Der Unmut über Europa ist laut. Kleine Lokalpolitiker versuchen aus diesem Unmut Kapital zu schlagen. Für mittelgroße Politiker ist das Thema Europa Impuls für nationales Abgrenzen. Die fordern mehr Nationalstaat, weniger Europa. Europa, heißt es bei den Leuten, soll etwas tun. In der Flüchlingsfrage, in der Euro-Frage, in der Frage nach dem Schutz der Grenzen, in der Pestizidfrage, in der Frage der Großverdiener, in der Frage der Steuerhinterziehung und was weiß ich noch für welche Fragen.
Ich teile den allgemeinen Unmut über Europa nur sehr begrenzt. In der Frage der Gurkenkrümmung vielleicht. Aber das ist ein Klischee, das es so gar nicht gibt in Europa.
Von Europa profitieren Rand- und Grenzgebiete, wie der Vinschgau: Freier Reiseverkehr für uns, für unsere Gäste. Freier Warenverkehr auch. Zum Beispiel Äpfel raus - Autos rein. Nun haben die Länder Europas das Asylrecht eingeführt, mit gutem Grund: Europas Völker haben sich über Jahrhunderte die Köpfe eingeschlagen. Europa hat jahrhundertelange Erfahrung mit Gewalt, mit Vertreibung, mit Migration. Die Narben sind nicht verheilt. Dieses Asylrecht nehmen Flüchtlinge von außerhalb Europa in Anspruch. Heute. Ob Asyl für Einzelne letzlich gewährt wird, ist eine lange Bürokraten-odyssee. Die Flüchtlingsfrage wird uns wohl für die nächsten Jahre beschäftigen. Mit dem Sommer werden wieder Boote über’s Mittelmeer kommen, Boote mit Flüchtlingen.
Im Lande rüsten sich Gemeinden für mögliche Flüchtlingsaufnahmen. Auch im Vinschgau will man sich aktiv in die Flüchtlingsfrage einbringen - im Rahmen des SPRAR-Programmes. Auch nach dem Motto „Wir sind Europa“.
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