Vor etwas mehr als einem Jahr dann die Überraschung: Wie aus heiterem Himmel entschied sich Blanco, das Skigebiet wieder zu eröffnen. Dabei hatten die Latscher Touristiker zu diesem Zeitpunkt die Wintersaison bereits abgeschrieben. Die Gäste zu informieren oder gar zu mobilisieren war nicht mehr möglich. Dem ungeachtet hat Blanco innerhalb kürzester Zeit aufräumen lassen, hat die alten Anlagen wieder in Betrieb genommen und die Wirtschaft auf der Alm umgebaut.
Dann hat er eröffnet: mit alten Anlagen und ohne bezahlte Werbemaßnahmen. Stattdessen hat er die medienwirksame Idee von einem serviceorientieren Skigebiet lanciert, in dem die Anzahl der Skifahrer bewusst eingeschränkt wird. Tatsächlich bot in dieser Saison die Tarscher Alm reichlich Platz: Die Gäste blieben aus. Nach eigenen Aussagen hat Blanco in diesem Winter nicht einmal die Stromkosten erwirtschaftet. Geld verschaffte er sich, indem er eine Hypothek aufnahm. Jetzt sucht er nach eigenen Angaben für die mit der Hypothek belasteten Anlagen einen Käufer. Aber dies sei gerade in Zeiten der Finanzkrise nicht einfach.
Die Zahlungen an seine Gläubiger hat er weitgehend eingestellt. Und die ersten davon sind unruhig geworden. Die Bozner Plan Team GmbH hat einen Antrag zur Pfändung hinterlegt. Ihre Forderungen hinterlegt haben auch die Firmen Doppelmayr und Niederbacher Pro Stahl. Einige lokale Handwerker sind dabei, ähnliche Schritte zu setzen. Andere warten ab oder verzichten bewußt auf Maßnahmen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Situation der Fraktion Tarsch. Als Blanco plötzlich zu bauen begann, musste dafür die Straße zur Alm vom Schnee geräumt werden. Dabei entstand ein Schaden von 11.000 Euro, Kosten, die die Fraktion bis heute schultert. Als Blanco dann eröffnete, nutzte er die ihm laut Skipistenplan zustehenden Flächen. Dafür könnte die Fraktion 10.000 Euro einfordern. Da aber weder die Räumung der Straße noch die der Benützung der Flächen vertraglich geregelt wurde, fehlt der Fraktion Tarsch laut Auskunft ihres Rechtsvertreters heute jedweder Rechtstitel, ihre Ansprüche geltend zu machen. Laut Auskunft von Fraktionsvorsteher Ernst Sachsalber sei es zu dieser Situation gekommen, weil immer auf einem Rahmenvertrag bestanden worden sei. Die Rechtsberatung für die (ergebnislosen) Verhandlungen zu diesem Vertragswerk hat die Fraktion bislang 21.000 Euro gekostet.
Wie das Märchen der Tarscher Alm weiter geht, wird die Zukunft weisen. Derzeit ist die Stimmung in Latsch und Tarsch getrübt, die Euphorie gedämpft. Aber noch hat Jaime Blanco Zeit, seine Karten bzw. Scheine auf den Tisch zu legen. (jan)