Das erste Wortglied weih wird vom Germanischen wiha „geweiht“‚ „heilig“ abgeleitet und Nacht aus nath, „Nacht“, „Nächte“, „geweihte Nächte“, die zwölf langen Nächte der Wintersonnwende. Weihnacht ist deshalb nicht christlichen, sondern heidnischen Ursprungs, ebenso wie andere jahreszeitliche Festtage. Trotzdem reklamieren die christlichen Kirchen Weihnacht als das Geburtsfest Jesu am 25. Dezember, als „Christtag“, bzw. „Hochfest der Geburt des Herrn“. Schon früh wurde vermutet, dass der Name vorchristlichen Ursprungs ist. Sebastian Franck 1538: „das dieser heydnisch nam [Ostern] und standt nicht von Petro, sonder von den heyden in das christenthumb ist kommen, wie auch die fasznacht, weinnacht etc.“ (Sebastian Franck: Germaniae chronicon 1538. Bern 1539). Die Datierung auf den 25.12. erfolgte ohne wirkliche Kenntnis. Die Urchristen, die es doch eigentlich wissen hätten müssen, feierten den Geburtstag von Jesus überhaupt nicht. Um 200 n.Chr. feierten die christlichen Kirchen teilweise den 19.04., den 20.05. oder den 17.11. als Jesu Geburtstag. Die christliche Weihnachtsgeschichte dagegen ist nicht einmal in allen Evangelien niedergeschrieben. Bei Markus wird von Jesus Geburt überhaupt nichts berichtet, Matthäus und Johannes sind mit Josefs Gefühlen und einer Fleischwerdung eines göttlichen Logos befasst. Nur Lukas beschreibt das populäre romantisch-idyllische Krippenspiel. Historisch sind nicht nachweisbar: Maria, Josef, der Geburtsort Bethlehem, die mühselige Zimmersuche, der Stall, Ochse und Esel, Hirten und alle drei Könige. Nur die Volksbefragung der Römer gab es in Palästina. Allerdings zu anderer Zeit und in anderen Landesteilen. Der biblisch beschriebene massenhafte Kindermord durch Herodes, auf den sich neuerdings katholische Fundamentalisten besannen, ist erwiesenermaßen eine Geschichtslüge.
Im Römischen Imperium wurde im Jahr 274 n.Chr. der Termin des Festes auf den 25.12. festgesetzt. Der Anlass war eine Tempeleinweihung durch Kaiser Aurelian für „Sol Invictus“, für den „Unbesiegten Sonnengott“. Er begründete damit einen offiziellen Schutzherrn und Staatsgott. Als das Christentum in Rom Ende des vierten Jh. zur alleinigen Staatsreligion erhoben wurde, wurden alle Festtage des heidnisch-römischen Kults zu christlichen Kulten umgewandelt. In den neu entstandenen christlichen Weihnachtskult flossen jetzt ein: das heidnische Fest der Wintersonnwende, das Fest des Aion, eine mystische Darstellung der Geburt der neuen Sonne (Beschwörungsformel: „Die Jungfrau hat geboren, zu nimmt das Licht“), die Naturerscheinung, dass nach dem kürzesten Tag des Jahres die Sonne wieder länger scheinen wird und der Frühling naht, das Fest Sol Invictus, die „Saturnalien“, die bei den Christen wegen ihres ausschweifenden Charakters besonders verpönt waren. Bei der Christianisierung Nordeuropas wurde dann das germanische „Julfest“, ein Wintersonnwendfest als Bestandteil des Sonnenkults, als christliches Weihnachtsfest umgedeutet. Aus dem nordischen „Julkranz“ wurde ein Adventskranz. Auch die Symbolik des Kerzenbaumes, als Vereinigung von lebendem Licht (Flamme) und lebendem Grün (Nadelbaum), war in vorchristlichen Kulturen verbreitet und hat immer die Sonnwendfeier begleitet. Der Nikolaus-Weihnachtsmann entstand aus dem „ruhmprächtigen“ (althochdeutsch: ruotprecht) Gottvater Odin oder Wotan, verballhornt als „Knecht Ruprecht“ (Der Knecht als Synonym für die in Knechtschaft genommene germanische Mythologie).
Trotz all dieser zweifelhaften Umstände wurde Weihnacht dennoch ein sehr populäres Fest der Alltagskultur. Von den mythologischen Zusammenhängen befreit, wird es auch von der Zivilgesellschaft angenommen und sogar von säkularen und freidenkenden Menschen als mittwinterliches Familienfest begangen.
Andreas Waldner
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