Dienstag, 05 Juli 2016 09:26

Große Leidenschaft für den Film

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s17 thoeniPaul E. Thöni aus Prad ist gelernter Tischler, so wie sein Vater Ernst und sein Bruder Josef. Die Tischlerei Thöni hat sich auf Stühle spezialisiert, Thöni Stühle sind eine Marke. Immer wieder hat er im Betrieb gearbeitet. Aber seine Leidenschaft galt dem Film. Paul Ernst Thöni hat auch noch andere Hobbys. Er war Stuntman in der Filmstadt Bavaria München, Schwimmlehrer in Prad, Skifahrer, Motorradfahrer, Hobbymusiker und Gitarrenbauer.

von Heinrich Zoderer

Wir sitzen auf der Terrasse seines Heimathauses in der St. Antonstraße. Paul erzählt vor allem von seiner Jugend nach der Schulzeit und von den verschiedenen Filmen, die er zusammen mit anderen gedreht hat.

Heute ist er aktiv bei den Filmfreunden in Prad dabei, aber sonst lebt er zurückgezogen und will kein großes Aufsehen über seine Person machen. Er hat Angst, wenn das alles aufgeschrieben und veröffentlicht wird, dass er dann als Angeber dasteht. Das möchte er nicht. In einer Zeit, als es noch kein Fernsehen gab, hat er sich für Filme interessiert. Nach der Tischlerlehre ist er nach München, um das Filmen zu lernen. Die Filmtechnik, der Schnitt, der Handlungsbogen in einem Film, das Erzeugen von Spannung, das Auflösen einer Szene, das alles hat ihn interessiert. Dabei ging es ihm nicht um Unterhaltung, sondern mehr um die Dokumentation, das Aufzeigen von Alltagsproblemen, um Spielfilme und um Filmexperimente. Der Film als neues Medium, das faszinierte ihn. In München hat Paul verschiedene Personen kennengelernt. Viel gelernt hat er auch von Mario Deghenghi, einem Rai-Kameramann aus Meran und von Karl Schedereit, einem bekannten Filmemacher aus Meran, der mehrere Dokumentar- und Spielfilme produzierte und auch für das ZDF arbeitete. Mitte der 60er Jahre gab es eine Gruppe Jugendlicher in Prad, die Spielfilme drehten. „Schatten der Freiheit“ hieß der erste Film. Ludwig Veith hatte eine Super 8 Kamera. Roland Rieder und viele andere waren dabei. Auch Paul spielte mit. Es ging um Jugendprobleme, Drogen, Alkohol, eine Entführung, Streitigkeiten mit den Erwachsenen. Es war ein Film voller Dramatik und Aktionen. Es gab Schlägereien und wilde Autofahrten. Der nächste Film trug vor allem die Handschrift von Roland Rieder. Es war wieder ein Spielfilm. „Virus“ hieß der Titel. Ein gefährliches Virus verbreitete sich, es kam zu einer Verfolgungsjagd. Später hat sich Paul eine 16mm Kamera gekauft. 8 Millionen Lire hat sie gekostet. Das war sehr viel Geld. Aber er wollte professionelle Filme fürs Fernsehen drehen. In Prad hat er sich ein Filmstudio eingerichtet. Oft fuhr er nach München, um die Filme zu entwickeln. Damals gab es noch die Grenzen. Alles war kompliziert und er musste schauen, wie er durch die Grenzkontrollen kam. „Delirium“ war einer der ersten Filme, die Paul Thöni zusammen mit Rudi Capone und Hermann Gianordoli für das Fernsehen produzierte. Der Schwarzweißfilm handelt von einem Alkoholiker, der von seiner Sucht nicht los kommt, Alpträume hat und im Delirium landet. Der Film ist nur 18 Minuten lang, großteils ein Stummfilm, aber mit ausdrucksstarken Bildern. Der Tod, ein Mann in einer schwarzen Kutte bzw. mit einem Sarg, tritt auf und verfolgt den Alkoholiker. Der Film wurde im Vinschgau und auch bei den 12. Bozner Filmtagen aufgeführt und auch in Deutschland gezeigt. Sie erhielten auch Preise. Da bei diesem Film ein Laienschauspieler in einen Sarg gelegt wurde, verbreiteten sich Gerüchte im Dorf und es kam zu einer Anzeige. Die Filmemacher wurden beschuldigt Schwarze Messen zu veranstalten. „Am Fuße des Ortlers“, sowie „Lärm und G’schrei“ sind zwei weitere Filme. Beim ersten Film geht es um das Land, die Leute und das tägliche Brot, wie der Film im Untertitel heißt. Von den Korrnern, den Schwabenkindern und dem Beginn des Tourismus wird erzählt, über die Wasserwaale und über den Obstanbau. Ausführlich wird der Kornanbau und das Brot backen dargestellt. Der zweite Film, den Thöni zusammen mit Stefan Tschenett produzierte, handelt vom Brauchtum im Obervinschgau. In seinen jungen Jahren war Paul Thöni auch in der Filmstadt Bavaria München als Stuntman tätig. Dabei musste er von Zügen und aus brennenden Häusern springen und weitere gefährliche Aktionen machen. Roland Thöni ist sein Cousin und Gustav Thöni sein Nachcousin. Alle drei sind gleich alt und waren begeisterte Skifahrer. Auch Paul war ein guter Skifahrer, aber nicht so erfolgreich wie Roland und Gustav. Paul Thöni ist außerdem Hobbymusiker und Gitarrenbauer. Zusammen mit Walter Karner, Roman Gruber und Walter Wallnöfer gründeten sie die Band „Milestones“ und spielten im Vinschgau, aber auch im Rossstall in Nauders und in Müstair in der Schweiz. Es war die Zeit der Beatles, sie hatten lange Haare, mussten aber alles selber lernen und ausprobieren. Damals gab es noch keine Musikschule. Sehr oft fuhr Paul zusammen mit anderen Kollegen mit seinen Motorrädern, Kawasaki Z900, durch ganz Europa, insgesamt mehr als 500.000 km. Heute ist er gerne zu Hause und schaut alte Filme an.

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