Othmar Patscheider: Für die Tal-Imker ist das Honigjahr 2016 sehr gut ausgefallen. Für jene in höheren Lagen war es etwas schwieriger. Doch insgesamt hat sich die Situation nach der frühen Blüte, dem plötzlichen Kälteeinbruch mit Frost im April und nach der Schlechtwetterperiode im Frühsommer noch sehr gut entwickelt.
Vinschgerwind: Die Bienen passen sich also den Wetterumständen an?
Patscheider: Ja, besonders die in unserem Bezirk heimische Carnica-Biene hat sich als sehr gut geeignet bewährt. Diese Bienerasse ist sehr sparsam und kann sich an die Wetterbedingungen in unserer Gegend bestens anpassen. Das bestärkt uns in unseren Bestrebungen, eine Schutzzone für diese Biene voranzutreiben, um den Einkreuzungen mit anderen Bienenrassen entgegen zu wirken. Entsprechende Bestrebungen laufen seit Jahren, und wir hoffen nun, dass unsere Vorstellungen auf politischer Ebene mitgetragen werden, um endlich weiter zu kommen. Viele Imker in unserem Bezirk sind überzeugt, dass eine Schutzzone zu Förderung der Carnica-Reinzucht ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Imkerei im Obervinschgau wäre.
Vinschgerwind: Bei der Honigbewertung in Prad werden 227 Honige aus ganz Südtirol bewertet. 31 kommen aus dem Bezirk Obervinschgau. Was macht einen guten Honig aus?
Patscheider: Die Bewertungskriterien sind Geruch, Geschmack, Konsistenz, Aufmachung, Wassergehalt und Sauberkeit. Honigexperten führen unterschiedliche Analysen durch. In Prad sind alle Interessierten Imker und Nicht-Imker eingeladen, sich bei freiem Eintritt mit der Thematik Bienen und Honig zu beschäftigen, ob bei der Ausstellung „Wunderwelt der Bienen“ oder bei der Honigverkostung. Informativ ist das Referat der Ernährungsexpertin Renate Frank zum Thema „Ein Leben lang gesund mit Honig“ am Samstag, 15. Oktober um 18.00 Uhr in „aquaprad“
Vinschgerwind: Obstbauern und Imker brauchen sich. Wie geht man angesichts der Pestizid-Situation miteinander um?
Patscheider: Wir reden viel miteinander, machen gemeinsame Flurbegehungen. Die meisten Bauern sind aufgeschlossen und haben verstanden, dass es dringend Rücksichtnahme braucht. Spritzungen in der Blütezeit vor allem bei Tag sind für Bienen gefährlich. Manche Pestizide greifen das Nervensystem der Bienen an, sodass diese nicht mehr zum Stock zurück finden. Auch Bienen-verträgliche Mittel haben ihre Tücken, weil sie die Flügel verkleben können. Doch wie gesagt: die meisten Bauern nehmen Rücksicht. Neben dem Pestizid-Problem ist auch die Varroa eine Herausforderung. Die meisten Imker haben mittlerweile gelernt, damit umzugehen und bekommen die Varroa in den Griff.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
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