„Du hattest eine wunderbare, erdige, warme Altstimme. Roland Kristanell, der große Musikfreund aus Naturns, kam über Deine schöne Stimme immer ins Schwärmen, über eine Stimme wie eine erfüllte Sommernacht.“ Diese Worte schreibt Anna Wielander/Platzgummer im Nachruf über ihre Jugendfreundin Zita Tappeiner. Und weiter heißt es im Nachruf:“ Du hast vom Vinschgau etwas von der durchsonnten Kargheit und Vielfalt mitgenommen und auf Deine Art ausgestrahlt“.
Zu ihrem eher seltenen Vornamen Zita sei bemerkt, dass der Name der letzten habsburgischen Kaiserin von den Elternganz bewusst gewählt wurde, aus inniger Verbundenheit mit dem Kaiserhaus.
Die Kaiserin Zita (1892-1989) aus dem Hause Bourbon-Parma war die letzte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn und wird immer noch verehrt wegen ihrer Sanftmut, ihrer Frömmigkeit und wegen ihrer Bemühungen um den Frieden. Ihre Kultur des Bewahrens, liebe Zita, war auch Dein Anliegen. Darin gleichst Du der Kaiserin und allen mütterlichen Frauen, die in ihrem Regiment versuchen, die Welt lebenswerter zu machen.
Deine Stimme rankte sich beim Hochamt um das barocke Bildgewölbe. Verführung der Kirchenbesucher.
Zusammen mit den Instrumenten des Orchesters wandert der Blick suchend auf das Fresko über dem Hochaltar: Maria Himmelfahrt dargestellt als Huldigung Marias durch die vier Erdteile (Damals, also um 1750, galt Australien noch nicht als eigener Erdteil). Die heilige Maria wird unter der Herrschaft der Kaiserin Maria Theresia als „Patrona Austriae“, als Schutzherrin Österreichs hochverehrt. Sie trägt hier auf dem Gewölbebild die Züge der Habsburgerin. Sie erhebt sich über eine Welt, die in Flammen steht.
Die triumphierende Musik wird leiser, inniger, Zitas Stimme wird sanft und suchend, hält inne bei einem anderen Marienbild, als Teil der großen Gesamtdarstellung mit der biblischen Esther, die ebenfalls als Retterin ihres Volkes gilt. Es ist die in katholischen Gebieten beliebte Schutzmantelmadonna, worin sich Maria vermittelnd über das irdische Streiten erhebt. Wiederum wird die Weltkugel gezeigt, diesmal mit einem zürnender Jesus, der im Begriff ist, die Menschen wegen ihrer Sündhaftigkeit zu bestrafen. Die Welt ist voller Krieg und Gewalt. Jesus hält die Zuchtrute in der Hand und ist entschlossen zum Strafgericht. Wäre da nicht die Gottesmutter, die dem strafenden Gott in den Arm greift und ihn besänftigt! Eindrucksvoll der blaue Mantel Marines, der schützend einen Teilt der Erdkugel bedeckt - es ist jene Stelle auf dem Globus, auf der man sich Österreich vorstellte.
„Ja, Du hast Dein Leben zu einem Kunstwerk gemacht“ - steht weiter in Annas Nachruf - „Du warst keine Künstlerin, „sondern ein Gesamtkunstwerk. So habe ich Dich erlebt und genossen. Zita war eine von den besonderen Frauen aus unserem Dorf Schlanders; über Kunst hast Du nicht gesprochen, sondern sie in Fülle gelebt“.
Als 1758 das jetzige, stark vergrößerte Langhaus der ehemals gotischen Pfarrkirche eingewölbt wurde, beauftragte man den aus Wien stammenden Joseph Adam Mölkh mit der Bemalung der riesigen Gewölbefläche. Selten dürfte sich ein Maler so frei entfaltet haben: Er legte all sein Können, besonders aber auch seine „Weltanschauung“ in dieses Meisterwerk. Die Stimme der Zita konnte sich hier ebenfalls voll entfalten, führt zurück auf die Orgelempore, die ebenfalls bemalt ist. Es ist der Heilige Geist, der über der Orgel schwebt: Musik ist gläubiger Geist.
Hans Wielander
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