Im fernen Jahr 1874 planen die DuÖAV-Sektionen Leipzig und Prag die Hütte gemeinsam zu bauen. Leipzig zieht sich aber zurück und so beginnt die Sektion Prag mit der Anlegung des Weges von Trafoi im Jahre 1874 und mit dem eigentlichen Hüttenbau im Jahr 1875. Das Baumaterial wird von Trafoi heraufgetragen. Bereits am 6. September 1875 wird die Hütte feierlich eingeweiht. Zu dieser Zeit ist die Hütte ein kleiner, innen und außen verputzter Steinbau, welcher aus 2 Stockwerken besteht und insgesamt 25-30 Personen beherbergen kann. Bereits im Sommer 1877 besuchen 135 Alpinisten die Hütte. Der starke Besucherandrang macht einen Ausbau der Hütte notwendig. 1885 errichtet die Sektion Prag einen Neubau. Die Zahl der Schlafplätze wird durch die Erweiterung verdoppelt. Ab 1887 wird die Hütte bewirtschaftet und bald schon ist eine weitere Erweiterung notwendig. Passender Bauplatz am schmalen Kamm ist rar, sodass 1892 der Platz für einen noch größeren Zubau ausgesprengt werden muss. 1894 ist das neue Haus fertiggestellt. 1895 wird eine weitere Vorratshütte gebaut. Noch vor der Jahrhundertwende im Jahr 1899 übersteigt die Besucherzahl erstmals die 1000er Marke.
Im Jahr 1906 beginnen die Vorarbeiten für den Bau eines neuen 3-stöckigen Schlafhauses. Im selben Jahr kommen bereits über 2000 Besucher auf die Hütte. Im Jahr 1909 wird der gewaltige Bau fertiggestellt und vom 18.-20. September mit großen Festlichkeiten eröffnet. 21 Zimmer mit zusammen 48 Betten und zwei große Schlafräume mit Matratzenlagern für insgesamt 80 Schlafplätze umfasst der Bau. Weitere 11 Betten werden in den Jahren 1910 und 1911 eingerichtet. Sämtliches Baumaterial wurde von bezahlten Trägern von Trafoi heraufgetragen. In dieser Zeit erhält die Hütte auch einen Telefonanschluss.
Während des Ersten Weltkrieges ist der gesamte Baukomplex vom österreichischen Militär besetzt. 1916 wird eine Materialseilbahn von Sulden herauf erbaut. Nach dem Krieg wird auch die Payerhütte enteignet und fällt dem italienischen Staat zu. Die Führung der Hütte übernimmt die CAI Sektion Mailand, welche die Hütte baldigst wieder bewirtschaften lässt. Sie blieb auch im Italienischen nach Payer benannt; Julius v. Payer war Ehrenmitglied der CAI Sektion Mailand gewesen. In den 30er Jahren erhält die Hütte einen Dieselaggregat zur Stromerzeugung. Weiters wurde die Kapelle in dieser Zeit errichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Hütte 2 Jahre lang unbewirtschaftet. 1947 wurde der mittlere Teil durch einen Brand, vermutlich durch Blitzschlag, vollkommen zerstört. Übrig blieben das große Schlafhaus und die erste kleine Hütte. Die Wirtschaftsräume mussten nun ins Schlafhaus verlegt werden. Das Schlafhaus erhielt einen Vor- und Winterraum, einen Aufenthalts- und Speiseraum und in jedem Stockwerk ein WC. Für die Küche wurde ein Zubau anstatt der Kapelle errichtet; die Kapelle wurde auf den Platz der abgebrannten Hütte versetzt.
Aufgrund des Gletscherrückgangs wurde 1949 ein 18.000l fassender Wasserspeicher angelegt. Die Belieferung der Hütte erfolgte lange Zeit ausschließlich durch Träger und Saumtiere. 1966 errichtete der damalige Hüttenwirt W. Ortler auf eigene Kosten eine Materialseilbahn zur Edelweißhütte, welche heute teilweise verfallen ist. Ein Maultier brachte die Lasten bis zur Edelweißhütte. 1965 wurde zudem ein kleiner Landeplatz für Helikopter angelegt. Größere Einrichtungsgegenstände und größere Mengen an Lebensmitteln wurden bereits in dieser Zeit gelegentlich von Hubschraubern zur Hütte gebracht.
Die Payerhütte wird heute ausschließlich per Hubschrauber versorgt. Seit 25 Jahren wird die Hütte von der Familie Wöll Hermann aus Naturns bewirtschaftet. Von Mitte Juni bis Mitte September heißt sie jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Bergbegeisterte willkommen. (chr)