Das Projekt begann am Dienstag, den 20. September, mit der Einführung in der EURAC Bozen, wo allen voran der amerikanische Professor Lonnie Thompson von der Ohio State University Einblicke in die Forschung der Glaziologie gab. Am 21. September kamen schließlich alle Schüler, Lehrpersonen und Forscher im Hotel Franzenshöhe zusammen. Fünf Tage lang konnten die Schüler dort wissenschaftliches Arbeiten hautnah erleben, selbst experimentieren und „König Ortler“ aus einem ganz neuen Blickwinkel kennen lernen. Auch der Spaß kam nicht zu kurz und es wurden viele neue Kontakte geknüpft. Gesprochen wurde in drei Sprachen. Je nach Gesprächspartner redete man Deutsch, Englisch oder Italienisch miteinander und mit ein bisschen Übung funktionierte das auch sehr gut. Anhand von Versuchen wurde die Entstehung des Gletschers und seiner Eisschichten simuliert und das Vorkommen von Lebewesen im Eis erklärt. Die Wanderungen am Drei-Ferner-Weg, am Goldseeweg und zu den Drei Brunnen gefielen den Schülern am besten. Unter Führung von Nationalparkdirektor Dr. Wolfgang Platter wurden Flora und Fauna im Stilfserjoch Nationalpark genauer unter die Lupe genommen. Murmeltiere, Gämsen, Hermelin konnten live beobachtet werden. Verschiedene Forscher der Universität Ohio State und der EURAC brachten den Schülern ihre Erfahrungen und ihr Wissen über die Gletscher näher. Mit Leidenschaft berichteten sie über ihre Arbeit und die bereits unternommenen Expeditionen. Gletscherschwund und Klimawandel wurden diskutiert und die Verantwortung von Wissenschaft und Politik beleuchtet. Diese Erfahrungen weckten das Interesse der Maturanten für die Glaziologie, und so ist es auch nicht auszuschließen, dass einige von ihnen nach der Oberschulkarriere diesen Weg einschlagen werden. Außerdem hatten drei Schüler die Möglichkeit, den Ortler hautnah zu erleben. Sie wurden am 3. Oktober mit dem Hubschrauber zum Camp geflogen und durften dort die Arbeit der Wissenschaftler miterleben. Ihre Beobachtungen teilen sie am 26. Oktober, am Tag der Naturwissenschaften der Italienischen Oberschulen, in der EURAC mit. Auch die übrigen Schüler werden über verschiedene Themenbereiche im Zusammenhang mit dem Gletscher referieren. Die Zusammenarbeit zwischen Schülern und Forschern kam bei allen gut an. Ein bisschen wurden die geplanten Aktivitäten durch den Wintereinbruch behindert, doch im Prinzip waren alle Schüler froh, dass „ihr Ortler“ ein bisschen Nachschub an Schnee bekommen hat, damit der Ferner nicht ganz zu schnell schmilzt.
Die amerikanischen Wissenschaftler erzählten den Schülern auch, dass Fördergelder in den USA für solche Projekte nur vergeben werden, wenn im Gegenzug die Universität sich verpflichtet, in der Erziehungsarbeit mit Jugendlichen zu arbeiten. Es wäre toll, wenn auch bei uns dies zur Selbstverständlichkeit werden könnte. Dieser Campus auf der Franzenshöhe war eine gelungene und interessante Abwechslung zum Schulalltag, aber auch ein eindrucksvolles Plädoyer an jeden Teilnehmer, für diese schöne Natur Verantwortung zu übernehmen.
Verena Ennemoser,
Sarah Fleischmann
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau