Prad - Es ist Erntezeit im Vinschgau und somit die arbeitsintensivste Jahreszeit auch für den Bio-Kleinbauer Karlheinz Stocker.
Der engagiert-innovative „Ein-Mann-Unternehmer“ verbringt nun sehr lange Arbeitstage auf seinen Gemüse und Obstfeldern, um sich am Abend dann noch dem Vieh im Stall widmen zu können.
Alleine ist all diese Arbeit kaum zu schaffen und so meldet sich der Landwirt eines Tages auf eine Anzeige des Haus Rubens aus Mals. Die führenden Mitarbeiter der dortigen Flüchtlingsunterkunft, in welcher zur Zeit 50 Bewohner Zuflucht finden, bewerben sich mit dieser Annonce um Arbeit in der Landwirtschaft für ihre Schützlinge.
Der Kontakt zwischen Mals und Prad ist sofort hergestellt und nach Erledigung der bürokratischen Seite freut sich Karl Heinz Stocker auf das Kennenlernen seiner neuen Erntehelfer. So stehen nun bald darauf frühmorgens um 8.00 Uhr 3 junge afrikanische Männer freudestrahlend und voller Tatendrang vor seinem Gemüsefeld.
Kartoffeln müssen auf dem großen Acker aufgesammelt, eingeladen und sortiert werden, Gemüsebeete werden gemeinsam von Unkraut befreit und auf den Wiesen wartet bereits eine weitere Heuernte.
Tagelang arbeitete man gemeinsam in verschiedensten Tätigkeiten Seite an Seite, erzählt Stocker und berichtet voller Freude wie fleißig, exakt und ruhig die Arbeit mit seinen neuen Erntehelfern verlaufen ist.
Daher beschloss er, diese drei jungen Flüchtlinge auch bei der anschließenden Apfelernte einzusetzen. In kürzester Zeit waren die neuen Erntehelfer in die Geheimnisse der „Vinschger-Apfelklauber-Kunst“ eingeweiht, füllten bald Kiste um Kiste und waren bald nicht mehr aus dem Arbeitsalltag des Bauern wegzudenken.
In dieser intensiven Erntezeit kam sich die bunt gewürfelte Gruppe auch persönlich näher.
Der ruhige Yacouba Coulibaly aus Mali erzählte in beinah perfektem Hochdeutsch von seiner Zeit in seiner Heimat: dass auch er dort ein engagierter Gemüsebauer gewesen wäre, wie sehr er seine Arbeit dort geliebt hätte und wie sehr er sich wünschen würde, auch in Südtirol als Bauer zu arbeiten.
Eddy Teely und Bright Ienleaye beide aus dem fernen Nigeria, berichteten von Korruption in ihrem Land; von der großen dort herrschenden Armut und der dauernden Gefahr um ihr Leben.
Beide waren in ihrem Land jahrelang als Handwerker tätig. Bright als Elektriker und der immer fröhliche Eddy als Schlosser und Schweißer in einem großen Meisterbetrieb.
Auch sie würden sich wünschen weiterhin hier in Südtirol bleiben und arbeiten zu dürfen, verrieten sie mir. Sie hätten sich sehr gefreut hier im Vinschgau diesen solch hilfsbereiten, ehrlichen und mutigen Bauern aus Prad kennen gelernt zu haben. (co)
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