochen, dazu und zu seinen reichen Arbeitsergebnissen sei ihm herzlichst gratuliert - ad multos!

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