Im Hochgebirge oberhalb der Waldgrenze wird die Vegetationszeit immer kürzer. Die Pflanzen müssen hier Überlebenskünstler sein, um in der kurzen Vegetationszeit zwischen dem Auftreten des Bodenfrostes und dem Ausapern von der winterlichen Schneebedeckung im Bergfrühling und den ersten herbstlichen Frösten und Schneefällen zu wachsen, blühen und fruchten und damit die Art zu erhalten.
In den alpinen Rasengesellschaften ist die Vegetationsdecke noch geschlossen. Darüber, in den Geröllhalden und Rohböden, wird das Pflanzenkleid immer offener und lückiger. Den insektenbestäubten Blütenpflanzen stellt sich in diesen Höhenlagen auch das Problem der Bestäubung. Aus dem großen Artenspektrum der Insekten sind wenige Arten höhentauglich, weil kälteresistent. Die Hummeln mit ihrem dichten Haarpelz außen und ihrem hohen Stoffumsatz im Körper gehören zu den höhentauglichen Bestäubern. Steigt man noch höher hinauf in die Gletschervorfelder, dann nimmt das Artenspektrum der Samenpflanzen noch stärker ab und die Sporenpflanzen wie Flechten und Moose lösen die Blütenpflanzen ab.
Morphologische und physiologische Anpassungen
Die Hochgebirgspflanzen sind bestangepasste Spezialisten, die an ihrem Standort die konkurrenzstärksten sind. Einige Strategien zur Anpassung an den Extremstandort Hochgebirge sind etwa der Polsterwuchs, die Sukkulenz, die hohe Frostresistenz.
Kugelwuchs
Der Polster- oder Kugelwuchs ist im Hochgebirge, ebenso wie etwa in der Wüste, die optimale Kombination zwischen der kleinen äußeren Oberfläche und dem großen inneren Volumen: Photosynthese im Sonnenlicht ist möglich, der Wasserverlust durch Verdunstung wird minimiert und das innere Speichervolumen für Betriebs- und Baustoffe und Wasser ist groß. Mannschild (Androsace spec.), Stängelloses Leimkraut (Silene acaulis) und Gegenblättriger Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) sind drei Beispiele für den Polsterwuchs bei den alpinen Hochgebirgspflanzen.
Sukkulenz
Die Sukkulenz der Dickblattgewächse ermöglicht die Einlagerung von Wasser in den Blättern als Reserve für Trockenzeiten, erhöht aber auch die Frostresistenz der Pflanzen durch Einlagerung von Zucker und Glykol als Alkohol. Beispiele für Sukkulenz sind alle Hauswurz-Arten (Sempervivum spec.).
Schuttkriecher
Auf noch instabilen, rieselnden Böden mit Schuttkriechen wächst das Alpen-Leinkraut (Linaria alpina). Der Überschüttung durch Feinschutt beugt es vor, indem es lange Kriechsprosse treibt und mit dem Schutt mitwächst.
Zwergwuchs
Der Zwergwuchs oder Nanismus von Gebirgspflanzen wird vom hohen Anteil an Ultraviolettstrahlung im Spektrum des Sonnenlichtes bedingt. Ultraviolettlicht ist ein Zellteilungshemmer und verlangsamt das Wachstum: Pflanzenarten, die in tiefen Höhenlagen mehrere Dezimeter hoch wachsen, bleiben im Hochgebirge klein und erreichen in ihrem Habitus nur wenige Zentimeter Höhe. Im günstigen Mikroklima der bodennahen Schichten überleben sie Wind, Austrocknung, Sonneneinstrahlung, Kälte- und Frosteinbrüche leichter.
Das Sommerangebot des Nationalparks Stilfserjoch
Alle diese und weitere ökologische Anpassungen der Hochgebirgspflanzen können Sie während der geführten botanischen Wanderungen erfahren, welche der Nationalpark Stilfserjoch in den nächsten Sommerwochen anbietet. Der nachstehend abgebildete Auszug aus dem Programmheft gibt beispielsweise Auskunft über die Angebote im Nationalparkhaus naturatrafoi. Das komplette Angebot finden Sie als gedruckte Papierversion in allen Einrichtungen des Nationalparks in, Prad, Schlanders, Martell und St. Gertraud Ulten. Im Internet finden Sie das Wander-, Erlebnis- und Bildungsangebot dieses Sommers unter www.stelviopark.bz.it Nationalpark. Veranstaltungen.
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