Erst in der zweiten Woche gab es einen vollständigen Stundenplan und einen regulären Unterricht. Am Montag, den 3. Oktober 1966 war Unterricht. Am 4. Oktober, am Tag des hl. Franz von Assisi, war in ganz Italien schulfrei. 50 Jahre später, so schreibt Martin Trafoier in der Festschrift, beginnt das neue Schuljahr bereits am 1. September. Nach einer Planungsphase fängt der Unterricht am 5. September an, der Stundenplan wird digital verschickt und auf der Homepage der Schule veröffentlicht. Das jährliche Unterrichtssoll, d.h. das Jahresstundenkontingent pro Fach ist auf die Minute genau vorgeschrieben, die Unterrichtsverkürzungen gesetzlich geregelt, das Klassenbuch und Register gibt es nur mehr online. Die Schüler müssen 35 Wochen lang jeweils 34 oder 35 Unterrichtsstunden in der Schule oder bei Projekten, Lehrausflügen und diversen Förderprogrammen im In- und Ausland verbringen. Seit dem Schuljahr 2012/13 ist der Samstag schulfrei. Dies sind einige Änderungen am Beginn eines Schuljahres. In den letzten 50 Jahren hat sich aber auch sonst sehr vieles verändert. Bis vor einem halben Jahrhundert mussten Jugendliche aus dem Vinschgau, die eine Oberschule besuchen wollten, nach Meran, Bozen oder nach Brixen in ein Heim. Mit der neuen Oberschule konnten viele Jugendliche zu Hause wohnen und eine weiterführende Schule besuchen. Dadurch bekamen viele Vinschger, besonders Mädchen, die Möglichkeit, eine Oberschule zu besuchen. In den 70er Jahren gab es für die Vinschger Mittelschulabgänger neben der Berufsschule bereits zwei verschiedene Oberschulen: die Handelsschule in Schlanders und Mals und das Wissenschaftliche Lyzeum in Schlanders.
„Eines ist für mich klar: Das Real- und Sprachengymnasium öffnet Ausbildungs-, Arbeits-und Lebenswege.“
Sarah Ennemoser, Matura 2008 am Sprachengymnasium
Heute gibt es am Oberschulzentrum Mals drei verschiedene Schulrichtungen (Sozialwissenschaftliches Gymnasium SOGYM, Fachoberschule Wirtschaft FOWI und die Sportoberschule SPORT) und am Oberschulzentrum Schlanders vier verschiedene Fachrichtungen: das Realgymnasium (RG) und Sprachengymnasium (SG), die Technologische Fachoberschule (TFO) und die Wirtschaftliche Fachoberschule (WFO). Zusammen mit den Vinschger Berufs- und Fachschulen hat sich die Vielfalt der Wahlmöglichkeiten enorm vergrößert. Auch die Schülerzahlen und die Anzahl der Klassen haben im Laufe der Jahre zugenommen. Das Wissenschaftliche Lyzeum, das in der landesweiten Sprachregelung in Realgymnasium umgetauft wurde, hatte im Schuljahr 1975/76 mit 182 Schülern und 9 Klassen den Höchststand erreicht. In den letzten Jahren hat sich die Schülerzahl auf rund 100 bis 120 eingependelt. In diesem Schuljahr gibt es nur mehr 94 Schüler und 5 Klassen. Das Sprachengymnasium, das im Schuljahr 1989/90 als neuer Schulzweig eingeführt wurde, hatte lange Zeit großen Zulauf. Vor allem Mädchen besuchen das Sprachengymnasium. Im Schuljahr 2011/2012 besuchten 156 Schülerinnen und Schüler diesen Schultyp. Damals gab es 9 Klassen. In diesem Schuljahr besuchen 125 Schüler in 7 Klassen das Sprachengymnasium. Nicht nur die Professoren am Realgymnasium und Sprachengymnasium betrachten diese Entwicklung mit Sorge. Es sind nicht nur die schwachen Jahrgänge, welche die Schülerzahlen drücken. Mit der neuen Vinschgerbahn fahren viele aus dem Mittelvinschgau täglich nach Meran und besuchen dort eine Oberschule, obwohl dies mit längeren Fahrzeiten verbunden ist und das Angebot im Vinschgau groß und vielfältig ist.
