Eine seiner ersten Amtshandlungen war eine Blockade: Der frisch gewählte BM Albert Gögele hat fast auf den Tag genau vor zwei Jahren in der Landesraumordnungskommission erreicht, dass ein vom alten Gemeinderat genehmigter Durchführungsplan abgelehnt worden ist. „Die neue Zusammensetzung des Gemeinderates gibt uns die Möglichkeit, der Blockadepolitik der vergangenen Jahre ein Ende zu setzen und offen für neue Ideen zu sein“, wird BM Gögele wenige Monate nach seiner Blockade in einem Interview zitiert. Ein Widerspruch? Keineswegs.
Albert Gögele, Geometer und Inhaber einer Tiefbaufirma, ist ohne große Versprechungen und ohne großes Aufsehen vor zwei Jahren zur BM-Wahl angetreten. Etwas schüchtern sogar, mehr gedrängt als freiwillig, so hatte es den Anschein. Trotz starker Konkurrenz. So hat er nach geschlagener Wahl Luft nach oben und er kann, politisch, atmen, ohne an zuvor geweckten Erwartungshaltungen in Erstickungsgefahr geraten zu müssen.
Diese Luft nach oben spürt man in Partschins, in Rabland und auf der Töll. Man sagt in Partschins, es sei angenehmer geworden, ein politischer Frühling sei angebrochen, der Umgang untereinander sei lockerer geworden.
Was hat es allerdings mit den ersten Blockaden des neuen BM auf sich?
Beispiel „Zone Linter“: In Rabland entsteht im Westen eine neue Wohnbauzone - und in deren unmittelbarer Nähe wird die Kubatur eines Stadels verlegt. Die verkehrstechnische Erschließung dieser Zone, so hatten es die vorhergehenden Verwalter vorgesehen, hätte über die Geroldstraße erfolgen sollen. Aber die Geroldstraße, an der Gebäude bis zur Straßenkante reichen, ist dermaßen schmal, dass zwei Autos streckenweise nicht Platz haben. Diese Problematik hatte Gögele bei seiner Blockade in Bozen vor Augen. Und noch einige mehr: Die
Lahnstraße, jene Hauptverbindungsader durch Rabland in Richtung Partschins, war seit jeher Sorgenkind der Gemeindeverwalter. Kaum ein Gehsteig rund um Grundschule und Kindergarten und aufgrund des Widerstandes der Anrainer auch keiner in Aussicht, zunehmender Verkehr von und nach Partschins, schließlich der drohende Infarkt mit der Inbetriebnahme der neuen Texelbahn.
Gemeinsam mit der Verkehrskommission und später im Zuge eines Siedlungs- und Entwicklungsplanes setzte BM Gögele beherzt die Axt an und ist nun, gemeinsam mit dem Gemeinderat, nahe daran, einen der gordischen Knoten in Rabland zu zerschlagen.
Anfang März hat der Gemeinderat eine entscheidende Bauleitplanänderung - die Erweiterungszone „Linter“ betreffend - beschlossen: Der Feldweg in Rabland soll ausgebaut werden und die Erweiterungszone über den Feldweg erschlossen werden.
Der Feldweg - im Besitz der Gemeinde - ist jener Schleichweg, der vor der Rablander Kurve vom Vinschgau kommend, links hinauf durch die Wiesen und knapp oberhalb von Rabland in die Lahnstraße mündet. Der Feldweg wird heute schon, vor allem von den Partschinsern, die in Richtung Naturns unterwegs sind, ausgiebig genutzt.
Diese Bauleitplanänderung wurde vor allem in Rabland mit großem Beifall begrüßt und von Karl Trafoier im Namen der Anwohner der Lahnstraße in einem Leserbrief auch im Vinschgerwind (Nr. 7/2012) gelobt.
Weil aber nicht der gesamte bestehende Feldweg zur Verbauung vorgesehen ist, sondern ein Teilstück neu angelegt werden muss, hat es bei der letzten Ratssitzung einen Rekurs von Franz Zöschg und von Maria Pföstl gegeben. Als betroffene Grundeigentümer wollten die Rekurssteller anregen, den bestehenden Feldweg auszubauen und bei der Einmündung in die Staatsstraße einen zweiten Kreisverkehr anzulegen. Der Rekurs wurde mehrheitlich abgelehnt. Denn wegen der großen Umfahrung von Rabland in Form einer Unterflurtrasse ist in der Rablander Kurve ein Kreisverkehr im Bauleitplan eingetragen. In diesen geplanten Kreisverkehr soll, so die Gemeindeverwalter, der ausgebaute Feldweg münden. Der Abstand zu einem zweiten Kreisverkehr dort, wo derzeit der Feldweg einmündet, wäre zu gering. Auch damit begründet der Gemeinderat die Ablehnung des Rekurses.
