Dieser „Bärenauftritt“ ist mir Anlass und Gelegenheit, den Inhalt des unlängst publizierten letztjährigen Trentiner Bärenreports zusammenzufassen. Es ist dies die 10. Auflage des Bärenberichtes vom Landesamt für Forste und Wildtierfauna der Autonomen Provinz Trient. Der Bericht enthält auch einen Anhang zu Luchs und Wolf im Trentino.
Die Entwicklung der Trentiner Bärenpopulation
Auch für das Jahr 2016 wurden die Erkenntnisse zum Bärenbestand im Trentino vor allem aus der genetischen Untersuchung von Haarproben und Exkrementen gewonnen, darüber hinaus aus Zufallssichtungen und aus systematisch angelegten Beobachtungen über 60 Fotofallen. Diese Fotofallen waren zwischen dem 22. Juni und dem 23. September v.a. im Kerngebiet der Trentiner Bärinnen um den Brenta-Stock aktiv und haben an 2.153 Aufnahmetagen insgesamt 77.500 Bilder von 11 Tierarten geliefert. Davon konnte der Bär an 22 der 60 Standorte von Fotofallen dokumentiert werden. Für das genetische Monitoring enthielten 167 Proben verwertbare organische Reste von insgesamt 829 gesammelten Proben.
Aus dem systematischen Monitoring und den unsystematischen Zufallsbeobachtungen ergibt sich für die Brenta-Bärenpopulation für 2016 folgendes Bild:
Würfe
Die Zahl der Würfe wird für 2016 zwischen 6 und 11 geschätzt, die Gesamtzahl der geborenen Jungen auf 11-18. Bisher konnte nur ein Junges aus dem Jahr 2016 genetisch als Weibchen F27 auch genetisch identifiziert werden.
Totfunde
Im Jahr 2016 wurden vier Bären tot aufgefunden: Das Männchen M21, viereinhalbjährig, bei Lover am Trentiner Nonsberg wurde vergiftet. Das Männchen M32, zweieinhalbjährig, ist bei Ramosch im Unterengadin von der Rhätischen Eisenbahn überfahren worden. Es war vorher auch durch den Obervinschgau gestreunt und hatte im Raum Laatsch – Taufers Bienenvölker zerstört. Das Weibchen F5 ist als 7,5 jährige Bärin am 12. Oktober bei Lover ebenfalls vergiftet aufgefunden worden. Im April waren in der Örtlichkeit Montagne di Ragni Reste eines Bärenjungen aufgefunden worden, das vermutlich von einem männlichen geschlechtsreifen Bären gerissen worden war. Von Bären ist so wie von Löwen das Töten von Jungen durch arteigene Männchen bekannt, damit die Weibchen verfrüht wieder brunftig werden. Insgesamt sind für den gesamten Zeitraum von 2003 bis 2016 29 Funde von toten Bären der Brenta-Population dokumentiert.
Bestand, Status und Struktur
Wie oben dargestellt, ist die Anzahl der Würfe 2016 mit 6-11 in einer größeren Spannbreite noch unklar und nur geschätzt. Ohne Berücksichtigung der Jungen 2016 wurden im Berichtsjahr 38 Bären als gesicherte Mindestpopulation erfasst. Die Gesamtpopulation wird für 2016 ohne die Jungen des Jahres auf 38-48 Individuen, mit Einrechnung der Jungen auf 49-66 Tiere geschätzt. Das Geschlechterverhältnis (Sex ratio) liegt bei 1,05 Männchen zu 1 Weibchen. Zwei der Trentiner Bären sind derzeit mit einem Peilsender ausgestattet.
Raumnutzung
35 der 38 im Jahr 2016 gesichert erfassten Bären sind ausschließlich im Gebiet innerhalb der Provinz Trient nachgewiesen worden, drei sind auch in die Nachbarprovinzen ausgestreunt. Das Streungebiet der Männchen ist mit 20.830 km² fast zwanzig Mal so groß wie jenes der Weibchen (1.090 km²). Die Weibchen halten sich mit ihren Jungen weiterhin im westlichen Trentino auf.
Ausbreitung
In Südtirol ist der erste Trentiner Bär im Jahr 2005 aufgetreten. Seither konnte im gesamten Zeitraum 2005-2016 die Ausbreitung von insgesamt 28 Bären, bis jetzt allesamt Männchen, über die Trentiner Landesgrenzen hinaus dokumentiert werden. 12 der 28 (gleich 43%) sind verendet oder gelten als vermisst. 11 (39%) sind in das Trentiner Landesgebiet zurückgekehrt, 2 sind aus dem Trentino abgewandert und 3 sind noch auf Wanderschaft. Bisher wurde kein Weibchen außerhalb des Trentinos dokumentiert.
