der ruf nach vollautonomie wird immer lauter, ist ja auch höchste zeit, denn wenn es so weitergeht, wird es bald nur mehr wenig „spiel“-raum geben für autonomes handeln. bei jeder zweiten verfügung heißt es: das ist ein eu-gesetz! und was brüssel nicht reguliert, das reguliert rom, und wie wir in den letzten tagen gesehen haben, ist rom dabei nicht gerade phantasielos. nur was auch rom nicht regelt, bleibt noch für bozen übrig. daher gilt es zuzuschlagen, bevor es zu spät ist. vieles haben wir ja schon: bestens bezahlte politiker, einen flugplatz ohne flieger und passagiere, eine sich selbst kontrollierende energie und vieles mehr, und das fehlende holen wir uns noch: die post und die rai kaufen wir dem staat ab, zur abrundung der hausgemachten informationspolitik; die finanzhoheit erlaubt es uns zu entscheiden, wer (keine) steuern zahlen muss; dank der schul(en?)autonomie schaffen wir auch da ordnung: die dauer der schulpause vom kindergarten bis zur matura, von der salurner klause bis rojen wird endlich vereinheitlicht; die vollautonomie wird auch den sog. umweltschutz revolutionieren: wem nützt z. b. der beste, nach den neuesten hygienevorschriften aus brüssel und bozen gekochte schmarren auf der hintersten alm, wenn sie mit einem hundsgewöhnlichen mercedes nicht erreichbar ist?
und wenn schließlich alles reguliert, kontrolliert und supervisioniert ist, vom pappele im kindergarten bis zum verfallsdatum der kirchtagskrapfen, wenn jeder kutscher, radler und rodler seinen führerschein mit fahrlizenz hat, dann, ja dann werde auch ich von meiner autonomie gebrauch machen – und auswandern, wozu hab ich denn meine doppelte staatsbürgerschaft?
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Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau