Text: Angelika Ploner
Wenn die Natur ihr Herbstkleid anzieht, beginnt für viele die schönste Zeit im Jahr. Die Blätter färben sich rot, gelb und golden, fallen zu Boden, säumen die Wege und rascheln unter den Füßen. Märchenhaft mutet das herbstliche Naturschauspiel an, das sich bei ausgedehnten Wanderungen erleben lässt. Vorbei sind sommerliche Hitze und Trubel, nun locken angenehme Temperaturen nach kühlen Nächten in die Natur. Die Sonne legt ihre Strahlen wärmend auf den ersten Morgentau und kann untertags nochmal kräftig zulegen. Soweit, dass es den Apfelklaubern im Vinschger Talboden schon Mal die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Der Herbst ist Apfelerntezeit im Vinschgau, Erntezeit überhaupt. Die Weinlese des Weinjahrgangs 2012 beginnt, die Kastanien fallen zu Boden, Blumenkohl oder Karfiol werden gestochen, Kartoffeln aus dem Ackerboden geholt. Die Natur deckt den Tisch und kredenzt Ursprünglichkeit und Regionalität. Traditionelle Herbstgerichte füllen die Speisekarten der Restaurants und das Törggelen steht an. Das Törggelen, das mit Sauerkraut, mit Knödeln und der Schlachtplatte aufwartet, wird vom jungen Wein, dem „Nuien“ begleitet und von einer Kastanienpartie abgeschlossen. Man weiß es nicht ganz genau, wie dieses Törggelen entstanden ist, erzählt wird, dass die Erntehelfer früher bei den Bauernfamilien zur Marende geladen waren und den jungen Wein verkostet haben. Eine andere Version hingegen leitet den Begriff von der alten, hölzernen Weinpresse, der sogenannten „Torggl“ ab. Wie auch immer, getörggelet wird heute in getäfelten, urigen Stuben oder in Buschenschänken. Und den Hunger dafür holt man sich ganz einfach bei einer wunderbaren Herbstwanderung. Der Vinschgerwind hat drei lohnende Wandervorschläge für die schönste Zeit im Jahr, den Herbst, zusammengestellt und Höhepunkte für Genießer im Herbst festgehalten.
Unterwegs auf dem Vinschger Höhenweg:
von St. Martin nach Trumsberg.
Über 100 Kilometer lang ist der Vinschger Höhenweg und schlängelt sich von Reschen bis Naturns der Sonnenseite entlang. Die Einkehrmöglichkeiten sind dünn gesät, deshalb sind Teilstücke mit Auf- und Abstiegen eine lohnende Alternative. Ein Teilstück ist jenes von St. Martin im Kofel bis zum Trumsberg in Kastelbell. Mit der Seilbahn St. Martin geht’s hinauf auf knapp 1800 Höhenmeter auf das gleichnamige Dörfchen St. Martin im Kofel. Hier oben sind die Wiesen Steilhänge und allein für sich schon ein schwindelerregend schönes Erlebnis. Den Großteil des Weges legt man unter schattigen Wäldern zurück, auf Forstwegen oder gut ausgetretenen Wanderwegen. Wie bunt es der Herbst treibt, erleben Wanderer hier auf wunderbare Weise. Vorbei geht’s an bewirtschafteten und aufgelassenen Höfen, die an den kargen Hängen zu kleben scheinen und im Blick die satten Apfelplantagen des Tales haben. Eines ist man hier zweifelsfrei: abgeschieden, weit weg von touristischem Treiben. Wer gute Verpflegung will, ist beim „Niedermoar“ in Trumsberg gut aufgehoben.
Rund um den Haidersee
Der Haidersee ist ein natürlicher Alpensee und liegt auf 1450 m Meereshöhe in der Gemeinde Graun im Vinschgau. Umgeben von einer schönen Bergkulisse, ist der See ein beliebtes Ausflugsziel. Vom Parkplatz auf knapp 1500 Höhenmetern führt der Fußweg in Richtung St. Valentin direkt am Seeufer entlang, vorbei an zahlreichen kleinen Fischerbooten. Maränen, Forellen, Hechte und Flussbarsche sind nur einige Fischarten, die im Haider See heimisch sind. Der Rundweg am See verläuft zunächst sehr flach. Am Wegrand befinden sich zahlreiche Rastplätze und Sitzmöglichkeiten. Am ausgedehnten Schilfgürtel vorbei, erreicht man rechts eine Weggabelung, an der man abbiegen kann, um in das Dorfzentrum von St. Valentin auf der Haide (1470 m) zu gelangen. Über einen Holzsteg und nach einem kurzen markanten Anstieg mündet der Weg kurze Zeit später in eine asphaltierte Straße. Hier biegt man links ab, überquert eine Brücke und folgt von nun an dem asphaltierten Fahrradweg talauswärts. Nach einer markanten Steigung schlängelt sich der Fahrradweg in einem gleichmäßigen Auf und Ab durch den Wald bis zu einer Schranke. Der Rundweg führt von hier aus über einen Abhang zum See hinunter. Über einen Holzsteg geht’s zum Ausgangspunkt zurück. (www.naturerlebnisfueralle.it)
Der Wald-Berg-Bauern-Weg in Martell
Waldberg heißt das Gebiet unterhalb der Orgelspitze im Martelltal und hier führt der Wald-Berg-Bauern-Weg vorbei an Bergbauernhöfen und einer einzigartigen Kulturlandschaft. Ausgangspunkte gibt es mehrere: Stallwies mit 1953 Metern der höchste Kornhof Europas, der Niederhof oder Greithof. Insgesamt ist der Rundweg sieben Kilometer lang, bietet aber kürzere Alternativen. Ein Volltreffer ist diese Wanderung in jedem Fall. Die einstigen Schul- oder Kirchwege sind gut ausgebauten Wegen und Forststraßen gewichen und begleiten die Wanderer auf der ganzen Strecke. Das Teilstück vom Niederhof bis hinauf nach Stallwies führt an den einst lebensnotwendigen Holzwaalen entlang, vorbei an Informationstafeln und Erlebnisstationen für Kinder. Sie lassen Vergangenes aus dem harten Bergbauernleben lebendig erscheinen, erzählen vom kargen Leben hier oben. Der Wald-Berg-Bauern-Weg ist auch deshalb einzigartig, weil er das ganze Jahr über begehbar ist, im Sommer, Frühjahr und Herbst mit Wanderschuhen, im Winter mit Schneeschuhen.