Als Optanten-Tochter hatte sie während des Krieges die Lehrerausbildung in Innsbruck absolviert. Frieda war damals überglücklich, dem Italienisch-Unterricht entflohen zu sein. „Mir hat das Lernen dort so gefallen“, betont sie. Weniger gefiel ihr, dass sie die Uniform der Hitler-Jugend tragen musste und anstatt in die Kirche ins Kino gehen sollte. Katholisch geprägt fand sie sich damit nicht ab. Mit der Uniform-Jacke verkehrt herum schlich sie heimlich zur Frühmesse.
Bombenhagel zu Weihnachten 1943 über der Stadt zerstörte das Schulgebäude. Frieda stand gerade am Bahnhof und war heilfroh, als der Zug in Richtung Heimat abfuhr. Ihre Eltern wollten sie nach den Ferien nicht mehr nach Innsbruck fahren lassen. Sie weinte, begehrte auf und erreichte, dass sie die Schule fortsetzen konnte. Diese war inzwischen ins Zillertal verlegt worden. Mit dem Matura-Diplom, das sie kurz vor dem Zusammenbruch im Mai 1945 im Schnellverfahren erreicht hatte, kehrte sie in einem Tross von Flüchtlingen und Soldaten auf abenteuerliche Weise in den Vinschgau zurück. Bereits im Herbst desselben Jahres begann sie ihre Tätigkeit als Lehrerin in Kortsch. Sie unterrichtete 48 Schülerinnen und Schüler von der vierten bis zur achten Schulstufe in einem Klassenraum. „Es war sehr anstrengend und ich habe oft abends geweint“, erinnert sie sich. Beherzt gab sie ihr Bestes. Nach zehn Jahren in Kortsch erhielt sie eine Stelle in Schlanders. Dort waren die Klassen etwas kleiner. Inzwischen hatte Frieda mit dem Lehrer Gustl Oberegelsbacher einen verständnisvollen lieben Freund gefunden, mit dem sie 1958 eine Familie gründete. Die Hochzeitsreise führte das Paar nach Maria Trens, nach Florenz, Rom und Venedig. „Wir haben die Tage genossen. Als uns das Geld ausgegangen ist, haben wir uns eines schicken lassen“, lacht sie. Im Zubau von Friedas Elternhaus richteten sich die jungen Eheleute ihre Wohnung ein und freuten sich über ihre drei Mädchen und den Jungen. „Er war unser Sonnenschein mit Down-Syndrom“, betont Frieda. Um Kinder, Haushalt und Schule unter einen Hut zu bringen, verpflichtete sie ein Hausmädchen. Der niedrige Lehrerlohn reichte gerade für deren Bezahlung samt Anmeldung. „Doch der Beruf und meine Unabhängigkeit sind mir immer wichtig gewesen“, erklärt sie. Nach 29 Unterrichtsjahren ging Frieda in Pension. Sie war 48 Jahre alt.
„Dann ist es los gegangen“, meint sie. Mit der damaligen Schul- und Sozialpolitik und mit so manchen Ungereimtheiten in der männlich geprägten Gemeindeverwaltung war sie, wie viele andere, nicht zufrieden. „Auch die Verzögerung beim Bau einer geeigneten Struktur für die „Lebenshilfe“ hat mich geärgert“, so Frieda. Von SVP-Funktionären wurde sie gebeten, für den Gemeinderat zu kandidieren. Sie zögerte anfangs, wollte schon nein sagen. Dann hörte sie einen angesehenen Bürger sagen: „Was hat eine Frau denn im Gemeinderat zu suchen?“ Das ärgerte sie so sehr, dass sie sich der Wahl stellte. „Zuerst die Männer, dann die Rindviecher und dann erst die Frauen, diese damalige Wertigkeitsskala wollte ich aufbrechen“, sagt sie. Hinter ihr standen viele Frauen aber auch Männer. Als Dritt-Gewählte in den Gemeinderat schaffte sie es 1974 als erste Frau in den Ausschuss von Schlanders. Zuständig für Schule, Kultur und Soziales setzte sie sich zielstrebig für Kinderspielplätze, Bibliothek, Kindergarten und vieles mehr ein. Sie zapfte brach liegende Geldquellen in Bozen an, die dann viele nötigen Investitionen ermöglichten. Mutig und entschlossen kämpfte sie für die Schwachen und um Tranzparenz in der Gemeindeverwaltung. „Wenn ich Unrechtes gesehen haben, habe ich sofort gehandelt“, erklärt sie. Mit einem Misstrauensantrag stürzte sie sogar den Bürgermeister. Um den Frauen eine Stimme zu geben, gründete sie SVP-Frauen-Gruppe. Nach einer Amts-Periode stieg Frieda aus der Politik aus und setzte ihre Kräfte für die Struktur „Lebenshilfe“ ein. Ihr Sohn ging bis zu seinem Tod 1998 dort ein und aus. Frieda erledigte die Buchhaltung, sammelte Spenden, bastelte für Märkte und vieles mehr. Ihr Mann stärkte ihr stets den Rücken.
Er ist noch heute ihre Stütze, genauso wie ihre Töchter. „Ehe, Familie und Glaube haben mir viel Kraft gegeben“, sagt sie. Seit einiger Zeit macht ihr ein Lungenleiden zu schaffen. Gut tut ihr der Meeraufenthalt, auf den sie auch mit 90 Jahren nicht verzichten möchte.
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