„Es waren Jahre des Wilden Westens damals in der Südtiroler Schule. Aufbruch in Freiheit. Bozen und die schulverwalterischen Sesselfurzer weit weg.“
Sebastian Marseiler, Deutschprofessor 1973/74
Vor 50 Jahren war das Wissenschaftliche Lyzeum eine Außenstelle des Wissenschaftlichen Lyzeums Brixen. Erst 1972/73 wurde das Lyzeum unter Heinrich Kofler eine eigenständige Direktion. Wie Sebastian Marseiler in seinem Festbeitrag schreibt, hat die Schule lange ihre Eigenständigkeit erhalten und die pädagogischen Konzepte nicht in großen Fachtagungen von ausländischen Fachleuten übernommen, sondern in langen Gasthaussitzungen bei einem Glasl Roten oder bei einem Bier in aller Gemütlichkeit ausgetauscht. Große Veränderungen gab es um die Jahrtausendwende. 2004 konnte die Schule nach Umbau-, Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten in ein neues, helles und geräumiges Schulgebäude mit vielen Spezialräumen umziehen. Außerdem gab es technische, verwaltungstechnische und didaktische Veränderungen und mehrere große und kleine Schulreformen. Die Maturaprüfung wurde geändert, ein Schulprogramm wurde eingeführt, heute gibt es Rahmenrichtlinien und einen an Kompetenzen orientierten Unterricht, es wird getestet und intern und extern evaluiert. In der Festschrift geben ehemalige Schüler und Schülerinnen an, dass zu ihren Zeiten Pauspapier und Matrizen die modernsten technischen Hilfsmittel waren, später war es dann die Kopiermaschine, der Taschenrechner und das Videogerät. Nun sind alle im Zeitalter der Computer, Tablets und Smartphones angekommen. Heute überlegt sich die Schule mit der Schulführungskraft Verena Rinner die verschiedenen Schwerpunkte der Schule, wie die Allgemeinbildung, den Sprachunterricht und die naturwissenschaftlich-mathematische Ausbildung weiter auszubauen und den Schülern durch eine Anerkennung von Bildungsguthaben und ansprechenden Wahlmöglichkeiten unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zu ermöglichen.
„Es geht nicht um „Google oder Goethe“, wie neulich eine Schlagzeile in einer deutschen Zeitung provokativ ausrief, es geht um Google und Goethe.“
Direktorin Verena Rinner
In den verschiedenen Beiträgen ehemaliger Schüler und Schülerinnen kommt in der Festschrift deutlich zum Ausdruck, dass die Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern vor allem ein Ort der Begegnungen und der persönlichen Entwicklung ist. Ausflüge, Lehrfahrten, Auslandsaufenthalte, Sprachreisen, Maturareisen, Puppentheater, EU-Comenius-Projekte, Schüleraustausch, das Erstellen einer Schülerzeitung, Theaterbesuche, Autorenlesungen, Sporttage und Klassenfahrten bleiben stärker in Erinnerung als Schularbeiten, Tests, das Übersetzen lateinischer Texte und das Lösen mathematischer Gleichungen. Obwohl alle wissen, dass auch das zum Schulalltag gehört.
11 Direktoren und 2 Direktorinnen
Martin Benedikter 1966/67 (Schlanders ist Außenstelle von Brixen)
Josef Strobl 1967/68 bis 1971/72
Heinrich Kofler 1972/73 (eigenständige Direktion)
Josef Torggler 1973/74 bis 1975/76
Josef Feichtinger 1976/77 bis 1977/78
Joseph Georg Simmerle 1978/79
Heinrich Kofler 1979/80 bis 1994/95
Christian Werth 1995/96 bis 2001/02
Heidrun Donà 2002/03 bis 2003/04
(gleichzeitig Direktorin der HOB (Handelsoberschule) und GOB (Gewerbeoberschule) Schlanders)
Franz Josef Oberstaller 2004/05 bis 2005/06
Gustav Tschenett 2006/07 bis 2008/09
Herbert Raffeiner 2009/10 bis 2013/14 (Oberschulzentrum Schlanders – OSZ)
Verena Rinner seit 2014/15
50-Jahr-Feier
des Realgymnasiums Schlanders
am Samstag, 1. Oktober 2016 ab 9 Uhr
im Real- und Sprachengymnasium in Schlanders
{jcomments on}