Schadensvergütung
Im Jahr 2016 wurden im Trentino für die Abgeltung von insgesamt 124 anerkannten Schadensfällen durch Bären insgesamt 73.394,23 € aufgewendet, davon 31.472,84 für Schäden in der Imkerei, 21.793,09 € für Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, 19.633,30 € für Risse von Haustieren und 495,00 € für andere Schäden. In Südtirol wurden 2016 2805 € für Schäden von Bären an Bienen und für Haustierrisse durch Bären und 2.880 € für Haustierrisse durch Wölfe ausbezahlt.
Herdenschutz durch Behirtung und Hunde
Seit dem Jahre 2014 werden im Trentino auf einigen Almen im Bären- und Wolf-Gebiet während der Alpungszeit von Haustieren Herdenschutzhunde eingesetzt. Bis zum Jahr 2016 herauf wurden vom Trentiner Bärenmanagement insgesamt 11 Herdenschutzhunde angeboten und von Almbewirtschaftern angenommen. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 39 Trentiner Almen betreut und überwacht, auf denen in Summe 14.095 Haustiere gesömmert wurden. Durch die dauerhafte Behirtung und den Einsatz von Herdenschutzhunden konnte der Verlust von Weidetieren durch die großen Beutegreifer Braunbär und Wolf auf diesen Almen auf 20 Stück eingegrenzt werden. Dies entsprach 0,14% der gesömmerten und geschützten Tiere.
Der Wolf im Trentino
Zur Erinnerung: Im Jahr 2010 war ein erster Wolf von allein aus der Apenninen-Population über die Westalpen in das Trentino zurückgekehrt. 2012 hatte sich in den Lessinischen Alpen an der Provinzgrenze Trentino Verona das erste Paar aus dieser Apenninen-Wölfin und dem besenderten und aus Slowenien eingewanderten Ostwolf Slavko gebildet. Im Frühjahr 2013 folgte der erste Wurf mit zwei Jungen. Für die Jahre 2014 und 2015 sind weitere zwei Würfe des Gründerpaares mit je 7 Jungen dokumentiert. Sein Wurf 2016 erbrachte weitere 6 Junge. Das Lessinische Rudel wird Ende 2016 auf 10-12 Tiere (6 Junge und 4-6 Erwachsene) geschätzt.
Im Oberen Trentiner Nonstal hat sich 2016 ein weiteres Paar gefunden. Im Ledrotal konnte an der Grenze zur Provinz Brescia ein männlicher Einzelwolf dokumentiert werden.
Vom Wolfspaar am Grenzkamm Deutschnonsberg – Ulten wird für das Frühjahr 2017 der erste Wurf erwartet.
Vorankündigung: Fernsehfilm
„Der Nationalpark Stilfserjoch“
Am Montag, 29. Mai d. J. strahlt der Fernsehsender Rai Südtirol nach der Tagesschau um 20.20 Uhr den Film „Der Nationalpark Stilfserjoch“ aus. Der 42 Minuten lange Dokumentarfilm von Thomas Vonmetz und Marco Polo wurde im Auftrag der Südtiroler Landesabteilung Natur und Raumentwicklung und von Rai Südtirol 2016 gedreht und nunmehr fertiggestellt. In spektakulären und ansprechenden Bildern zeigt er die Lebensräume und die Vielfalt des Artenspektrums in unserem Schutzgebiet ebenso wie die Naturräume und die Jahrhunderte lange Gestaltung der Kulturlandschaft durch die hier ansässigen Menschen. Vormerken, um nicht zu verpassen!
Die italienische Version des Filmes wird von Rai Alto Adige am Sonntag, 21. Mai d.J. erstausgestrahlt.
Ausstellung „Erlebnis Wiesenbrüter“ im Nationalparkhaus aquaprad
Bodenbrütende Vögel, sogenannte Wiesenbrüter haben einen schweren Stand. Sie benötigen arten- und strukturreiche Wiesen als Lebensraum. Durch die immer frühere Mahd werden ihre Bruten und der Aufzuchtserfolg gefährdet. Eine Gemeinschaftsausstellung in der Region Rhätisches Dreieck gibt Informationen über die Wiesenbrüter Baumpieper, Wachtelkönig, Feldlerche, Wachtel.
Die Ausstellung wird noch bis zum
30. Mai d.J. im Nationalparkhaus aquaprad gezeigt, vom 2. bis 30. Juni in der Chastè da Cultura in Fuldera, vom 2. Juli - 4. August im Bogn Engiadina in Scuol und vom 8. August bis 15. September 2017 im Naturparkhaus Kaunergrat am Gachenblick in Fließ.
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