„A groaße Familie zu hobn isch Gold wert. I bin ollm a großer Familienmensch gwesn“, beteuert die rüstige 92 Jährige. Frau Marianne ist Mutter von 9 Kindern, Oma von 27 Enkeln und Uroma von 20(beinah 21) Urenkelkindern.
Geboren wurde Marianne Angerer oberhalb von Allitz, auf dem “Unterstuanhof“. 9 Monate lang wuchs sie dort zusammen mit ihren 3 Geschwistern auf, bevor mehrere Schicksalsschläge ihre Familie auseinanderrissen. Der Heimathof brannte bis auf die Grundmauern ab und die Eltern der kleinen Marianne trennten sich.
Die 4 Kinder kamen in die Obhut von verschiedenen Pflegefamilien. Mariannes neue Heimat war bei ihrer „Touta“ am Ritschenhof in Allitz, wo die Familie Stark sie liebevoll aufnahm, ihr Zuhause und Geborgenheit gab.
„Es isch miar selm wirklich guat gongen, und schpater honn i selm sogor meine erste große Liab gfundn“, erinnert sich Marianne mit leuchtenden Augen. „Luis hot er koasn und miar hobn ofteramol hoamlich im Stodel getonzt. Leider isch er schun in jungen Johren sehr kronk gwordn und gschtorbn“.
Bei den Ordensschwestern im Schlanderser Altersheim absolvierte die damals junge, aufgeweckte Allitzerin ihre Kochlehre und fühlte sich pudelwohl aufgehoben in der neuen Arbeitswelt. Ihren späteren Mann, Jakob Pedroß hat Marianne dann in Laas gefunden, ihn 1950 geheiratet und ihm 9 gesunde, Zuhause-geborene, Kinder geschenkt. Ihr 10 Kind , welches leider durch eine Frühgeburt verstorben ist wurde im Familiengrab beigesetzt.
Auf engstem Raum in einer kleinen Wohnung in Laas lebte die Familie Pedroß .Trotz bescheidener und einfachen Lebensverhältnissen war es dort eine glückliche gemeinsame Zeit, erzählt Frau Marianne. Ihr Ehemann Jakob, religiös und familienliebend, arbeitete jahrzehntelang hart im Laaser Marmorbruch. Für die Arbeit in ihrer eigenen kleinen Landwirtschaft mit Gemüseanbau, Marillen, Wiesen und 2 Kühen war somit Marianne alleine zuständig. Damals gab es keine landwirtschaftlichen Geräte oder Traktoren um die Felder zu bestellen. „I honn gmiasst die Kiah vorn Pfluag sponnen und a sou die Orbat affn Ocker tian. Und in Schtoll aff n`Obend bin gor nit gearn gongen ,selm honn i mi ollm gforchtn“, erinnert sie sich.
Die Wäsche ihrer 11-köpfigen Familie hätte sie immer im eiskalten Wasser im Fluss der nahen Etsch gewaschen und trotzdem niemals unter Arthrose gelitten, sagt sie und zeigt stolz ihre schmalen beinah zarten Hände. Zufrieden sei sie immer gewesen, „sogor mear“ als zufrieden“ berichtet Marianne dankbar. „Mit Gottes Hilfe isch ollm olls guat gongen.“
Als ihr Mann Jakob 88-jährig im Jahre 2001 verstarb, zog Traurigkeit in Mariannes Leben und bescherte der ansonsten fröhlichen Familienmutter schwere Zeiten.
So beschloss ihr Sohn Peppi, der inzwischen mit seiner eigenen Familie in Schlanders lebte, seine Mutter zu sich zu holen um miteinander für sie sorgen zu können.
Hier im “Stuankellerhof“ lebt die vielfache Groß-und Urgroßmutter nun seit 15 Jahren inmitten ihrer Lieben und erfreut sich guter geistiger und körperlicher Gesundheit. Einen Oberschenkelbruch vor einigen Jahren überstand die damals 88-jährige, dank guter Spitalpflege bestens, ein später erlittener Schlaganfall beeinträchtigte jedoch ihre Mobilität und Bewegungsfähigkeit.
Nun besitzt Frau Marianne einen Rollator auf den sie sich stützen und mit dem sie sich selbstständig im Haus fortbewegen kann. Jetzt wo es endlich wärmer wird und der Frühling naht, gehe sie aber auch sehr gerne draußen spazieren, sinniert sie. Mit Hilfe eines Rollstuhls und der liebevollen Begleitung ihrer Schwiegertochter Maria ist dies auch möglich und so trifft man die Beiden täglich auf ausgedehnten Spaziergängen.
Inzwischen ist es Abend geworden in Schlanders, draußen weht der Vinschger Wind von den schneebedeckten Bergen. Frau Marianna ist nun müde, nach all diesen erzählten und wiedererlebten Erinnerungen an ihr Leben und legt sich leicht in ihre Kissen am Ofen zurück .
{jcomments on}