Auch die Galerie wird immer wieder als Bühne miteinbezogen, die Stiege sowieso. Star des Abends ist also der Rohbau der Bibliothek, die als Bühne für „Griseldis“ dient. Das handgeschriebene Stück wurde im Stift Marienberg entdeckt, stammt aus dem Jahr 1713 und wurde damals in Meran uraufgeführt.
Zum Stück: Der Markgraf Walter will Griseldis, die Tochter eines Kleinbauern, zur Frau und stellt die Bedingung, dass sie ihm immer gehorchen muss. Griseldis stimmt zu und heiratet ihn. Walter und seine ganze Grafschaft sind glücklich über die neue Markgräfin Griseldis, denn sie ist tüchtig, schön und überall beliebt. Bald gebiert Griseldis eine Tochter. Walter befiehlt, dass die Tochter getötet werden muss, weil das erstgeborene Kind ein Sohn sein soll. Griseldis fügt sich ohne Murren. Ein Jahr später gebiert Griseldis einen Sohn. Walter befiehlt, dass auch der Sohn getötet werden muss, weil Griseldis keine adelige Frau, sondern eine Bauerntochter ist. Das Geschehen nimmt seinen Lauf und erfährt am Ende eine überraschende Wendung.
Die 24 Schauspieler schütteln durch viel Bewegung den Staub des Sujets der geduldig-fügsamen Griseldis ab. Groß ist die Herausforderung auch, die aus heutiger Sicht gestelzte Sprache hinüberzubringen. Den Schauspielern gelingt dies, das Publikum ist bei der Premiere am 5. November 2015 begeistert irritiert.
Die Musik zum Stück hat Ernst Thoma komponiert. Toni Bernhart und Janina Janke haben die Figur der Griseldis auf der Bühne teilweise verfünffacht und damit eine gehorsame Griseldis für jede Altersstufe bereitgestellt. Die Regie, die Abfolge der Szenen ist beeindruckend. Ein Erlebnis, wenn auch ein anstrengendes.
Bemerkenswert sind die Kostüme, die Papierkostüme, auch die Schminke: Im Hintergrund müssen viele, fleißige Hände sein. Die nackte Umgebung im Rohbau der Bibliothek sorgt dafür, dass man gezwungen ist, sich auf das Stück, auf den gesprochenen Text zu konzentrieren.
Nach der Premiere ist der Klosterhof in ein Lichtermeer aus Fackeln getaucht. Im Medienraum gibt es einen Umtrunk mit Häppchen - und intensive Debatten und Gespräche über den Theaterverlauf, über das Stück, über die Regie...
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