BM Gögele zeigt weiterhin Verhandlungsbereitschaft den Rekursstellern gegenüber. „Auch weil die eingezeichnete Trasse die einzig vernünftige Lösung ist“, sagt Gögele. Tatsächlich gehe es auch um die Zufahrt zur Texelbahn. 600 Autos seien es derzeit im Schnitt pro Tag, die zur Talstation fahren. Bei entsprechender Beschilderung könnten diese dann über den „neuen“ Feldweg geleitet werden.
Auch von einer anderen Seite werden von der Gemeindeverwaltung Tatsachen geschaffen, die einen neuen Feldweg zwingend machen: der Aus- und Einbau von Infrastrukturen in der Geroldstraße. Bei den zuständigen Ämtern wird derzeit die Verlegung von Gas, Wasser, Breitband usw. unter der Geroldstraße abgeklärt. Und der obere Teil der Geroldstraße, von der Einmündung des Feldweges bis zur Lahnstraße wird so hergerichtet, dass dieser Teil bereits den Ausbau bzw. die kleine Westumfahrung vorwegnimmt.
Und es wird weiter gedacht. Was ist mit Partschins? Muss dort am Verkehr geschraubt werden? Bei der jüngsten Bürgerversammlung hat Gögele jenen gedachten Strich unterhalb von Partschins gezeigt, der als Straßenstück - als südliche Umfahrung von Partschins - möglich wäre.
„Bitte beachten Sie, dies ist ein Entwurf – die genaue Trassenführung muss mit den Grundeigentümern und Technikern abgestimmt werden“, mit diesem Vermerk wollte Gögele die Grundeigentümer nicht verschrecken. In der vom Suldner Architekten Arnold Gapp begleiteten Arbeitsgruppe für ein Siedlungs- und Entwicklungskonzept, in der alle Interessensvertreter und die politische Opposition mitarbeiten, herrscht durchaus Konsens darüber, dass auch in Partschins etwas passieren müsse. Die engen Gassen vertragen den Verkehr nicht, schon gar nicht ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Deshalb denkt man daran, die Stampfgasse - jene Zubringerstraße von der Töll nach Partschins - mit der Peter-Mitterhofer-Straße unterhalb des Dorfes zu verbinden.
„Es braucht da eine genaue Bestandsaufnahme, wo eine grundschonende und möglichst an Parzellengrenzen verlaufende, technisch mögliche Trasse verlaufen könnte“, sagt Gögele mit der für Partschins gebotenen Vorsicht. Mit den Grundeigentümern wolle man nach den Vorarbeiten Gespräche führen. Auch habe man an eine Verbindung vom Westen in Richtung Wasserfall gedacht. Das sei mehr eine touristische Frage, sagt Gögele. Auffangparkplätze mit Shuttleanbindungen seien da eher die Lösung.
Hemdsärmelig geht Gögele eine noch größere Geschichte an: die Umfahrung - die Unterflurtrasse - in Rabland. „Man hat das Gefühl, dass von Seiten des Straßenbauamtes West zu wenig Einsatz diesbezüglich da ist“, sagt es Gögele unverblümt. Bis Herbst 2012 sollen die hydrogeologischen Untersuchungen abgeschlossen sein. Bis Herbst 2013 soll, so haben es LR Florian Mussner und der Abteilungsleiter Paolo Montagner versprochen, der Auftrag für ein Ausführungsprojekt erfolgen.
Damit diese Termine eingehalten werden, nimmt der Gemeindeausschuss von Partschins und BM Gögele die Sache ein Stück weit selbst in die Hand. „Wir werden eine private Firma, die internationale Erfahrung mit dem Bauen in Grundwasserzonen hat, beauftragen, eine Machbarkeitsstudie mit technischen und kostenmäßigen Angaben zu erstellen, um Klarheiten schaffen zu können“, sagt Gögele.
Diesmal keine Blockade, sondern ein Gasgeben gegenüber dem Amt für Straßenbau West.